Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

12 
 Mai 
 
2012

abgelegt in
Christentum | Gedankenschau

 

Homosexualität sei in manchen christlichen Kreisen eine durchaus “heilbare Krankheit”, eine Sache für den Exorzisten.

Klingt eher nach einem Anhänger irgend einer fundamentalistischen Freikirche, der in einer surrealistischen Parallelwelt durch vermeintlich bibelkonstruierte Denkkategorien sich leiten lässt bzw. meint, es zu tun.

Ich würde mit Bibelstellen kontern, z.B. “Die Frau sei zwar untertan dem Manne, aber die Männer sollen ihre Frauen lieben wie Jesus die Gemeinde”. Also nix mit Züchtigung.

Jonathan und David, der spätere König Israels (aus dessen Geschlecht auch Jesus entstammte), waren durchaus Freunde, man mutmaßt, dass die Beziehung aber auch tiefere Dimensionen annahm.

Man muss den Beelzebub mit dem Beelzebub austreiben.

 
 
30 
 August 
 
2011


 


 
Ich finde das Bild des liebevollen, himmlischen Vaters, das Jesus uns im Gleichnis des verlorenen Sohnes gezeichnet hat, weitaus stimmiger, gotteswürdiger und vor allem menschenfreundlicher als die etwas abwegig gekommene “Schäfer”-Metapher Davids in Psalm 23.

Sicherlich ist ein Schäfer bemüht, seine Schafherde zu behüten.
Doch letztlich dient diese Bewahrung nur dem eigensinnlichen Bestreben des Schäfers, den wirtschaftlichen Nutzen seiner Herde zu sichern (in der Banksprache lautet dies: Effektive Verzinsung des eingesetzten Kapitals).
Die wirtschaftliche Nutzung (Wolle, Milch und Fleisch) steht im Vordergrund, nicht der authentisch liebende Bezug.

Während uns also Jesus mit dem Gleichnis vom verlorenen Sohn in die liebenden, herzlich empfangenden Arme des himmlischen Vaters treibt (Amen! so soll es auch sein), treibt der Schäfer in Psalm 23 seine Schutzbefohlenen über kurz oder lang zur Schlachtbank.
Das malerische Schäferidyll der “grünen Auen” und dem “frischen Wasser” von David kann mich aus heutiger Sicht (→Massentierhaltung) nicht gänzlich überzeugen und gereicht schließlich nicht der Hoheit des Gottesbildes.
Aber Christen leben ja nicht mehr unter dem Gesetz (AT), sondern unter der Gnade (NT), der Freiheit, und daher beanspruche ich persönlich für mich das Vaterbild, das uns Jesus vermittelt.

 
 

Ich denke, jeder kann aus den Erzählungen der Bibel jenes für sich persönlich beanspruchen, welches ihm Kraft und Stütze spendet in Zeiten der Not.
Die Geschichten/Metaphern sind letztlich zusammengetragene, geronnene menschliche Erfahrungen zu allen Zeiten der Menschheit und lassen sich oft auf die Gegenwart, auf den gegenwärtig-aktuellen, ganz privaten Kontext übertragen („Übertragung“ von meta-phorein (griech.) „übertragen, übersetzen, transportieren“).
Die Geschichten haben eben nicht an Aktualität verloren (ähnlich wie die Schiller-Dramen), weil sich der Mensch von damals in seiner Grundstruktur nicht wesentlich geändert hat, ebenso die göttlichen, allwaltenden Prinzipien.

Insofern berührt mich auch nicht die Debatte, welche Religion denn nun von welcher abgeschrieben haben könnte, ob sich z.B. der Autor des ATs am durchaus älteren Gilgamesch-Epos bedient hat. Parallelen hierzu gibt es genüge.

Wieso bin ich nicht an “Plagiats-Debatten” interessiert?
Weil es bei religösen Erzählungen immer primär um menschliche Erfahrungen geht.
Weil nämlich nicht nur in jeder religiösen Geschichte eine Ur-Erfahrung mit Gott uns nahe gebracht wird, sondern hinter allem ein Hoher Wille steht, den die Christen “Gott” nennen, die Muslimen “Allah”, die Juden “Jehova”, …

Wer nunmehr behauptet, die Bibel sei eine Ansammlung von Märchengeschichten, der hat mit der falschen “Lesebrille” gelesen und die poetischen Gestaltungsmittel (z.B. Spannungskurven, göttliches Eingreifen) des jeweiligen Autors verkannt, dem es am Herzen lag, nicht die Wirklichkeit 1:1 abzubilden, sondern eine theologische Grundaussage mittels einer einprägsamen Geschichte zu transportieren.

Aber das ist Ansichtssache.
Darüber streiten sich “bibeltreue” und “lauwarme” Christen noch heute.