Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

16 
 Dezember 
 
2018


 

DICHTUNG Erich Kästner
LESUNG Heinz Rühmann
BEREITSTELLUNG wortlover


 

Der Schnee hängt wie kandiertes Obst im Wald.
Es war ganz gut, daß ich gleich gestern fuhr.
Den Bäumen sind vielleicht die Füße kalt …
Doch was weiß unsereins von der Natur.

Der Schnee, das könnte klarer Zucker sein.
Als Kind hat man oft ähnliches geglaubt.
Wieso fällt mir das heute wieder ein,
und weshalb überhaupt?

Vorher sind Wolken da. Und nachher schneit’s.
Wie aber kommt der Schnee da erst hinauf?
Die Welt ist, wie gesagt, von großem Reiz.
Man paßt nur gar nicht auf.

Die kleinen Flocken tanzen ein Ballett,
und viele große Berge sehen zu.
Das schneit und schneit! Die Erde liegt zu Bett.
Und kaltes Wasser hab ich auch im Schuh.

Wenn man so ganz allein im Walde steht,
begreift man nur sehr schwer,
wozu man in Büros und Kinos geht.
Und plötzlich will man alles das nicht mehr!

Ich las, es soll die ganze Woche schnein.
Für einen Menschen, der auf sich was hält,
ist es nicht leicht, im Schnee allein zu sein.
Da wackelt, eh er’s denkt, die ganze Welt.

Na ja. Schon gut. Dort fließt ja auch ein Bach
und tut, als gab es weiter nichts als ihn.
Es ist so furchtbar still. Mir fehlt der Krach.
Die ersten Nächte lieg ich sicher wach
und möchte nach Berlin.”

 
 
5 
 Juni 
 
2018

Schlagwörter

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[…]

Aus Gras wird Heu. Aus Obst Kompott.
Aus Herrlichkeit wird Nahrung.
Aus manchem, was das Herz erfuhr,
wird, bestenfalls, Erfahrung.

[…]

 
 
9 
 April 
 
2012


 

Wer behält Recht?

1.) Der allgemeine Volksmund, der subjektiv geleitet und mit saloppem Sprachgebrauch meist plumpe, nicht begrifflich-scharf abgegrenzte “suboptimale” Aussagen trifft, wenn nicht sogar fälschliche (“Die Erde ist eine Scheibe!”)?

2.) Oder die Wissenschaft, die sich an messbare, objektive Fakten hält (“Die Erde ist ein Globus!”)?

 

Ein Beispiel: Obst und Gemüse

Volksmund
In der Küche unterscheidet man zwischen Obst und Gemüse wahrscheinlich nach Zuckergehalt und ob man das betreffende Nahrungsmittel z.B. kochen muss oder ob es roh verzehrt werden kann.

Wissenschaft
Eine präzise Unterscheidung von Obst und Gemüse ist in der Biologie (genauer: in der Botanik) nicht (eindeutig) festgelegt, d.h. mehr oder weniger gibt es sie nicht.
Eher hat die Küche diese Bezeichnungen erfunden, denn in der Botanik gibt es nur Früchte (Kirschen, Zucchini usw.), Knollen (Kartoffeln), Zwiebeln (Zwiebeln :-)) und Blätter (Spinat).

Stückweit ist die Einteilung daher eine Einteilung des Gartenbaus und des Handels, also konstruiert und dient mit der Klassifizierung lediglich einer strukturierteren (und damit erleichterten) Wahrnehmung.
In der Wissenschaft selbst gibt es keine spezifische Unterscheidung, dort wird gemObst (Kofferwort aus Gemüse und Obst).

 

Ein weiteres Beispiel: Mensch und Tier

Volksmund
Angeblich sei der Mensch das edlere, empfindsamere Wesen gegenüber dem Tier und damit “besser(gestellt)”, woraus eine hierarchische Ordnung abgeleitet wird.
Die Diskriminierung (von lat.: discriminare = trennen, unterscheiden) der Tiere ermöglicht zunächst eine künstliche Trennung/Abspaltung von den (Säuge-)Tieren.
Der damit geschaffene Abstand zum Andersartigen kann man sich dann zu Nutzen machen, zur “Befriedigung seiner leiblichen Bedürfnisse töten” (Mahatma Ghandi).
Die Ausblendung von tierischer Leidensfähigkeit begünstigt eine “ertragbare kognitiven Verarbeitung” fehlerhaften Verhaltens.

Wissenschaft
Der Mensch (Homo sapiens) ist innerhalb der biologischen Taxonomie ein Säugetier aus der Ordnung der Primaten (Primates). Er gehört zur Unterordnung der Trockennasenaffen (Haplorhini) und dort zur Familie der Menschenaffen (Hominidae).
Eine Unterscheidung (“Diskriminierung”) zwischen dem Tier und dem Menschen gibt es in der Zoologie daher nicht und berechtigt einem ethisch handelnden Wesen wie den Menschen daher auch nicht eine Unterscheidung zum eigenen Vorteil vorzunehmen.

 

 
Eine Unterscheidung zwischen Mensch und Tier ist daher nur ein selbstdienliches Konstrukt und “Volksmund-Gesappere”.
Angemerkt sei noch, dass “Unterscheidungen” im Grunde ein wesentliches Strukturierungsprinzip unseres Gehirn darstellen und in einer als chaotisch empfundenen (Um-)Welt “lebensnotwendig” sind.
Allerdings sollte eine Unterscheidung nicht zur Benachteiligung anderer führen.