Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

1 
 Mai 
 
1995


 

Im Frühlingsgärtchen es flutend sonnt,
und auch die Blümelein es helle lieblich wonnt,
den Bienen süßen Nektar darzubeiten.
Sogar die Grillen halten Konzert
so wie es denn Dein Herz begehrt
versteht’s die Seele zu befrieden. (kurzfristig, langfristig wohl eher nur Gott?)

Berauschet von den Frühlingsklängen
die schwirrend in der Luft nun hängen
wird ein jeglich’ Geschöpf in den Zauber gebannt
durch die Fackel des Frohsinns leuchtend helle entbrannt.

Doch D. können nicht locken,
diese sanften Frühlingsstimmen
sie muß brav in ihrem Zimmer hocken
und die Karriereleiter zu ergklimmen.
“Denn ohne Schweiß gibt’s keinen Preis”,
– das ist wahrlich zu befürworten.
Und ohne Streben im Schülerleben
gibt’s auch keinen Leistungsorden.

kühl auf dem Gestühl

Frühlingsstimmen locken

muß brav im Stübchen hocken

Das Wetter ist also andere als trübe
gleich D.s Arbeitstriebe
sie pauket Vokabeln, wälzt ihre Bücher
wischt sich die Stirn mit Taschentücher

Doch dieses Schaffen, emsiges Werken
kann meinem Auge nicht verbergen:
Erhöhter Blutdruck, zermattertes Gehirn,
Schweißperlen auf heißen temperierter Stirn
dank Adrenalin, dem Stresshormon,
der Krankheit “Prüfungsstreß” erstes Symptom.

Doch bleibe kühl
auf dem Gestühl
auch wenn der Lehrnstoff mag sein viel
wirst doch erreichen das Klassenziel.

 
 
3 
 März 
 
1995


 

Name: Thomas D.
REWARD: 1.000 $

Thomas, ein finsterer Artgenosse,
der Schmerzen und Furcht stolz verneint,
sitzt souverän auf seinem Rosse,
Raffinesse Gerissenheit und Stärke er in sich vereint.

Sicher hält er die Zügel in der Hand
und wird deshalb leicht als Raubritter erkannt.

Groß an Statur mit gestylter Frisur
trotzt er jeglichen Widerstand.
Die Bizeps gestählt, an Power ihm nicht fehlt,
Goliath’s Kräfte er in sich bannt.

Vor Skrupellosigkeit, sein Markenzeichen,
muß manch’ tapferer Krieger zitternd erbleichen.
Es klappert das Gebiß, die Knie erweichen.
Das Gebiß, es schlottert und die Zunge, sie stottert
und selbst die Knie müssen (wie Wachs) erweichen.

Wenn Thomas von fern ein Widersacher erspäht,
und dieser in die Klauen der Bestie gerät,
so hülfe es nicht, wenn dieser solcher um sein Leben fleht,
weil dreinschlägt Thomas’ Donnerfaust,
und kein Funken Leben dann mehr in diesem haust.

Doch lenke nun Dein Augenmerk
zu Thomas’ Arm, dem linken.
Vernimmst du auch des Schwertes blinken [Blinken]
dies’ Waffe verrichtet so manch’ blut’ges Werk.

Wenn er zücket sein Schwert, kriegsgeschreitösend
vom Zorne verzehrt und angsteinflößend
so holt er

dem Feind zugekehrt, angsteinflößend
so holt er kräfteverzehrend aus,
der Gegner muß sich achtsam bücken,
und sollte dieses ihm nicht glücken,
macht Thomas ihm rasch den Garaus.

Drum Bürgervolk, so seid bedacht:
Nehmt vor Thomas euch in Acht und [seid auf der Hut] ständig wacht
der Sensemann sich sonst ein’s lacht !!!

 
 
15 
 Februar 
 
1995


 

… oder die ultimativste Form des menschlichen Wahnsinns

Ich weile hier am trüben Ort
abgeneigt vom Lehrerwort.
Es redet quasselt der Lehrer M.
er schwallet sprudelt und schwallet sprudelt, mir zum Verdruß

Selbst das Recken und das Strecken,
und das Gähnen mit vorstehenden Zähnen
verscheuchen nicht den Schlummer mir.
Schwerer werden die Augenlieder
schwächer auch die müden Glieder
an dieser öden Stätte hier.

Wer helfe mir aus dieser Not,
sollt’ ich erleiden den Schülertod !!!

Ermattet nun das Haupte sinkt
auf die einladende Tischesplatte,
damit kein lästig Geräusch in die Ohren dringt
stopf’ ich in die Lauscher Watte.

Die Gedanken schweifen in die Ferne

Schließe meine Äuglein fein,
gedankenschweifend in die Ferne,
und nicke darauf schnarchend ein –
träume von Sonne, Mond und Sterne
manchmal auch, und das sind freilich keine Faxen,
von Westerstede in Niedersachsen.