Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

17 
 Juli 
 
2023


 

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Urtext: “Ich denke dein” von Friederike Brun
Kontrafaktur: Johann Wolfgang von Goethe
Vertonung: Franz Schubert
Gesang: Dietrich Fischer-Dieskau
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Text:

Ich denke dein, wenn mir der Sonne Schimmer
Vom Meere strahlt;
Ich denke dein, wenn sich des Mondes Flimmer
In Quellen malt.

Ich sehe dich, wenn auf dem fernen Wege
Der Staub sich hebt;
In tiefer Nacht, wenn auf dem schmalen Stege
Der Wandrer bebt.

Ich höre dich, wenn dort mit dumpfem Rauschen
Die Welle steigt.
Im stillen Haine geh’ ich oft zu lauschen,
Wenn alles schweigt.

Ich bin bei dir; du seist auch noch so ferne,
Du bist mir nah!
Die Sonne sinkt, bald leuchten mir die Sterne.
O, wärst du da!

 
 
6 
 April 
 
2020


 

DICHTUNG Ludwig Uhland
MUSIK Franz Schubert
LESUNG Eva Matthes


 

Die linden Lüfte sind erwacht,
Sie säuseln und weben Tag und Nacht,
Sie schaffen an allen Enden.
O frischer Duft, o neuer Klang!
Nun, armes Herze, sei nicht bang!
Nun muß sich alles, alles wenden.

Die Welt wird schöner mit jedem Tag,
Man weiß nicht, was noch werden mag,
Das Blühen will nicht enden.
Es blüht das fernste, tiefste Tal:
Nun, armes Herz, vergiß der Qual!
Nun muß sich alles, alles wenden.

Ich erlaube mir seit dieser Woche, viele deutsche YouTube-Beiträge mit automatisiertem Untertitel ins Englische zu übersetzen, auch um mein Englisch aufzubessern.
Es ist zuweilen herrlich, wie sich der “Bedeutungshof”, die Bedeutungstiefe eines Wortes in einer anderen Sprache ändert bzw. weitet und wie Sprache auch die Wahrnehmung strukturiert und determiniert (“Terminus”).

Das Wort “[alles wird sich] wenden” wird in diesem Gedicht mit “change” übersetzt/übertragen. Wunderbar, so sollte es auch sein …
Es geht nicht um das “Wenden” eines Blattes im Buch der deutschen Chronik, wobei nach der Krise einfach nur “weiter-geblättert” wird.
Es geht um fundamentale “Änderungen”, vielleicht dem Hinzufügen neuer Kapitel unseres Selbstverständnisses im Hinblick sozialer, medizinischer Berufe.
Es geht vielleicht auch um den “Zerriss” ganzer überdauerter Kapitel.
Ein dickes Buch (“Wälzer”) sollte sich immer auch selbst umwälzenden Gedanken stellen.

Ich wollte jetzt aber auch nicht als Oberlehrer auftreten, sondern diese Bedeutungsnuance einfach weitergeben, die sicherlich von mir subjektiv gefärbt ist.

 
 
26 
 Februar 
 
2019

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Kurz, Isolde
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DICHTUNG Isolde Kurz
LESUNG Doris Wolters
BEREITSTELLUNG wortlover



Nein, nicht vor mir im Staube knien!
Nicht mir im Arm wie Rohr zerbrechen!
Ist erst der Stunde Rausch dahin,
Ich weiß, du wirst es an mir rächen.

Jetzt ist dein Aug’ von Tränen naß,
Doch manchmal blinkt’s wie Mördereisen.
In deiner Liebe grollt der Haß
Und droht mich künftig zu zerreißen.

Wo ist der Held, der frei vereint
Mit mir auf Lebenshöhen stiege?
Der tröstet, wenn das Herz mir weint,
Und mit mir lächelt, wenn ich siege?

Der nicht Gebieter ist noch Knecht,
Der fühlt wie stille Wunden brennen,
Der schonend auch dem zärtern Recht
Sich neigt in willigem Erkennen?

Wo ist der Held? Es tönt von fern
Wie Gruß von ihm an meine Ohren.
Der Held, der meines Lebens Stern,
Wird erst nach meinem Tod geboren.