Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

27 
 Januar 
 
2018


 

Martin Suter - Montecristo

Als sein Intercity gewaltsam zum Stehen kommt, ahnt Jonas Brand noch nicht, in welches Abenteuer er gerade gerät. Die Weiterfahrt ist blockiert, draußen liegt ein Toter. Brand schultert die Kamera, hält die beklemmende Situation fest und befragt die Mitreisenden. Er ist freischaffender Videojournalist, der allerdings von Höherem träumt: Er möchte Filme machen, und sein Projekt »Montecristo«, eine Geschichte über Verrat, Betrug und späte Rache, hat Blockbuster-Potenzial – wenn ihm nur jemand eine Chance geben würde. Als er sich in Marina Ruiz verliebt und sie ihm seine Träume entlockt, rücken diese erneut in den Vordergrund. Knapp drei Monate später spielt ihm der Zufall wieder etwas Seltsames in die Hände: zwei Hundertfrankenscheine mit identischer Seriennummer – beide, wie man ihm bei der Bank verblüfft bestätigt, eindeutig echt. Und dann wird Brands Wohnung durchwühlt und er selbst auf offener Straße zusammengeschlagen und beraubt. Jemand soll offenbar eine Ungereimtheit aus der Welt schaffen – und damit zugleich Zweifel an der Glaubwürdigkeit einiger staatstragender Persönlichkeiten.

Quelle: Diogenes-Verlag

Zufälle werden kunstvoll in den Handlungsteppich möglicher Gesetzmäßigkeiten eingewoben.
Statistische Unwahrscheinlichkeiten rücken in den Kreis der faktischen Realität.
Ein wahres Gesellenstück in der heimlichen Werkstatt des Literaturbetriebes.

 
 
17 
 Juli 
 
2012


 

DICHTUNG Ingeborg Bachmann
LESUNG Ingeborg Bachmann
BEREITSTELLUNG wortlover


 

der krieg wird nicht mehr erklaert,
sondern fortgesetzt. das unerhoerte
ist alltaeglich geworden. der held
bleibt den kaempfen fern. der schwache
ist in die feuerzonen gerueckt.
die uniform des tages ist die geduld,
die auszeichnung der armselige stern
der hoffnung ueber dem herzen.

er wird verliehen,
wenn nichts mehr geschieht,
wenn das trommelfeuer verstummt,
wenn der feind unsichtbar geworden ist,
und der schatten ewiger ruestung
den himmel bedeckt.

er wird verliehen
fuer die flucht von den fahnen,
fuer die tapferkeit vor dem freund,
fuer den verrat unwuerdiger geheimnisse
und die nichtachtung
jeglichen befehls.