Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

6 
 Januar 
 
2012


 

DICHTUNG Walther von der Vogelweide
ÜBERSETZUNG WikiPedia
BEREITSTELLUNG Ginnungsgap


 

Under der linden Unter den Linden
mittelhochdeutsch heutiges Deutsch

 

Under der linden
an der heide,
dâ unser zweier bette was,
dâ muget ir vinden
schône beide
gebrochen bluomen unde gras.
Vor dem walde in einem tal,
tandaradei,
schône sanc diu nahtegal.
Unter der Linde
an der Heide,
wo unser gemeinsames Bett war,
dort könnt ihr finden
gepflückte
sorgsam Blumen und Gras.
Vor dem Walde in einem Tal,
tandaradei,
sang die Nachtigall lieblich.
Ich kam gegangen zuo der ouwe,
dô was mîn friedel komen ê.
Dâ wart ich enpfangen,
hêre frouwe,
daz ich bin sælic iemer mê.
Kuster mich? Wol tûsentstunt:
tandaradei,
seht, wie rôt mir ist der munt.
Ich kam zu der Au,
da war mein Liebster schon da.
Dort wurde ich empfangen,
als edle Frau!

(so) dass ich für immer glücklich bin.
Küsste er mich? Wohl tausendmal!
Tandaradei,
seht, wie rot mir der Mund davon ist.

Dô het er gemachet alsô rîche
von bluomen eine bettestat.
Des wirt noch gelachet inneclîche,
kumt iemen an daz selbe pfat.
 
Bî den rôsen er wol mac,
tandaradei,
merken, wâ mirz houbet lac.
Da hatte er prächtig gemacht
aus Blumen ein Bett.
Darüber wird jetzt noch herzlich gelacht,
wenn jemand denselben Weg entlang kommt.
An den Rosen kann er wohl,
tandaradei,
erkennen, wo mein Haupt lag.
Daz er bî mir læge, wessez iemen
(nû enwelle got!), sô schamt ich mich.
 
Wes er mit mir pflæge,
niemer niemen bevinde daz,
wan er und ich,
und ein kleinez vogellîn –
tandaradei,
daz mac wol getriuwe sîn.
Dass er bei mir lag, wüsste das jemand
(das wolle Gott nicht!), dann würde ich mich schämen.
Was er mit mir tat,
das soll nie jemand erfahren,
außer er und ich
und ein kleines Vöglein,
tandaradei,
das kann wohl verschwiegen sein.
 
 
13 
 November 
 
2011


 

 

La espero


 
Die Hymne der Esperanto-Bewegung

La espero Die Hoffnung
Esperanto Deutsch

 

En la mondon venis nova sento,
tra la mondo iras forta voko;
Per flugiloj de facila vento
nun de loko flugu ĝi al loko.
Ne al glavo sangon soifanta
ĝi la homan tiras familion;
Al la mond’ eterne militanta
ĝi promesas sanktan harmonion.
 
Sub la sankta signo de l’ espero
kolektiĝas pacaj batalantoj,
Kaj rapide kreskas la afero
per laboro de la esperantoj.
Forte staras muroj de miljaroj
inter la popoloj dividitaj;
Sed dissaltos la obstinaj baroj,
 
per la sankta amo disbatitaj.
 
Sur neŭtrala lingva fundamento,
komprenante unu la alian,
La popoloj faros en konsento
unu grandan rondon familian.
Nia diligenta kolegaro
en laboro paca ne laciĝos,
Ĝis la bela sonĝo de l’ homaro
por eterna ben’ efektiviĝos.
In die Welt kam ein neues Gefühl,
durch die Welt geht ein starker Ruf;
Mit Flügeln leichten Windes
fliege er nun von Ort zu Ort.
Nicht zum blutdürstenden Schwert
zieht er die menschliche Familie;
Der ewig kriegführenden Welt
verspricht er heilige Harmonie.
 
Unter dem heiligen Zeichen der Hoffnung
sammeln sich friedliche Kämpfer,
Und schnell wächst die Sache
durch die Arbeit der Hoffenden.
Stark stehen Mauern von Jahrtausenden
zwischen den getrennten Völkern;
Aber die widerspenstigen Schranken werden zerspringen,
durch die heilige Liebe zerschlagen.
 
Auf neutralem sprachlichen Fundament,
eines das andere verstehend,
Werden die Völker einvernehmlich
eine große Familienrunde bilden.
Unsere fleißige Kollegenschaft
wird in friedlicher Arbeit nicht ermüden,
Bis der schöne Traum der Menschheit
sich zu ewigem Segen erfüllt.

 
 
16 
 Oktober 
 
2011

abgelegt in
Mythologie | Pagan-Folk

 

Es führt über den Main eine Brücke von Stein.
Wer darüber will gehn, muss im Tanze sich drehn.

Kommt ein Fuhrmann daher hat geladen gar schwer.
Seine Rösser sind drei, und sie tanzen vorbei.

Und ein Bursch ohne Schuh und in Lumpen dazu,
Als die Brücke er sah, ei, wie tanzte er da.

Kommt ein Mädchen allein auf die Brücke von Stein,
Fasst ihr Röcklein geschwind, und sie tanzt wie der Wind.

Und der König in Person steigt herab von seinem Thron.
Kaum betritt er das Brett tanzt er gleich Menuett.

Liebe Leute herbei, schlagt die Brücke entzwei.
Und sie schwangen das Beil, und sie tanzten derweil.

Und die Leute im Land kommen eilig gerannt.
Bleibt der Brücke doch fern, denn wir tanzen so gern.