Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

27 
 Januar 
 
2018


 

Martin Suter - Montecristo

Als sein Intercity gewaltsam zum Stehen kommt, ahnt Jonas Brand noch nicht, in welches Abenteuer er gerade gerät. Die Weiterfahrt ist blockiert, draußen liegt ein Toter. Brand schultert die Kamera, hält die beklemmende Situation fest und befragt die Mitreisenden. Er ist freischaffender Videojournalist, der allerdings von Höherem träumt: Er möchte Filme machen, und sein Projekt »Montecristo«, eine Geschichte über Verrat, Betrug und späte Rache, hat Blockbuster-Potenzial – wenn ihm nur jemand eine Chance geben würde. Als er sich in Marina Ruiz verliebt und sie ihm seine Träume entlockt, rücken diese erneut in den Vordergrund. Knapp drei Monate später spielt ihm der Zufall wieder etwas Seltsames in die Hände: zwei Hundertfrankenscheine mit identischer Seriennummer – beide, wie man ihm bei der Bank verblüfft bestätigt, eindeutig echt. Und dann wird Brands Wohnung durchwühlt und er selbst auf offener Straße zusammengeschlagen und beraubt. Jemand soll offenbar eine Ungereimtheit aus der Welt schaffen – und damit zugleich Zweifel an der Glaubwürdigkeit einiger staatstragender Persönlichkeiten.

Quelle: Diogenes-Verlag

Zufälle werden kunstvoll in den Handlungsteppich möglicher Gesetzmäßigkeiten eingewoben.
Statistische Unwahrscheinlichkeiten rücken in den Kreis der faktischen Realität.
Ein wahres Gesellenstück in der heimlichen Werkstatt des Literaturbetriebes.

 
 
16 
 Dezember 
 
2017


 

›Small World‹ ist Fallstudie, Gesellschaftsroman und Thriller in einem. Konrad Lang, Mitte sechzig, wird auf einmal wieder von intensiven Bildern aus der Kindheit heimgesucht. Und es zieht den heruntergekommenen alten Mann magisch zur Villa seiner ehemaligen ›Familie‹, wo man sich seiner nur ungern erinnert. Was geht mit ihm vor?, fragt sich vor allem die achtzigjährige Elvira Senn besorgt, unangefochtenes Oberhaupt dieser Familie und große alte Dame der renommierten Schweizer Koch-Werke. Sie ist irritiert von Konrads wachsendem Erinnerungsvermögen, und mit gutem Grund: Elvira hat nämlich etwas zu verbergen. Konrads Kindheit und Jugend waren denkbar ungewöhnlich. Als uneheliches Kind eines Dienstmädchens, aber Spielkamerad – oder vielmehr Lakai – eines gleichaltrigen Multimillionärssohns, ist er aufgewachsen in der Welt der Reichsten, ohne dort je akzeptiert zu sein. Und jetzt möchte der verwirrte alte Mann nur eines: zurück in den Schoß der Familie, die ihn sicher nicht nur gut behandelt hat. Elvira Senn nimmt ihn auf, als Pflegefall. Doch Konrad wird für sie zu einer zunehmenden Bedrohung. Zumal er in der Familie unerwartet eine Beschützerin gefunden hat. Ein dramatischer Wettlauf gegen die Zeit, gegen die rätselhafte Erkrankung und gegen die immer panischeren Widerstände der alten Dame beginnt. Er endet in einem fast heiteren Finale.

Quelle: Diogenes-Verlag

Die filmische Adaption ist für mich eine missglückte Jamaika-Koalation.

Während das Buch in weitem Bogen schillernd prismatisch jeden Farbton des Regenbogens anschlägt, mattet der Film als dumpfer Abglanz lediglich in den Farben Schwarz-Grün-Gelb nur so dahin…