Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

23 
 Februar 
 
2018

abgelegt in
Domin, Hilde

 
  • Schreiben ist die Notwendigkeit zu sagen, was in einem ist.
  • Dichtung ist ein Augenblick von Freiheit.
  • Dichten ist zweckfrei, stößt einem zu und hatte im Nachhinein einen Sinn, ist eine Gnade. Schreiben ist eine Rettung.
    Man muss zwei Sachen tun, man muss auf der einen Seite das Wort haben, auf der anderen Seite die Erfahrung.
  • Es gibt beim Dichten auch keinen “Dritten”. „Ich halte mich wie Virginia Woolf an den Grundsatz: Nicht schielen. Weder nach dem möglichen Leser noch nach den maßgebenden Kritikern“.
  • Ein Gedicht kommt zustande durch ein Miteinander- und Gegeneinander von Ratio und Emotion, ist ein “gefrorener Augenblick”. Der Dichter hat das Glück, die “Gnade”, das sie aussprechen können, das sie zutiefst bewegt und das er auch in der Lage ist, dies handwerklich gut zu machen.
  • Ein Gedicht ist die Kunst, mit wenig viel zu sagen.
  • Im Gegensatz von privaten Aufzeichnungen entfällt der nicht exemplarische Umstand. Es bleibt das Modellhafte der Erfahrung.
  • Die intensiven Augenblicke, in denen man selbst ist, brauchen kein Wozu und sind zweckfrei.
  • Gedichte können neben (verschlissenen) Reime auch einen Auf- und Abschwung haben (Klangfarbe).
 
 
3 
 Februar 
 
2018


 

Eugen Drewermann erhält Bautzner Friedenspreis 2018

Eugen Drewermann bekam am 30.01.2018 zusammen mit Rainer Rothfuß den Bautzner Friedenspreis überliehen. Ausgezeichnet wurde Eugen Drewermann wegen seines unermüdlichen Engagements gegen Krieg und Aufrüstung. Er spricht sich gegen den Verbleib der NATO in Deutschland aus und kritisiert die US Militärbasis in Ramstein, von welcher Drohneneinsätze koordiniert werden sowie das Atomwaffenlager in Büchel. Er verurteilte die Golfkriege, die israelischen Luftangriffe während des Libanonkrieges 2006 und die deutschen militärischen Auslandseinsätze scharf. Eugen Drewermann kämpft unermüdlich für eine gewaltfreie, entmilitarisierte Welt, denn “Frieden ist nicht verhandelbar.” Die Laudatio zur Preisübergabe hielt Dirk Pohlmann. Eugen Drewermann studierte in Paderborn Theologie. In Münster studierte er Philosophie und Psychoanalyse in Göttingen. 1966 wurde er zum Priester geweiht. Ab 1972 war er Studentenseelsorger in Paderborn und ab 1974 als Subsidiar in der Gemeinde St. Georg tätig. Von 1979 bis 1991 lehrte Drewermann als Privatdozent für systematische Theologie an der Theologischen Fakultät der Universität Paderborn. Am 20. Juni 2005, seinem 65. Geburtstag, trat Drewermann aus der römisch-katholischen Kirche aus.

 
 
28 
 Dezember 
 
2017


 

DICHTUNG Annette von Droste-Hülshoff
LESUNG Bettina Radener
BEREITSTELLUNG LYRIK & MUSIK


 

Silvester

Das Jahr geht um,
Der Faden rollt sich sausend ab.
Ein Stündchen noch, das letzte heut’,
Und stäubend rieselt in sein Grab,
Was einstens war lebend’ge Zeit.
Ich harre stumm.

‘s ist tiefe Nacht!
Ob wohl ein Auge offen noch?
In diesen Mauern rüttelt dein
Verrinnen, Zeit! Mir schaudert; doch
Es will die letzte Stunde sein
Einsam durchwacht,

Gesehen all,
Was ich begangen und gedacht;
Was mir aus Haupt und Herzen stieg,
Das steht nun eine ernste Wacht
Am Himmelstor. O halber Sieg!
O schwerer Fall!

Wie reißt der Wind
Am Fensterkreuze! Ja es will
Auf Sturmesfittiche das Jahr
Zerstäuben, nicht ein Schatten still
Verhauchen unterm Sternenklar.
Du Sündenkind!

War nicht ein hohl
Und heimlich Sausen jeder Tag
In deiner wüsten Brust Verließ,
Wo langsam Stein an Stein zerbrach,
Wenn es den kalten Odem stieß
Vom starren Pol?

Mein Lämpchen will
Verlöschen, und begierig saugt
Der Docht den letzten Tropfen Öl.
Ist so mein Leben auch verraucht?
Eröffnet sich des Grabes Höhl’
Mir schwarz und still?

Wohl in dem Kreis,
Den dieses Jahres Lauf umzieht,
Mein Leben bricht. Ich wußt’ es lang,
Und dennoch hat dies Herz geglüht
In eitler Leidenschaften Drang.
Mir brüht der Schweiß

Der tiefsten Angst
Auf Stirn und Hand. Wie! dämmert feucht
Ein Stern dort durch die Wolken nicht?
Wär’ es der Liebe Stern vielleicht,
Dir zürnend mit dem trüben Licht,
Daß du so bangst?

Horch, welch Gesumm?
Und wieder? Sterbemelodie!
Die Glocke regt den ehrnen Mund.
O Herr, ich falle auf das Knie:
Sei gnädig meiner letzten Stund’!
Das Jahr ist um!