Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

1 
 Mai 
 
2008

abgelegt in
Kapitel II.

 

Der schaffende Weltgeist als Triumphator

 
Im Anfang der jungend Erdenzeit,
als fahler Sternenglanz des Himmelsgewölbes
noch mit matter Wange
in die ewigen Wasser des Weltmeers hinabblickte,
bedrang der Finsternis dichtgewebtes Nebelkleid
des goldenen Sonnenballes
hehren und immerdar währenden Glanzes.

Bleiern senkten sich im Ätherreich
die grauen Schatten und rühmten sich
des eisreifbeblümten selbstgeflichteten Siegeskranzes.

Nur auf den schaukelnder Silberwogen des Weltmeers
erkühnte mit schimmernden Gewand sich der Weltengeist,
zum hühnenhaften Meistertanz.

Mit mächtig schlagenden Götterschwingen
vermochte ER allein zu ringen
mit dem stürmischen Wüten finsterer Mächte,
dem aufbegehrenden Wogenspiel.

Sein waltender Flügelschlag
lag peitschend
über der schäumenden Gicht
und ließ mit aufgepeitscher Windesstärke
die Wassermassen zu hohem Walle
türmend schwellen.

Und aus dem gähnenden Rachenschlund
der schwarzen, gebärenden Meerestiefe
erhob sich brausend geweckt,
rüstern zum Streite gebirgisch gereckt
der Landesfeste trock’ner Erdengrund,
als wenn jener seit Ureszeiten
im Meeresbusen schliefe.

Das Zucken gleisender Blitze enteilte,
verweilte hinforten nimmermehr.

Der Wolkengase erstickender Schleier
entschwand alsbald durch Windesmacht
und lichtete jäh den Blick zum Sternenheer.

Die Finsternis entfloh, triumphentmachtet,
und ICH gebar das Licht,
dem Schattenreiche ungemach.

 

 
So schied ICH des Nachts graue Schleiermacht
von des Tages blendender Lichterpracht,
dessen goldener Strom
des ersten Morgens gleisender Sonnenbahn nun taufte.

Im Taumel süßen Lebenswahns
funkelte lichter Au’n kristallner Morgenreif,
farbenfroh ergoss sich dufter Blütentraum.

Ragend wölbte sich der Gebirge Rücken,
tragend als wuchtige Säulen
der himmlischen Wolkenbautenm,
die heimsche Stätte mir.

Meiner Schöpferhände schaffendes Regen
senkte mit mütterlich waltendem Streben
und wuchsbedachtem Göttersegen
der Wälder Bäume
in den fruchtbaren Schoß
der empfangenden Erde.

Zum keimenden Lebensbund
grub ich der Bäche verschlungene Pfade,
vom felsrinnenden Quell
bis hin zum weitentlegenen Ozeane.

Mit Allmacht sprechendem Herrschermund
gebot ich,
dass die ewigen Wasser sich füllen mögen
mit allerlei tierischem Gewimmel,
auch die verwaiste Landesfeste
hervorbringe allerlei Getier,
ein jedes nach seiner Art,
und der Vögel süße Sängerschar
mit Hymnengesang umkränzen sollen,
den weißen Wolkenflausch,
als gefiederte Wächter
meiner Himmelspforte.

Und da mein Werk der reichen Schöpfertat
micht freudig stimmt
„,

wähnt ich im Busen insgeheim,
im Anblick dieses wunderlichen Scheins,

sei zum Zeichen ewig währenden Friedensbundes
über der reichen Gebirge gähnenden Schlundes
des Regenbogen farbenschillernder Steg gekrümmt.


 

1ter Mai 1827,  Scardanelli *    

 
 

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