31 Juli 2011 | |
Anno 1636
Wir sind doch nunmehr ganz, ja mehr den ganz verheeret!
Der frechen Völker Schar, die rasende Posaun
Das vom Blut fette Schwert, die donnernde Karthaun
Hat aller Schweiß, und Fleiß, und Vorrat aufgezehret.
Die Türme stehn in Glut, die Kirch’ ist umgekehret.
Das Rahthaus liegt im Graus, die Starken sind zerhaun,
Die Jungfraun sind geschänd’t, und wo wir hin nur schaun,
Ist Feuer, Pest, und Tod, der Herz und Geist durchfähret.
Hier durch die Schanz und Stadt, rinnt allzeit frisches Blut.
Dreimal sind schon sechs jahr, als unser Ströme Flut,
Von Leichen fast verstopfft, sich langsam fort gedrungen,
Doch schweig ich noch von dem, was ärger als der Tod,
Was grimmer den die Pest, und Glut und Hungersnot,
Das auch der Seelen Schatz so vielen abgezwungen.
1 Kommentare zu “Thränen des Vaterlandes”
Schreibe einen Kommentar
sehr eindrucksvoller Text, der platzt vor Bildern, wie die Ströme vor Leichen. ich mag Gryphius, ist zu Unrecht ein wenig in Vergessenheit geraten, der Gute (zumindest nicht so bekannt, wie es im mMn gebührte :))