Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

24 
 Juli 
 
2015

abgelegt in
Christentum | Gedankenschau

 

03.01.2011

Mir scheint, dass Christen nicht unbedingt blind sind, aber zumindest in Kreisen fundamentalistischer Bewegegungen Grautöne wa(h)rgenommen werden und Farben zumeist indiskutabel sind.

Wenn dann doch über Farben des Regenbogens diskutiert werden darf, dann nur über solche (segmentreduzierten) Farbtöne, die mit der (Farben-)Lehre der jeweiligen Glaubensrichtung vereinbar sind.
Farben, die weltanschauliche Irritationen provozieren könnten, werden ausgefiltert.

Ich finde das Leben an sich schon eine hochkomplexe Angelegenheit, aber diese unabänderliche Komplexität durch schlichte Reduktion zu simplifizieren, ist geradezu infantil. Und es ist NICHT diese durchaus angebrachte Kindbewahrtheit, die Jesus mit den Worten einfordert: “Wenn ihr nicht so werdet wie die Kinder, dann …”.

Das Leben ist eben nun einmal farbenfroh, auch wenn ich persönlich mit weniger Farben zufrieden wäre, da weniger Farben weniger irritierend sind (die Fernsehwerbung ist ja prall von Farben!).
Ich bin für schlichte Farbgebung und setze aber dann auf die wenig verbliebenen Farben mehr Akzente.

Fundamentalistische christliche Bewegungen sind farbenfeindlich, setzen hingegen traditionsbewusst auf “Schwarz” und “Weiß”, auf Dipolarität, auf Ja oder Nein, auf Himmel und Hölle und dulden zuweilen auch keine Graustufen, kein Dazwischen, keine Synthese aus Gegensätzen.
Im Leben wird der Farbfernseher abgeschafft und auf die Farbfiltereinheit “Schwarz-Weiß-Fernseher” gepocht, aus Angst vor dem Rot der NACHTverkündenden Abendröte, aus Angst vor dem Grün des WOLLÜSTIGEN Frühlings, aus Angst vor dem Gelb der HUMORvollen Sonne.
Denn die Triebe des Menschen sind des Teufels Spielwiese (“the devil’s playground”).

Angst scheint mir im Christentum die Primärmotivation zu sein, oft auch die Triebfeder missionarischer Aktivität: Angst vor Gottes Bestrafung, Angst vor der Hölle, …

Wer sucht, der wird nicht finden, sondern wird gefunden werden und sollte es jemand da oben geben, will ich auch von diesem gefunden werden, aus Liebe zu mir und nicht aus Angst vor ihm.

 
 
13 
 Oktober 
 
2012


 

Ich glaube, dass ein eventueller Mangel an Überblick in einer Klasse von Schwerstbehinderten nicht unbedingt am Schülerklientel liegt, sondern an der gewählten Organisationsform, mit der die Lehrkraft (und vielleicht auch die Schüler selbst) hinsichtlich der thematischen Transparenz ihre Probleme hat.

Man sollte sich daher z.B. im Kochunterricht von einer räumlich parallel strukturierten Form (die klassische Arbeitsteilung: verschiedene (Zubereitungs-)Handlungen werden zeitgleich von Schülerexpertengruppen bewältigt) entfernen, hin zu einer räumlich sukzessiv angelegten Form (Produktionsstraße) umschwenken. D.h. alles der Reihe nach abarbeiten!

Wieso? Das lässt sich biologisch erklären: Ein Tier passt sich der Umwelt an, der Mensch hingegen passt die Umwelt auf seine Bedürfnisse an, seinem individuellen Leistungsvermögen.
Im Klartext heißt dies: Nicht ich oder die Schüler (als Maß aller Dinge) müssen sich Strukturen (Umweltbedingen) anpassen, die Strukturen (Umweltbedingungen) haben sich den kognitiven Voraussetzungen dem Schülerklientel anzupassen.

Vielleicht sollte man daher einfachere Gerichte wählen?

Vielleicht sollte man Zubereitungsendprodukte wählen, die für die Schüler eine hohe Alltagsrelevanz haben (z.B. eine einfache Brotscheibe bestreichen unter Einübung feinmotorischer Auge-Hand-Koordination, dosierten Krafteinsatzes…) und im Gegenzug auf Koch(!)gerichte verzichten, die den Einsatz einer gefährlichen Herdplatte bedürfen, die die schwerstbehinderten Schüler im Wohngruppenalltag eh nicht alleine bedienen dürfen, der Einsatz einer ungefährlichen Mikrowelle aber nicht nur unbedenklich, sondern auch “lebensdienlicher” erscheint.
Nur so ein Impuls … viele Gedanken, die auf mich einprasseln.

Was kann der Schüler letztlich aus dem Unterricht für sich mitnehmen, was ist ihm lebensdienlich, was hat unmittelbare Alltagsbedeutung und Zukunftsrelevanz?
Was wollen wir als Lehrer eigentlich?
Und die Gedanken sind noch nicht zu Ende gedacht…