Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

29 
 August 
 
2011


 

Thomas der Zwilling

Jesus sprach:
„Wehe den Pharisäern, denn sie gleichen einem Hund,
der im Futtertrog der Rinder schläft; denn weder frisst er, noch läßt er die Rinder fressen.“

 

Weh’ euch indes, Pharisäer, ihr Führer wohlfeiler Rede!
Wo der Ölbaum des Friedens will grünen, wuchert im Herzen
Zwietracht euch nur! In der Streitsucht selbstgefälligem Tone
wähnt ihr euch Hüter der ehernen Sittengesetze und herrlich,
wie eure prunken Gewänder, durchschimmert der tönende Liebschall
wallender Lippen des Tempels heilige Hallen. Und doch, im
tätigen Wort versagt ihr dem Suchenden Weisung, Licht dem Verirrten!
→ zu Mnemosynes Geleit
Evangelium nach Thomas
 
 
29 
 Mai 
 
2011

abgelegt in
Reimgedichte

 

Der Staatsmann
schwenkt behänd’ das Themenruder,
lenkt des Pfeiles vorgeschrieb’ner Bahn noch im Flug,
prägt mit Worthagel den Gesinnungsbruder,
kündigt -Heil versprechend- Engelsreden mit Lug.

Gedankenjongleur,
ein Silbendompteur,
Wörterprise lässt das Fade munden,
Satzgeschosse wuchten klaffe Wunden,
Seiten füllendes Wortgestriegel,
Bücher türmende Schwafelhügel.

Unermüdlich wälzet sich das Mühlenrad
immerdar im Geisteswind der Frömmigkeit.