22 April 2016 |
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DICHTUNG | Friedrich Nietzsche | |
LESUNG | Christian Brückner | |
BEREITSTELLUNG | wortlover |
Ich finde, dass in diesem Gedicht die Möglichkeit erwogen wird, wieso ein Mensch hasst.
Meist ist es eben kein auflodernder Hass, sondern eher die aufstampfende Wut auf Fremdbestimmung, Einengung, „Gelebt-zu-Werden“ anstatt selbstbestimmt und selbstwirksam zu handeln.
Hin und wieder ist es auch heilsam, die eigenen, „führenden“ Zügel zu lösen, sich selbst zu „ver-führen“ im Sinne freier Gedankenlust.
Verhasst ist mir das Folgen und das Führen.
Gehorchen? Nein! Und aber nein – Regieren!
Wer sich nicht schrecklich ist, macht niemand Schrecken:
Und nur wer Schrecken macht, kann andre führen.
Verhasst ist mirs schon, selber mich zu führen!
Ich liebe es, gleich Wald- und Meerestieren,
mich für ein gutes Weilchen zu verlieren,
in holder Irrnis grüblerisch zu hocken,
von ferne her mich endlich heimzulocken,
mich selber zu mir selber – zu verführen.