25 März 2020 |
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DICHTUNG | Edgar Allan Poe | |
LESUNG | Kai Wiesinger |
Oh, wär mein junges Leben doch ein Traum. Und würd auch mein Geist nicht wach bis das der Strahl der Ewigkeit den Morgen brächte. Obwohl der Traum von schlimmen Kummer war, er war doch besser als die Wirklichkeit des wachen Lebens für den, dessen Herz gleich von Geburt an auf der Erde sein muss – Ein Chaos aus der tiefsten Leidenschaft.
Doch sollte es so sein, der Traum geht ewig; wie Träume in der Kindheit zu mir waren; sollte es so sein, es wäre Narrheit noch auf eine höhere Macht zu hoffen. Denn als die Sonne hell im Sommer schien, hab ich von Licht und Lieblichkeit geträumt. Doch hab ich mein Herz verloren in einem Land der Phantasie, getrennt von meinem Heim, und die Bewohner waren Geschöpfe meiner eigenen Gedanken.
Es war einmal – an diese wilde Stunde werde ich mich stets erinnern – eine Kraft. Ein Zauber hatte mich gebunden. Wind kam kalt des Nachts und ließ; sein eigenes Bild auf meinem Geist zurück. Der Mond hat kühl auf meinen Schlaf hinab geschienen, oder waren’s Sterne? Was auch immer, der Traum war wie der Nachtwind – lass ihn gehen.
Ich war einst glücklich, wenn auch nur im Traum, doch ich war glücklich. Und ich liebe Träume. Die lebensfüllende Lebendigkeit wie in dem nebligen Widerstreit von Wahn und Wachen, die dem Träumerauge unendlich schöne Dinge bringt, von Paradies und Liebe – alles gehört uns, weit mehr als Hoffnung je versprechen konnte.