Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

20 
 Juli 
 
2017


 

Deiner heiligen Zeichen, o Wahrheit, hat der Betrug sich
Angemaßt, der Natur köstlichste Stimmen entweiht,
Die das bedürftige Herz in der Freude Drang sich erfindet […]

aus: Der Spaziergang (Friedrich Schiller)

Ernüchternde Texte, die Stereotypen von der Stange abgreifen, mit unebener, panzerrollender Metrik, die lediglich nur durch den Gesang ihr rettendes HEIL in der metrischen Glättung mittels Silbenverschleifung sich erhofft.

Um metrische Formschöne und Gedankentiefgang geht es aber auch garnicht.
Es geht nicht wirklich um eine intellektuelle, gedankendifferenzierte Auseinandersetzung mit lösungsorientiertem Ansatz für Problemfelder in einer hochkomplexen Gesellschaft.

Der Ankerpunkt ist ein anderer.
Es soll vornehmlich das (Gemeinschafts-)Gefühl genährt, befriedet und zugleich besstürmt werden.

Der Schöngeist indessen erleidet einen Stoß und dies ist wahrlich keine von mir imaginierte Dolchstoßlegende!

An diesem Wesen wird nur die eigene (konstruierte Gedanken-)Welt genesen.
Jenen Gefühlscocktail reichten mir mitunter etliche religiöse Gemeinschaften bereits schon.

Auch der vermeintlich bergende Schoß der Folklore tröstet mich nicht wirklich darüber hinweg.

Worin erfindet sich dann der deutsche Idealismus?
Meine Suche geht weiter…

 
 
18 
 Juli 
 
2011

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1

 

Thomas der Zwilling

Jesus sprach:
„Werdet Vorübergehende!“

Hoher Himmel! Es rührt des Allmächtigen eherne Schwinge
Donner gebärend am wolkengeballten Gewölb. Ein
irrender Strahl durchzuckt den erbleichten Äther. Die Berge
-heiligen Donnerhorns nun übergossen- verharren in Ehrfurcht,
göttlicher Hoheit gewärtig. Es wogt der urmächt’ge Welthall
nun die schroffen Hänge hinab und wälzt sich dumpfwallend
in die Täler, drängt zu der Dörfer duckenden Hütten,
drängt zur versammelten Schar im häuslichen Kreis und verliert sich
schweigend im lauschen Ohr menschlichen Staunens. Oh, du …

… Wunderklang Gottes, aller Naturen durchwogende Stimme!
Tön’ als erhabener Lehrmeister deinen Erdengeschöpfen,
mahn’ der Vergänglichkeit sie! Denn gleichwie dein Donner dem
Himmel entfuhr, dem göttlichen Urquell entsprang, so verlor sich
dies Große doch im Kleinen, im Irdischen nied’rer Behausung.

Lehre uns gleichwohl des flüchtigen Wandels hienieden auf Erden,
nichts währet immerdar, ist gezeitigt, gestundet dem Schicksal!

→ zu Mnemosynes Geleit
Evangelium nach Thomas
 
 
1 
 Mai 
 
1995


 

Im Frühlingsgärtchen es flutend sonnt,
und auch die Blümelein es helle lieblich wonnt,
den Bienen süßen Nektar darzubeiten.
Sogar die Grillen halten Konzert
so wie es denn Dein Herz begehrt
versteht’s die Seele zu befrieden. (kurzfristig, langfristig wohl eher nur Gott?)

Berauschet von den Frühlingsklängen
die schwirrend in der Luft nun hängen
wird ein jeglich’ Geschöpf in den Zauber gebannt
durch die Fackel des Frohsinns leuchtend helle entbrannt.

Doch D. können nicht locken,
diese sanften Frühlingsstimmen
sie muß brav in ihrem Zimmer hocken
und die Karriereleiter zu ergklimmen.
“Denn ohne Schweiß gibt’s keinen Preis”,
– das ist wahrlich zu befürworten.
Und ohne Streben im Schülerleben
gibt’s auch keinen Leistungsorden.

kühl auf dem Gestühl

Frühlingsstimmen locken

muß brav im Stübchen hocken

Das Wetter ist also andere als trübe
gleich D.s Arbeitstriebe
sie pauket Vokabeln, wälzt ihre Bücher
wischt sich die Stirn mit Taschentücher

Doch dieses Schaffen, emsiges Werken
kann meinem Auge nicht verbergen:
Erhöhter Blutdruck, zermattertes Gehirn,
Schweißperlen auf heißen temperierter Stirn
dank Adrenalin, dem Stresshormon,
der Krankheit “Prüfungsstreß” erstes Symptom.

Doch bleibe kühl
auf dem Gestühl
auch wenn der Lehrnstoff mag sein viel
wirst doch erreichen das Klassenziel.