Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

1 
 April 
 
2018


 
Arachne
Die kunstfertige Weberin
Arachne


Musik
Wolfgang Amadeus Mozart [1] Konzert in C-DUR für Flöte, Harfe und Orchester, KV 299 (Schulz, Zabaleta, Boehm) – Quelle: www.archive.org

Gedankenweben

Der Phantasie liebreizende Wettstreit

Dort wird Purpur gewebt, der tyrischen Kessel empfunden,
Schatten dazu so zart und kaum zu gewahrenden Wechsels,
Wie beim Regenguss, wenn die Strahlen sich brechen, ein Bogen
Pflegt mit gewaltigem Rund zu zeichnen die Weite des Himmels;

Licht erglänzten darin zahllose verschiedene Farben,
Doch die Veränderung selbst entgeht dem betrachtenden Auge:
So ist, was sich berührt, ganz gleich, das Entferntere ungleich.
Dort durchwirken sie auch mit geschmeidigem Golde die Fäden,
Und im Gewebe erhebt sich ein altertümlicher Inhalt.

aus: “Die Metamorphosen” von Ovid

 

Und den durstigen Blick labt das energische Licht.
Kräftig auf blühender Au erglänzen die wechselnden Farben,
Aber der reizende Streit löset in Anmuth sich auf.

aus: “Der Spaziergang” von Friedrich Schiller

 

Ehret die Frauen! sie flechten und weben
Himmlische Rosen ins irdische Leben […]

aus: “Würde der Frauen” von Friedrich Schiller

 

 

Arachnes Webstoff
weibliche und männliche Anteile [2]

Arachnes Webstoff
Damenflügel und Königsflügel
auf dem Schachbrett


Arachnes Webstück

Arachnes Geistesblüten
blumig geknüpfte Gedankenfiguren [3] https://www.lyrik-klinge.de/wp-content/uploads/arachne_damenfluegel_koenigsfluegel_weisse_seite_schwarze_seite-110x110.jpg 110w" sizes="(max-width: 298px) 100vw, 298px" />

Arachnes Webstoff
♕ ♔ weiße Bretthälfte
♛ ♚ schwarze Bretthälfte


Arachnes Webstück mit Figuren

→ zu Mnemosynes Geleit
Das Positionsspiel

Fußnoten[+]

 
 
26 
 Januar 
 
2016

Schlagwörter

1

 

 
Lutz Görner lädt uns zu einer literarischen Reise ein
 

Die rheinischen Weinbauern (2:08)
Georg Weerth (1822 – 1856)
An Ahr und Mosel glänzten
Die Trauben gelb und rot.
Die fleißgen Bauern meinten,
Nun wär vorbei die Not.
Da kamen die Herren der Banken
Herbei aus aller Welt:
»Wir nehmen ein Drittel der Ernte
Für unser geliehenes Geld!«
Da kamen die Herren Beamten
Aus Koblenz und aus Köln:
»Das zweite Drittel gehöret
Dem Staate an Steuern und Zölln!«
Und als die Bauern flehten
Zu Gott in höchster Pein,
Da schickt er ein Hageln und Wettern
Und brüllt: »Der Rest ist mein!«
Viel Leid geschieht jetzunder,
Viel Leid und Hohn und Spott,
Und wen der Teufel nicht peinigt,
Den peinigt der liebe Gott!
Das Hungerlied (3:50)
Georg Weerth (1822 – 1856)
Verehrter Herr und König,
Weißt du die schlimme Geschicht?
Am Montag aßen wir wenig,
Und am Dienstag aßen wir nicht.

Und am Mittwoch mussten wir darben,
Und am Donnerstag litten wir Not.
Und ach, am Freitag starben
Wir fast den Hungertod!

Drum lass am Samstag backen
Das Brot, fein säuberlich.
Sonst werden wir sonntags packen
Und fressen, o König, dich!

Pfingstlied (6:00)
Georg Weerth (1822 – 1856)
Sie herzten und sie küssten sich
Mit liebevoller Gebärde.
Der junge Herr Frühling wonniglich,
Der besuchte die schöne Frau Erde.

Er ist der guten, ehrlichen Frau
Mit eins an den Hals gesprungen,
Dass bis hinauf in den Himmel blau
Nur Lust und Jubel erklungen.

»Es freut mich, Geliebter, dass du hier!
Lang währte des Winters Tosen.
Meine Felder brauchen die goldne Zier,
Meine Gärten Lilien und Rosen.

Verstummt sind all meine Nachtigalln,
Seit ich dich verloren hatte.
Drum schmücke den Vögeln die grünen Halln
Und den Hirschen die blumige Matte.

Ich habe so oft an dich gedacht,
Wenn der Schnee fiel im nassgrauen Winter.
Doch sprich, was hast du mir mitgebracht
Für die lieblichen Menschenkinder?«

»Für die Menschenkinder?« versetzte da
Der junge Herr Frühling stutzend –
In die Tasche griff er behend: »Voilá!
Revolutionen ein Dutzend.«