Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

22 
 Juli 
 
2016

abgelegt in
Atheismus

 

wir_respektieren_nicht_euren_glauben

 
 
22 
 Mai 
 
2016


 

im_falschen_licht_carlo_schäfer
Dann stampfte er [Erster Hauptkommissar Theuer] die vielen Treppen hoch, die ihm als Ausrede dienten, keinen Sport zu treiben. In seiner kleinen Zweizimmerwohnung angekommen, ließ er sich auf den alten Sessel plumpsen und dachte an seine tote Frau. […]

Es war ein Abend, um die erwachsenen Kinder anzurufen, die er nicht hatte, oder bei den Geschwistern nachzufragen, wie die Kontrolluntersuchungen an Brust und Prostata gelaufen waren – er hatte keine Geschwister. Ein paar Cousins und Cousinen gab es, mehrheitlich im Pfälzer Wald und Saargebiet mit der Ehe mindestens so geschlagen wie er mit dem Alleinsein. […]

“Im falschen Licht” (Carlo Schäfer), S. 35, 36.

Theuer hat sie erfahren, die Hölle der Einsamkeit und wog sie nicht minder als manche “Vergesellschaftung” in einer unglücklichen Ehe, in der der Einsamkeit Schwester, das Nicht-Verstanden-Wissen, stete Begleiterin ist und Traurigkeit der nacheilende Schatten.

Es gibt Atheisten, die nicht an die Hölle glauben.
Es gibt Christen, die an den Himmel glauben.
Und es gibt Christen, die nur an den Himmel gedenken zu glauben, um nicht in der allverzehrenden Hölle zu landen.
Letztgenannte glauben nicht an den Himmel aus Liebe zu Gott, sondern aus Angst vor dem Teufel.
Sie glauben nicht aus Überzeugung, aus Liebe, sondern aus Gründen der Vermeidung, der Schadensbegrenzung.

Liebe, Überzeugung und authentische Hingabe sollten die Triebkraft in einer Beziehung sein, nicht die Angst oder gar Flucht vor der Einsamkeit.
Es ist besser allein zu bleiben, als (weiterhin) bestehende Einsamkeit in Liebe zu verkehren.

Die Hölle der Einsamkeit sollten man nicht eintauschen gegen den Himmel der vermeintlichen Zweisamkeit, erst recht nicht, wenn man nicht daran glaubt.

 
 
24 
 Juli 
 
2015

abgelegt in
Christentum | Gedankenschau

 

03.01.2011

Mir scheint, dass Christen nicht unbedingt blind sind, aber zumindest in Kreisen fundamentalistischer Bewegegungen Grautöne wa(h)rgenommen werden und Farben zumeist indiskutabel sind.

Wenn dann doch über Farben des Regenbogens diskutiert werden darf, dann nur über solche (segmentreduzierten) Farbtöne, die mit der (Farben-)Lehre der jeweiligen Glaubensrichtung vereinbar sind.
Farben, die weltanschauliche Irritationen provozieren könnten, werden ausgefiltert.

Ich finde das Leben an sich schon eine hochkomplexe Angelegenheit, aber diese unabänderliche Komplexität durch schlichte Reduktion zu simplifizieren, ist geradezu infantil. Und es ist NICHT diese durchaus angebrachte Kindbewahrtheit, die Jesus mit den Worten einfordert: “Wenn ihr nicht so werdet wie die Kinder, dann …”.

Das Leben ist eben nun einmal farbenfroh, auch wenn ich persönlich mit weniger Farben zufrieden wäre, da weniger Farben weniger irritierend sind (die Fernsehwerbung ist ja prall von Farben!).
Ich bin für schlichte Farbgebung und setze aber dann auf die wenig verbliebenen Farben mehr Akzente.

Fundamentalistische christliche Bewegungen sind farbenfeindlich, setzen hingegen traditionsbewusst auf “Schwarz” und “Weiß”, auf Dipolarität, auf Ja oder Nein, auf Himmel und Hölle und dulden zuweilen auch keine Graustufen, kein Dazwischen, keine Synthese aus Gegensätzen.
Im Leben wird der Farbfernseher abgeschafft und auf die Farbfiltereinheit “Schwarz-Weiß-Fernseher” gepocht, aus Angst vor dem Rot der NACHTverkündenden Abendröte, aus Angst vor dem Grün des WOLLÜSTIGEN Frühlings, aus Angst vor dem Gelb der HUMORvollen Sonne.
Denn die Triebe des Menschen sind des Teufels Spielwiese (“the devil’s playground”).

Angst scheint mir im Christentum die Primärmotivation zu sein, oft auch die Triebfeder missionarischer Aktivität: Angst vor Gottes Bestrafung, Angst vor der Hölle, …

Wer sucht, der wird nicht finden, sondern wird gefunden werden und sollte es jemand da oben geben, will ich auch von diesem gefunden werden, aus Liebe zu mir und nicht aus Angst vor ihm.