Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

10 
 März 
 
2016

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Zitate

 

was_die_afd_wirklich_will
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In der andauernden, nebulösen Geistesnacht vieler dunkelwaldläufiger Hassprediger zum Thema “Flüchtlinge” gab mir jemand innerhalb eines FaceBook-Threads (Name des uneinsichtigen “Dialog”-Partners wurde geändert) erhellende Denkanstöße:

Tobias, ich verstehe den Begriff “Volk” nicht. Was soll das sein? Wer gehört zu einem Volk – und wer nicht?

Wie wird man “volkszugehörig”? Wie entstehen Völker, wie verändern sie sich – und welche Bedeutung hat hierbei die Migration? Geschichtlich gesehen: sind “Völker” stabile Gebilde, unveränderlich, eine reine “Inzucht”-Sache wie mittelalterliche abgelegenen Bergdörfer? Ist “Volk” nicht etwas sehr Temporäres, in sich veränderlich?

Haben Menschen, die sich einem “Volk” zugehörig fühlen, andere (mehr) Rechte, als heimatlose Menschen bzw. Flüchtlinge? Dürfen Menschen, die sich einem Volk zugehörig und sich von der Politik übergangen fühlen, gegen Gesetze verstoßen?

Nochmal geschichtlich gedacht: Wie vielen Menschen hat “völkisches” Denken in den letzten 100 Jahren letzten Endes umgebracht? In Europa?

Sollten wir nicht langsam in anderen Kategorien denken? Wie wäre es mit “Mensch”?

Und warum muss der Protest gegen Herrscher-Eliten (Politik und Kapital) auf dem Rücken der Schwachen ausgetragen werden … warum solidarisieren sich die Schwachen nicht miteinander? Warum sind viele Schwache so angetan vom Nationalismus?

Wenn “Globalisierung” den Schwachen mehr Nachteile als Vorteile gebracht hat – gilt dann der Umkehrschluss? Schützen Grenzen tatsächlich die Interessen der Schwachen? Machen uns diese Grenzen zu einem “Volk”, geschützt und glücklich in der Welt?


Ich fürchte, lieber Tobias, ein Großteil Deiner Behauptungen hält keinem Faktencheck stand. Weder, dass “Schäubles Überschüsse ausschließlich für Flüchtlinge” genutzt werden – und schon gleich überhaupt nicht Deine Fantasie von “80% triebgesteuerter Männer” (es sei denn, Du möchtest damit nahelegen, dass alle Männer zu 80% triebgesteuert seien?).

Auch sehe ich persönlich nichts Erhaltenswertes an einem solchen missbrauchsanfälligen Phantom-Konstrukt wie den sogenannten Völkern. Die Nationalstaaterei (die mit dem schwammigen Begriff “Volk” sozialdarwinistisch legitimiert werden soll) ist noch keine so alte Erfindung – und sie hat der Menschheit viel Leid und wenig Vorteil gebracht.

Auch sollte man nicht die Vergewaltigungen in Köln (weder die tatsächlichen, noch die zahlreichen erfundenen) propagandistisch ausschlachten, um Öl ins Feuer der (eigenen) Fremdenangst zu gießen – brennende Asylbewerberheime gibt es schon genug! Besser wäre es, sich für das menschliche Miteinander einzusetzen und den Menschen zu helfen.

Integration heißt aber durchaus auch, Flüchtlinge mit unseren gesellschaftlichen Regeln vertraut zu machen. Ob aber unser Frauenbild hierzulande tatsächlich so deutlich weniger sexistisch und unemanzipierter als das der unterschiedlichen Flüchtlingsgruppen sei, muss sich meiner Meinung nach erst einmal beweisen.

Wusstest Du übrigens, dass die Kosten der Flüchtlinge in Deutschland absolut lächerlich sind? Zumindest im Vergleich! Nur ein aberwitzig winziger Bruchteil der Bankenrettungskosten! Nur ein winziger Bruchteil dessen, was durch Steuerflucht jährlich verloren geht! Und weniger selbst als die Abwrackprämie, mit der wir die teils kriminelle Autoindustrie in DE neulich noch großzügig übervorteilt haben!

Ich glaube nicht, dass wir eine Neiddiskussion brauchen. Weder das, noch künstliche Integrationshindernisse in Form von unterschwelliger oder offener Fremdenfeindlichkeit. Mensch = Mensch, egal, woher er kommt. Und die Grenzen unserer Hilfepotentials sind bisher weder finanziell, noch sonstwie ausgeschöpft. Diese Grenzen lass ich mir (und da gehöre ich zu keiner Minderheit) weder von Seehofer, noch von der AfD willkürlich diktieren.


Und beim Bestaunen des AfD-Wahlprogramms frage ich mich verzweifelt, wieso so viele rechte Looser, die selbst kaum ein Bein auf den Boden kriegen, einer unsozialen “Flat-Tax” zustimmen? Oder gegen den Mindestlohn sind? Wie kann man nur so dumm für die Interessen egoistischer Eliten eintreten?

 
 
8 
 August 
 
2015


 

DICHTUNG Georg Trakl
LESUNG Oskar Werner
BEREITSTELLUNG LYRIK & MUSIK


 

Die bunten Bilder, die das Leben malt
Seh’ ich umdüstert nur von Dämmerungen,
Wie kraus verzerrte Schatten, trüb und kalt,
Die kaum geboren schon der Tod bezwungen.

Und da von jedem Ding die Maske fiel,
Seh’ ich nur Angst, Verzweiflung, Schmach und Seuchen,
Der Menschheit heldenloses Trauerspiel,
Ein schlechtes Stück, gespielt auf Gräbern, Leichen.

Mich ekelt dieses wüste Traumgesicht.
Doch will ein Machtgebot, daß ich verweile,
Ein Komödiant, der seine Rolle spricht,
Gezwungen, voll Verzweiflung – Langeweile!

 
 
13 
 Juli 
 
2014

abgelegt in
Hymnen | Musik

 

 
1.
Heil dir im Siegerkranz,
Herrscher des Vaterlands!
Heil, Kaiser, dir!
Fühl in des Thrones Glanz
die hohe Wonne ganz,
Liebling des Volks zu sein!
Heil Kaiser, dir!

2.
Nicht Ross und Reisige
sichern die steile Höh,
wo Fürsten stehn:
Liebe des Vaterlands,
Liebe des freien Manns
gründet den Herrscherthron
wie Fels im Meer.

3.
Heilige Flamme, glüh,
glüh und erlösche nie
fürs Vaterland!
Wir alle stehen dann
mutig für einen Mann,
kämpfen und bluten gern
für Thron und Reich!

4.
Handlung und Wissenschaft
hebe mit Mut und Kraft
ihr Haupt empor!
Krieger- und Heldenthat
finde ihr Lorbeerblatt
treu aufgehoben dort
an deinem Thron!

5.
Sei, Kaiser Wilhelm, hier
lang deines Volkes Zier,
der Menschheit Stolz!
Fühl in des Thrones Glanz,
die hohe Wonne ganz,
Liebling des Volks zu sein!
Heil, Kaiser, dir!