Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

28 
 September 
 
2007

abgelegt in
Gedankenschau

 

Wenn man die Weltbevölkerung auf ein 100 Seelen
zählendes Dorf reduzieren könnte
und dabei die Proportionen aller
auf der Erde lebenden Völker beibehalten würde,
wäre dieses Dorf folgendermaßen zusammengesetzt :

57 Asiaten
21 Europäer
14 Amerikaner (Nord-, Zentral- undSüdamerikaner)
8 Afrikaner

Es gäbe :
52 Frauen und 48 Männer
30 Weiße und 70 nicht Weiße
30 Christen und 70 nicht Christen
89 Heterosexuelle und 11 Homosexuelle

6 Personen besäßen 59% des gesamten Reichtums und alle 6
kämen aus den USA,

80 lebten in maroden Häusern
70 wären Analphabeten
50 würden an Unterernährung leiden
1 wäre dabei zu sterben
1 wäre dabei geboren zu werden
1 besäße einen Computer
1 (ja, nur einer) hätte einen Universitätsabschluss

Wenn man die Welt auf diese Weise betrachtet, wird das
Bedürfnis nach Akzeptanz und Verständnis offensichtlich.
Du solltest auch folgendes bedenken :

Wenn Du heute morgen aufgestanden bist und eher gesund als
krank warst, hast Du ein besseres Los gezogen als die Millionen Menschen,
die nächste Woche nicht mehr erleben werden.

Wenn Du noch nie in der Gefahr einer Schlacht, in der
Einsamkeit der Gefangenschaft, im Todeskampf der Folterung
oder im Schraubstock des Hungers warst, geht es Dir besser als 500 Millionen Menschen.

Wenn Du zur Kirche gehen kannst ohne Angst haben zu müssen
bedroht, gefoltert oder getötet zu werden, hast Du mehr Glück als 3
Milliarden Menschen.

Wenn Du Essen im Kühlschrank, Kleider am Leib, ein Dach über dem Kopf und
einen Platz zum Schlafen hast, bist du
reicher als 75% der Menschen dieser Erde.

Wenn Du Geld auf der Bank, in Deinem Portemonnaie und im
Sparschwein hast, gehörst Du zu den privilegiertesten 8% dieser Welt.

Wenn Deine Eltern noch leben und immer noch verheiratet sind,
bist Du schon wahrlich eine Rarität.

Wenn Du diese Nachricht erhältst, bist Du direkt zweifach
gesegnet: Zum einen weil jemand an Dich gedacht hat,
und zum anderen weil Du nicht zu den zwei Milliarden
Menschen gehörst, die nicht lesen können.

Arbeite, als bräuchtest Du kein Geld.

Liebe, als habe Dir nie jemand etwas zuleide getan.

Tanze, als ob niemand Dich beobachte.

Singe, als ob niemand Dir zuhöre.

Lebe, als sei das Paradies auf Erden.

 
 
28 
 Juni 
 
2007

 
 
7 
 März 
 
2007


 

„Regel wird alles und alles wird Wahl und alles Bedeutung”
Aus: „Der Spaziergang” (Friedrich Schiller)

 

Die Semantik (Bedeutungslehre) – ein wirklich erhabenes und weitreichendes Wissensfeld – führt auf mancherlei Pfade empirischer Einsicht, lässt bisher unbedachte sprachliche Alltagsphänomene kognitv durchdringen und bereichert die sprachliche Sensibilität doch ungemein.

Während ein Wort in einen Zusammenhang eingebettet sich auf einen eindeutigen Sinn begrenzen lässt durch die semantische Kompatibilität zu den syntaktischen Nachbargliedern (Umfeld-Information), lässt dasselbe Wort außerhalb jenes fest abgesteckten Kontextes isoliert und daher mit vielerlei Bedeutungsoffenheit den Geist nach der gemeinten Bedeutung schweifen (Synonomie).

Gerade wegen der Vielschichtigkeit eines (Einzel-)Wortes kann sich der Lesende im Prozess einer glückenden Sinnentnahme in diesem “reizenden Streit” vielfältiger Bedeutungen verlieren.

Wenn nun ein Prüfling während einer Klausur über eine Fragestellung mit bedächtigem Blick gleitet, in diesem Leseakt er auf “Schlüsselwörter” (Oberkategorien, vertraute thematische Felder) hofft, die mit dem Gelernten fruchtbar korrespondieren, sieht er sich trotzdem durchaus einer (zeitlichen) Not ausgesetzt.

Er muss sich emsig nach den Redeblümchen bücken, die er in seiner Prüfungsvorbereitung gepflanzt hat, aus dieser Mannigfaltigkeit aber nur die erlesensten wählen, jene Wortgewächse pflücken, die dem geneigten Prüfer vom Bedeutungsgehalt am meisten beglücken und jene Blümchen dann in ihrer bunten Sonderzahl zu einem geordneten Sträußchen wohlduftender Rede binden.

Der Prüfling ist ein Blumenfreund, der Plaisir an der Zusammenstellung seiner Wortgewächse findet und sich nicht mit der Massenware “Zitate”, mit verschweißten Schnittblumen, zufrieden geben möchte. Ein durchaus vergnügliches Unterfangen also, das aber gerade wegen des vorgegebenen Zeitrahmens einer Prüfungssituation einen Stoß erleiden kann und daher nicht Vollendung findet, oft zur getrübten Augenfreude des Prüfers, untröstlich für den Prüfling selbst.

Aus dem edlen Vorhaben einer Blumenlese wird ein flüchtig gebundenes Blumengestrüpp, das in der Blumenwahl Sorgfaltspflicht missen lässt, da gerade in einer bedrohlichen Prüfungssituation manches nachtende Angstgewölk (Black-Out) den Freiblick über das Blumenfeld dem schauenden Geist verfinstert und allbeglückende Redeblümchen erst nach Tagen (der Prüfung) im dämmernden Tal, in den Niederungen des Alltags sich urplötzlich sichten, sich herzeigen im Glanz wieder erlangter Schöne im tagenden Licht der Erinnerung.