30 April 2012 |
|
Ich bin der Hirsch und du das Reh,
Der Vogel du und ich der Baum,
Die Sonne du und ich der Schnee,
Du bist der Tag und ich der Traum.
Nachts aus meinem schlafenden Mund
Fliegt ein Goldvogel zu dir,
Hell ist seine Stimme, sein Flügel bunt,
Der singt dir das Lied voll der Liebe,
Der singt dir das Lied von mir.
Textdichter | Hermann Hesse | |
Lesung | Ben Becker | |
Bereitstellung | 59Berger |
29 April 2012 |
|
https://www.youtube.com/watch?v=kzZWZUwlU_g
Wie mir der Abend das Grün der feiernden Tannen vergoldet
und noch mit leuchtendem Rot drunter die Stämme beglückt!
Irgendwo zwitschern und zwitschern noch kleine beseligte Meisen;
fernher, fernhin rollt selten ein spätes Gefährt,
oder es schlägt die Flut des Strands verborgene Zeile,
wenn ein Dampfer sie jäh rauschenden Buges verdrängt.
Aber da schaudert es plötzlich – die Sonne versank hinter Bergen,
und in das hohe Gewölk eilt nun der purpurne Glanz.
Farblos steht nun der Wald, allein die Gewässer, sie strahlen
lang noch das rötliche Blau mächtig entloderter Luft . . .
Also sah ich einmal noch um Mitternacht rosige Schimmer
in des umschwiegenen Fjords zitternder Spiegelung ruhn.
Dichtung | Christian Morgenstern | |
Lesung | Hartmut Schories | |
Bereitstellung | wortlover |
28 April 2012 |
|
Liebe, Liebste, in der Ferne,
wie so sehr entbehr’ ich Dich!
Leuchteten mir milde Sterne,
ach, wie bald ihr Glanz erblich!
Wenn ich deine weichen Wangen
leis in meine Hände nahm,
und voll zärtlichem Verlangen
Mund zu Mund zum Kusse kam;
wenn ich deine Schläfen rührte
durch der Haare duftig Netz,
o, wie war, was uns verführte,
beiden uns so süß Gesetz!
Und nun gehst du fern und einsam.
Ach, wie achtlos spielt das Glück!
Bringt, was einmal uns gemeinsam,
noch einmal sein Strom zurück?
Liebe, Liebste, in der Ferne,
wie so sehr entbehr’ ich dich!
Leuchteten uns milde Sterne,
ach, wie schnell ihr Glanz erblich!
Dichtung | Christian Morgenstern | |
Lesung | Hartmut Schories | |
Bereitstellung | wortlover |