13 August 2017 | |
Jedem Anfange wohnt ein Zauber inne…
von: Hermann Hesse [1]Stufengedicht
… so auch dem Zeilenanfang.
Mir ist durchaus bewusst, dass man Wörter groß schreibt, die…
- … Eigennamen, Substantive oder nominalisierte Verben sind
- … die am Satzanfang stehen
- … die am Zeilenanfang stehen (z.B. in der Elegiendichtung beim Hexa- oder Pentameter)
Diese Formalien sollten ebenso verbindlich sein wie die Zeilenumbrüche, was konkret bedeutet, dass ein Zeilenumbruch eben erst dann erfolgt, wenn die vorgeschriebenen Versfüße „abgelaufen“ sind.
Für mich ist das Versmaß allerdings eine audiophile, dem Ohr wohlwollende, gleichmäßige Verteilung der Silbenmasse und unterstreicht den klanglichen Charakter, ist vielleicht durch das alternierende Hebungs- und Senkungsspiel der Silben mitunter sogar dafür unerlässlich.
Das Versmaß bedient also den klanglichen Aspekt.
Für den semantischen Aspekt [2]die Sinnerfassung betreffend erscheinen mir die Zeilen der griechischen Versmaße allerdings oft zu lang und markieren darüberhinaus auch nicht sinnrelevante Wortgruppen, fassen diese nicht verständnisfördernd in „Blöcken“ zusammen.
Kurzum: das sinnforschende Auge erleidet einen Stoß und wird in seiner Lesefreude getrübt.
Daher halte ich es durchaus für sinnvoll, nachdem durch Einhaltung des Vermaßes das Ohr befriedigt wurde, diesen „Genuss“ auch dem Auge angedeihen zu lassen und werde Zeilenumbrüche nach Sinnabschnitten vornehmen entgegen geltender Konventionen.
Zeilenumbrüche sind für mich auch „geistige Umbrüche.
Fußnoten