Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

27 
 April 
 
2008


 

An Diotima
 
Götter wandelten einst bei Menschen, die herrlichen Musen
und der Jüngling, Apoll, heilend, begeisternd wie du.

Und du bist mir, wie sie, als hätte der Seligen Einer
mich ins Leben gesandt, geh ich, es wandelt das Bild
meiner Heldin mit mir, wo ich duld und bilde, mit Liebe
bis in den Tod, denn dies lernt ich und hab ich von ihr.

Laß uns leben, o du, mit der ich leide, mit der ich
innig und gläubig und treu ringe nach schönerer Zeit.

Sind doch wirs! Und wüßten sie noch in kommenden Jahren
von uns beiden, wenn einst wieder der Genius gilt,
sprächen sie: es schufen sich einst die Einsamen liebend
nur von Göttern gekannt ihre geheimere Welt.

Denn die Sterbliches nur besorgt, es empfangt sie die Erde,
aber näher zum Licht wandern, zum Aether hinauf
sie, die inniger Liebe treu, und göttlichem Geiste
hoffend und duldend und still über das Schicksal gesiegt.

Persönlicher Nachtrag
Moralische Konflikte stellen sich bei mir in diesem Gedicht trotzdem ein, zumal Hölderlin dieses Gedicht Susette Gontard, einer verheiratete Frau und seiner Geliebte zugleich, widmete.

 
 

1 Kommentar zu “Götter wandelten einst …”

  1. reinhard sagt:

    Wenn ich geahnt hätte, wie schwer mir die paar Zeilen fallen würden, hätte ich es abgelehnt, ein paar andere Blogger auf unseren neuen Blog aufmerksam zu machen.
    Vielleicht schaut Ihr einfach mal virtuell bei unserer Gemeinschaft vorbei(http://friedrichshainer-autorenkreis.over-blog.org … und dann sehen wir weiter? Da habt Ihr mir den Gefallen getan, dass ich meine Pflicht getan habe, und Ihr habt vielleicht auch etwas Vergnügen dabei…

    Reinhard

    Lieber Reinhard,

    hmm, empfindest du wirklich Lyrik als Anstrengung und Pflichtübung?
    Nebenbei gesagt gibt es von Hölderlin noch weitaus undurchschaubarere Texte als der vorliegende 😉

    Liebe Grüße,
    Ralph

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