27 September 2008 |
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Lutz Görner lädt uns zu einer literarischen Reise auf YouTube ein und startet eine Lyrik-Reihe mit den folgenden Worten:
Hallo, seien Sie gegrüßt!
Seit 1989 arbeite ich an ‘Lyrik für alle’, einer Sendereihe, die im Januar 1993 zum ersten Mal ausgestrahlt wurde. Erst waren es 50 Sendungen, dann sehr bald 150, die nun mittlerweile zum fünften Mal gesendet wurden. Nun erstmals auf YouTube wünsche ich Ihnen viel Freude mit meiner Lesung der Gedichte.
Eventuelle Kommentare zum Video-Clip bitte direkt auf YouTube!
Rezitierte Gedichte
Die Wünschelrute (0:21)
Joseph von Eichendorff (1788 – 1857)
Schläft ein Lied in allen Dingen,
Die da träumen fort und fort.
Und die Welt hebt an zu singen,
Triffst du nur das Zauberwort.
Die Welt (1:07)
Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616-1679)
Was ist die Welt und ihr berühmtes Glänzen?
Was ist die Welt und ihre ganze Pracht?
Ein schnöder Schein in kurzgefaßten Grenzen,
Ein schneller Blitz bei schwarzgewölkter Nacht,
Ein buntes Feld, da Kummerdisteln grünen,
Ein schön Spital, so voller Krankheit steckt,
Ein Sklavenhaus, da alle Menschen dienen,
Ein faules Grab, so Alabaster deckt.
Das ist der Grund, darauf wir Menschen bauen
Und was das Fleisch für einen Abgott hält.
Komm, Seele, komm und lerne weiter schauen,
Als sich erstreckt der Zirkel dieser Welt!
Streich ab von dir derselben kurzes Prangen,
Halt ihre Lust für eine schwere Last:
So wirst du leicht in diesen Port gelangen,
Da Ewigkeit und Schönheit sich umfaßt.
Was ist die Welt? (2:11)
Hugo von Hofmannsthal (1874 – 1929)
Was ist die Welt? Ein ewiges Gedicht,
Daraus der Geist der Gottheit strahlt und glüht,
Daraus der Wein der Weisheit schäumt und sprüht,
Daraus der Laut der Lieben zu uns spricht.
Und jedes Menschen wechselndes Gemüt,
Ein Strahl ists, der aus dieser Sonne bricht,
Ein Vers, der sich an tausend andre flicht,
Der unbemerkt verhallt, verlischt, verblüht.
Und doch auch eine Welt für sich allein,
Voll süß-geheimer, nie vernommner Töne,
Begabt mit eigner, unentweihter Schöne,
Und keines Andern Nachhall, Widerschein.
Und wenn du gar zu lesen drin verstündest,
Ein Buch, das du im Leben nicht ergründest.
Gedichte sind gemalte Fensterscheiben (2:51)
Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832)
Gedichte sind gemalte Fensterscheiben!
Sieht man vom Markt in die Kirche hinein,
Da ist alles dunkel und düster;
Und so sieht’s auch der Herr Philister:
Der mag denn wohl verdrießlich sein
Und lebenslang verdrießlich bleiben.
Kommt aber nur einmal herein,
Begrüßt die heilige Kapelle;
Da ist’s auf einmal farbig helle,
Geschicht und Zierat glänzt in die Schnelle,
Bedeutend wirkt ein edler Schein;
Dies wird euch Kindern Gottes taugen,
Erbaut euch und ergötzt die Augen!
Autorenabend (4:20)
Wislawa Szymborska (1929 – 2012)
Muse, kein Boxer zu sein bedeutet, gar nicht zu sein.
Das brüllende Publikum hast du uns nicht gegönnt.
Zwölf Zuhörer sind im Saal
Zeit anzufangen.
Die Hälfte ist da, weil es regnet,
der Rest sind Verwandte. Muse!
[…]
Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren (6:23)
Novalis (1772 – 1801)
Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren
Sind Schlüssel aller Kreaturen
Wenn die so singen, oder küssen,
Mehr als die Tiefgelehrten wissen,
Wenn sich die Welt ins freye Leben
Und in die
Wenn dann sich wieder Licht und Schatten
Zu ächter Klarheit wieder gatten,
Und man in Mährchen und Gedichten
Erkennt die
Dann fliegt vor Einem geheimen Wort
Das ganze verkehrte Wesen fort.
Der Albatros (7:37)
Charles Baudelaire (1821 – 1867)
(übertragen von Therese Robinson)
Oft kommt es vor, dass, um sich zu vergnügen,
Das Schiffsvolk einen Albatros ergreift,
Den grossen Vogel, der in lässigen Flügen
Dem Schiffe folgt, das durch die Wogen streift.
Doch, – kaum gefangen in des Fahrzeugs Engen
Der stolze König in der Lüfte Reich,
Lässt traurig seine mächtigen Flügel hängen,
Die, ungeschickten, langen Rudern gleich,
Nun matt und jämmerlich am Boden schleifen.
Wie ist der stolze Vogel nun so zahm!
Sie necken ihn mit ihren Tabakspfeifen,
Verspotten seinen Gang, der schwach und lahm.
Der Dichter gleicht dem Wolkenfürsten droben,
Er lacht des Schützen hoch im Sturmeswehn;
Doch unten in des Volkes frechem Toben
Verhindern mächt’ge Flügel ihn am Gehn.
24 September 2008 |
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Irgendwie vermisse ich in den größeren wissenschaftlichen Textproduktionen meines Studiums (Zula, sonderpädagogisches Förder-Gutachten) den dialogischen Charakter der Sprache: Feedback, Rückmeldung, emotionale Zuwendung/Empfindung, kurzum: menschliches Antlitz.
Eben Sprache als humanspezifische Eigenschaft.
23 September 2008 |
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Um mit Hesse zu sprechen, weht Leonard Cohen mir in die herbstenden Jugendjahre.
Suzanne
von Leonard Cohen
Suzanne takes you down to her place near the river You can hear the boats go by You can spend the night beside her And you know that she’s half crazy But that’s why you want to be there And she feeds you tea and oranges That come all the way from China And just when you mean to tell her That you have no love to give her Then she gets you on her wavelength And she lets the river answer That you’ve always been her lover And you want to travel with her And you want to travel blind And you know that she will trust you For you’ve touched her perfect body with your mind. And Jesus was a sailor Now Suzanne takes your hand |
Suzanne nimmt dich hinunter zu ihrem Ort nahe des Flusses Du kannst die Schiffe fahren hören Du kannst die Nacht an ihrer Seite sein. Und du weißt, sie ist halb verrückt Aber deshalb willst du bleiben Und sie gibt Tee und Orangen Der weither aus China kommt. Und willst du ihr endlich sagen Nein, ich hab dir nichts zu geben Hebt sie dich in ihre Wellen Und der Fluß gibt dir die Antwort Du warst immer ihr Geliebter. Und du gehst mit ihr auf Reisen Die man blinden Auges reist Und du weißt, sie kann dir trauen Denn du berührtest ihren makellosen Körper Mit deinem Geist. Jesus war ein Seemann Suzanne nimmt deine Hand |