Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

3 
 Dezember 
 
2016


 

Ein Erziehungsstil der „Verwöhnung“ und „Verzärtelung“ und seine Auswirkungen in bürgerlichen Familien wurden erstmals 1904 von Alfred Adler beschrieben. Adler, der autoritäre Erziehung und Strafen ablehnte, zählte neben körperlichen Mängeln und einem lieblos-autoritären oder kalten Umgang mit dem Kind auch die Verwöhnung zu den schädlichen Erziehungseinflüssen, durch die Kinder „leicht die beste Unterstützung ihres geistigen Wachstums“ verlören, nämlich „das Vertrauen in die eigene Kraft.“

Quelle: WikiPedia

Das Kind, dem
ein fürstlich Kleid man anzog,
und das Juwelen
um seinen Nacken trägt,
verliert alle Freude an seinem Spiel,
behindert vom Kleid
bei jedem Schritt.

Aus Furcht, es könnte zerreißen,
vom Staube befleckt sein,
hält es sich fern
von der Welt und fürchtet
beinah sich zu regen.

Mutter, es ist kein Gewinn
im Zwang deines Putzes,
wenn er uns ausschließt
vom heilsamen Staube der Erde,
wenn er des Rechts uns beraubt,
hinzuzutreten zum großen Markt
des gemeinen menschlichen Lebens.

 

Dichter  Rabindranath Tagore   |   Sprecher  Jürgen Fritsche

 
 
7 
 Mai 
 
1996


 

Der grauen Fassade verblaßter Verputz,
teilweis’ abbröselnd und behaftet mit Schmutz,
schaut gar zu kärglich drein.

Verstaubte Nischen und knarrende Türen
Kältebezwingung durch stetes Feuerschüren,
bestätigt mir den äußeren Schein.

Zwar sind die modrigen Betten,
holdesame Ruhebetten,
doch versponnene Toiletten,
und darauf könnt’ ich wetten,
sind nicht gepflegt seit Tag und Jahr
gleich dem restlichen Mobiliar.

Das Mahl ist akzeptabel, delikatös,
das Dessert, weniger pompös,
und die Atmosphäre in abendlichen Stunden
wird von mir als ergötzlich empfunden.