Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

10 
 Juli 
 
2011


 

Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn,
Im dunkeln Laub die Goldorangen glühn,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht?
Kennst du es wohl? Dahin!
Dahin möcht’ ich mit dir,
O mein Geliebter, ziehn.

Kennst du das Haus? Auf Säulen ruht sein Dach,
Es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach,
Und Marmorbilder stehn und sehn mich an:
Was hat man dir, du armes Kind, getan?
Kennst du es wohl? Dahin!
Dahin möcht’ ich mit dir,
O mein Beschützer, ziehn.

Kennst du den Berg und seinen Wolkensteg?
Das Maultier such im Nebel seinen Weg,
In Höhlen wohnt der Drachen alte Brut;
Es stürzt der Fels und über ihn die Flut.
Kennst du ihn wohl? Dahin!
Dahin geht unser Weg!
O Vater, laß uns ziehn!

 
 
3 
 März 
 
1995

abgelegt in
Reimgedichte

 

[02.03.95, 03.03.95]

Wenn ein Windhauch Dich befühlt,
Stirn und Wangen milde kühlt,
so Frühlingskind verzage nicht!

Dem Wind entlieh’ ich meine Hand
zum Liebesboten ihn ernannt,
zu kosen lieb Dein Angesicht.

So lausch’ des Sperlings Musizieren,
die Klänge sanft ins Ohr Dir dringen.
Er möcht’ Dir Ehrerbietung singen
und Dich zur Allerschönsten küren.

Der Federfreund im Schlichtgewand
wurd’ ebenfalls von mir gesandt,
zu lindern den Schmerz,
der Dir ruht im Herz,
entreißen die Schmach,
die Dich einst zerbrach,
und dich geleiten ins Land der Sorglosigkeit
vereint in trauter Zweisamkeit

als frohes Geleit im Lebensstreit,
im Geiste vereint in Seligkeit.