Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

9 
 Januar 
 
2024

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Helios’ Antritt

Ein sonnenreicher Tag verglüht
im samt‘nen Kuss der senken Abendröte,
die sich mildflammend nun sacht schmiegt
an trauter Hügel Frohgefild!

Doch nun brichst Du, o Nyx,
mit heerer Macht
der langen Schatten ein
und stumpfst mit kühlem Blick
den letzten prunken Sonnenpfeil!

O schone sein,
du Königin der Nacht,
denn ferner sind
des Tages lichte Stunden nun!

So sende du, Aurora,
des hoffnungsfrohen Tages Morgenglut
und spanne ätherflamm
den zugewies’nen Sternenpfad
dem Himmelsbruder dein!

Das Sternentor,
es stehet nunmehr offen!

Durch hochgewölbtes, goldbespanntes
‘Morgentor zum Schönen’
beginnt der Sonnengott
im rossbespannten Himmelswagen
nun seine Sphärenreise.

Die Eisenräder speien Funken
und wirbelt Ätherstaub
aus Sternenhäuptern.

Und mählich weichen die Schatten
dem tagenden Licht!

 
 
7 
 Januar 
 
2024

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Tage in Weimar
 
 
4 
 Januar 
 
2024

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Orpheus entsagt der Waffengewalt beim Argonautenzug

Gedenkt nicht meiner Drangsal
auf rauem Kampfgefilde,
denn stets hat sich die Muse
doch selbst ihr Schild geschmiedet.

Fromm wehr’ ich drum
Poseidons beschirrtem Ross,
entsage mit Spott Artemis’ Köcher,
der angefüllt mit flinken Pfeilen
und der Athene Schild,
das Haupt der Medusa führend.

Denn hell ertönt der Lyrik Klinge
verzaubert mit der süßen Schärfe
und Allmacht einer Götterschwinge,
dass feind’scher Mächte Krallengriff
durch himmlisch’ Harfenspiel sich löset.

Sodann erhoff’ ich keinen Kriegssold,
dem Söldnerseelen nur verfall’n.
Beglückt damit die dürft’gen Armen,
besalbt der Waisen klaffe Wunden
und huldigt Helios ihn ehrend mit redlicher Tat.

Der feilen Brust indes
verwehr’ ich die Blüte meines Geistes.
Nie darf meiner Worte Lauterkeit
besprengen nied’rer Gesinnungen Opferaltar.

Denn frei und keusch soll erschallen
der Musen Geschenk,
mit gold’nen Lettern angehaucht
die kindlich reinen Herzenstafeln.