Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

11 
 November 
 
2022

abgelegt in
Filme | Vorischt, Falle!

 

Die etwas ältere Dame, die den 500-DM-Schein wechselt, ist keineswegs naiv oder leichtgläubig, sie ist einfach nur vertrauenswürdig.
Vertrauenswürdigkeit ist bei dieser Frau, die die Nachkriegsjahre und den damaligen notwendigen Zusammenhalt miterlebt hatte, wohl selbstverständlich und NORMAL.
Für die nachfolgende Generation ist dieses “Urvertrauen” in den Mitmenschen meist nicht mehr nachvollziehbar.
Vielleicht ist “Vertrauenswürdigkeit” auch ein Generationenbegriff…

 
 
27 
 Januar 
 
2018


 

Martin Suter - Montecristo

Als sein Intercity gewaltsam zum Stehen kommt, ahnt Jonas Brand noch nicht, in welches Abenteuer er gerade gerät. Die Weiterfahrt ist blockiert, draußen liegt ein Toter. Brand schultert die Kamera, hält die beklemmende Situation fest und befragt die Mitreisenden. Er ist freischaffender Videojournalist, der allerdings von Höherem träumt: Er möchte Filme machen, und sein Projekt »Montecristo«, eine Geschichte über Verrat, Betrug und späte Rache, hat Blockbuster-Potenzial – wenn ihm nur jemand eine Chance geben würde. Als er sich in Marina Ruiz verliebt und sie ihm seine Träume entlockt, rücken diese erneut in den Vordergrund. Knapp drei Monate später spielt ihm der Zufall wieder etwas Seltsames in die Hände: zwei Hundertfrankenscheine mit identischer Seriennummer – beide, wie man ihm bei der Bank verblüfft bestätigt, eindeutig echt. Und dann wird Brands Wohnung durchwühlt und er selbst auf offener Straße zusammengeschlagen und beraubt. Jemand soll offenbar eine Ungereimtheit aus der Welt schaffen – und damit zugleich Zweifel an der Glaubwürdigkeit einiger staatstragender Persönlichkeiten.

Quelle: Diogenes-Verlag

Zufälle werden kunstvoll in den Handlungsteppich möglicher Gesetzmäßigkeiten eingewoben.
Statistische Unwahrscheinlichkeiten rücken in den Kreis der faktischen Realität.
Ein wahres Gesellenstück in der heimlichen Werkstatt des Literaturbetriebes.

 
 
26 
 Juni 
 
2016


 

DICHTUNG Hermann Hesse
LESUNG Matthias Habich
BEREITSTELLUNG LYRIK & MUSIK


 

Nachts im Traum die Städt’ und Leute,
Ungeheuer, Luftgebäude,
Alle, weißt du, alle steigen
Aus der Seele dunklem Raum,
Sind dein Bild und Werk, dein eigen,
Sind dein Traum.

Geh am Tag durch Stadt und Gassen,
Schau in Wolken, in Gesichter,
Und du wirst verwundert fassen:
Sie sind dein, du bist ihr Dichter!
Alles, was vor deinen Sinnen
Hundertfältig lebt und gaukelt,
Ist ja dein, ist in dir innen,
Traum, den deine Seele schaukelt.

Durch dich selber ewig schreitend,
Bald beschränkend dich, bald weitend,
Bist du Redender und Hörer,
Bist du Schöpfer und Zerstörer.
Zauberkräfte, längst vergeßne,
Spinnen heiligen Betrug,
Und die Welt, die unermeßne,
Lebt von deinem Atemzug.