Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

1 
 Oktober 
 
2020


 

DICHTUNG Joseph von Eichendorff
LESUNG Mathias Wieman


 

Man setzt uns auf die Schwelle,
Wir wissen nicht, woher?
Da glüht der Morgen helle,
Hinaus verlangt uns sehr.

Der Erde Klang und Bilder,
Tiefblaue Frühlingslust,
Verlockend wild und wilder,
Bewegen da die Brust.

Bald wird es rings so schwüle,
Die Welt eratmet kaum,
Berg’, Schloß und Wälder kühle
Stehn lautlos wie im Traum,

Und ein geheimes Grausen
Beschleichet unsern Sinn:
Wir sehnen uns nach Hause
Und wissen nicht, wohin?

 
 
25 
 März 
 
2020

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Poe, Edgar Allan
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DICHTUNG Edgar Allan Poe
LESUNG Kai Wiesinger


 

Oh, wär mein junges Leben doch ein Traum. Und würd auch mein Geist nicht wach bis das der Strahl der Ewigkeit den Morgen brächte. Obwohl der Traum von schlimmen Kummer war, er war doch besser als die Wirklichkeit des wachen Lebens für den, dessen Herz gleich von Geburt an auf der Erde sein muss – Ein Chaos aus der tiefsten Leidenschaft.

Doch sollte es so sein, der Traum geht ewig; wie Träume in der Kindheit zu mir waren; sollte es so sein, es wäre Narrheit noch auf eine höhere Macht zu hoffen. Denn als die Sonne hell im Sommer schien, hab ich von Licht und Lieblichkeit geträumt. Doch hab ich mein Herz verloren in einem Land der Phantasie, getrennt von meinem Heim, und die Bewohner waren Geschöpfe meiner eigenen Gedanken.

Es war einmal – an diese wilde Stunde werde ich mich stets erinnern – eine Kraft. Ein Zauber hatte mich gebunden. Wind kam kalt des Nachts und ließ; sein eigenes Bild auf meinem Geist zurück. Der Mond hat kühl auf meinen Schlaf hinab geschienen, oder waren’s Sterne? Was auch immer, der Traum war wie der Nachtwind – lass ihn gehen.

Ich war einst glücklich, wenn auch nur im Traum, doch ich war glücklich. Und ich liebe Träume. Die lebensfüllende Lebendigkeit wie in dem nebligen Widerstreit von Wahn und Wachen, die dem Träumerauge unendlich schöne Dinge bringt, von Paradies und Liebe – alles gehört uns, weit mehr als Hoffnung je versprechen konnte.

 
 
27 
 Oktober 
 
2019


 

DICHTUNG Hermann Hesse
LESUNG Stefanie Kloß
KOMPOSITION, ARRANGEMENT
UND PRODUKTION
Schöherz&Fleer – Hesse Projekt
BEREITSTELLUNG LYRIK & MUSIK


 

Bleich blickt die föhnige Nacht herein,
Der Mond im Wald will untergehn.
Was zwingt mich doch mit banger Pein
Zu wachen und hinauszusehn?

Ich hab geschlafen und geträumt;
Was hat mir mitten in der Nacht
Gerufen und so bang gemacht,
Als hätt ich Wichtiges versäumt?

Am liebsten liefe ich vom Haus,
Vom Garten, Dorf und Lande fort
Dem Rufe nach, dem Zauberwort,
Und weiter und zur Welt hinaus.