9 April 2012 |
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Wer behält Recht? |
1.) Der allgemeine Volksmund, der subjektiv geleitet und mit saloppem Sprachgebrauch meist plumpe, nicht begrifflich-scharf abgegrenzte „suboptimale“ Aussagen trifft, wenn nicht sogar fälschliche („Die Erde ist eine Scheibe!“)?
2.) Oder die Wissenschaft, die sich an messbare, objektive Fakten hält („Die Erde ist ein Globus!“)?
Ein Beispiel: Obst und Gemüse |
Volksmund
In der Küche unterscheidet man zwischen Obst und Gemüse wahrscheinlich nach Zuckergehalt und ob man das betreffende Nahrungsmittel z.B. kochen muss oder ob es roh verzehrt werden kann.
Wissenschaft
Eine präzise Unterscheidung von Obst und Gemüse ist in der Biologie (genauer: in der Botanik) nicht (eindeutig) festgelegt, d.h. mehr oder weniger gibt es sie nicht.
Eher hat die Küche diese Bezeichnungen erfunden, denn in der Botanik gibt es nur Früchte (Kirschen, Zucchini usw.), Knollen (Kartoffeln), Zwiebeln (Zwiebeln :-)) und Blätter (Spinat).
Stückweit ist die Einteilung daher eine Einteilung des Gartenbaus und des Handels, also konstruiert und dient mit der Klassifizierung lediglich einer strukturierteren (und damit erleichterten) Wahrnehmung.
In der Wissenschaft selbst gibt es keine spezifische Unterscheidung, dort wird gemObst (Kofferwort aus Gemüse und Obst).
Ein weiteres Beispiel: Mensch und Tier |
Volksmund
Angeblich sei der Mensch das edlere, empfindsamere Wesen gegenüber dem Tier und damit „besser(gestellt)“, woraus eine hierarchische Ordnung abgeleitet wird.
Die Diskriminierung (von lat.: discriminare = trennen, unterscheiden) der Tiere ermöglicht zunächst eine künstliche Trennung/Abspaltung von den (Säuge-)Tieren.
Der damit geschaffene Abstand zum Andersartigen kann man sich dann zu Nutzen machen, zur „Befriedigung seiner leiblichen Bedürfnisse töten“ (Mahatma Ghandi).
Die Ausblendung von tierischer Leidensfähigkeit begünstigt eine „ertragbare kognitiven Verarbeitung“ fehlerhaften Verhaltens.
Wissenschaft
Der Mensch (Homo sapiens) ist innerhalb der biologischen Taxonomie ein Säugetier aus der Ordnung der Primaten (Primates). Er gehört zur Unterordnung der Trockennasenaffen (Haplorhini) und dort zur Familie der Menschenaffen (Hominidae).
Eine Unterscheidung („Diskriminierung“) zwischen dem Tier und dem Menschen gibt es in der Zoologie daher nicht und berechtigt einem ethisch handelnden Wesen wie den Menschen daher auch nicht eine Unterscheidung zum eigenen Vorteil vorzunehmen.
Eine Unterscheidung zwischen Mensch und Tier ist daher nur ein selbstdienliches Konstrukt und „Volksmund-Gesappere“.
Angemerkt sei noch, dass „Unterscheidungen“ im Grunde ein wesentliches Strukturierungsprinzip unseres Gehirn darstellen und in einer als chaotisch empfundenen (Um-)Welt „lebensnotwendig“ sind.
Allerdings sollte eine Unterscheidung nicht zur Benachteiligung anderer führen.
1 Kommentare zu “Kunstbegriffe”
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Wer behält Recht? Die Natur mit ihren klaren Gesetzen.
„Zu erforschen, zu erfahren,
Wie Natur im Schaffen lebt.
Und es ist das ewig Eine,
Das sich vielfach offenbart;
Klein das Große, groß das Kleine,
Alles nach der eigenen Art.
Immer wechselnd, fest sich haltend;
Nah und fern und fern und nah;
So gestaltend, umgestaltend – Zum Erstaunen bin ich da.“
Goethe
Schön geschriebener und interessanter Artlikel – danke!
LG – Pythia