Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

23 
 Mai 
 
2011

abgelegt in
Elegien | Epigramme

 

Mahnwort Apollons an den Dichter

Schändlicher, durch die Einstreu vereinzelter Silbe verdarb des
Suppengerichtes Geschmack! Halt’ dich drum stets am Rezept,
soll der Vers dir gelingen, betörend im Ohr hold erklingen!
Wahre Dichtermanier reichet liebschallende Kost.

 
 
23 
 Mai 
 

abgelegt in
Elegien

 

 

Octopus

Ungestüm, auf der unendlichen See alltäglichen Treibens
spürst der Vergänglichkeit Hauch du. Das launische Spiel
peitscht ohne Ablass mit rauem Odem dir ewige Feindschaft
brausend entgegen. Betäubt seel’scher Empfindung, umspült
achtarmig dich des Selbstzweifels Würggriff und reisst unnachgiebig
mit mächt’gem Arm dich auf den Grund tiefster Umnachtung hinab.

Wohl dir, Verlorener, wenn der Rachen dich ausspeit an des
Lebens frohem Strand, nicht gar an Klippen zerberst.

 

 
 
2 
 Mai 
 
2011

abgelegt in
Der Mund | Die Brust | Elegien | Vertonungen

 

Nicht vom dunkelgefüllten Kelch des Vergessens, in des Klosters
Schoße erhofftest du Heil. Vom Geliebten verschmäht
stiegst in den Strom du hinab und schmiegtest dich in die allver-
söhnliche Flut stillen Trosts. Glut deiner Lippen erlosch
in der Umarmung Kühle. Oh, Tod, in der letzten Liebkosung
säumest du nie, Gefährt, stets verlässlicher Freund
schwerer Stunde. Du hauchtest aus seligpreisender Fremde
milder ihr, wuschest die Brust reinlich vom irdischen Gram.