19 August 2018 |
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Der Geliebten Freitod
Nicht vom dämmergefüllten Kelch des Vergessens, in des Klosters
Schoße erhofftest du Heil. Vom Geliebten verschmäht
stiegst in den Strom du hinab und schmiegtest dich in die allver-
söhnliche Flut stillen Trosts. Glut deiner Lippen erlosch
in der Umarmung Kühle. Oh, Tod, in der letzten Liebkosung
säumest du nie, Gefährt, stets verlässlicher Freund
schwerer Stunde. Du hauchtest aus seligpreisender Fremde
milder ihr, wuschest die Brust reinlich vom irdischen Gram.
Fußnoten
17 Juli 2016 |
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Alles habe ich gekostet:
Liebe, Kampf und süßen Wein.
Doch nun ist mein Beil verrostet
Und haut nirgends mehr darein.
Und am Boden liegt zerschlagen
Meines guten Trunks Pokal,
Und der Liebsten Augen sagen:
Lieber Freund, es war einmal. –
Dank euch, freundliche Symbole,
Ihr gebart mir dies Gedicht.
Aber zu der Schießpistole
Greife ich noch lange nicht.
Dichtung | Erich Mühsam | |
Lesung | Ulrich Janeztki | |
Bilder | Erich Mühsam „Verse für Zenzl“ | |
Bereitstellung | wortlover |
5 April 2016 |
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Nicht zum Nach-Ahmen gedacht, wohl aber zum Nach-Denken.
“Jedes Leben war ein Atemzug, von Gott ausgestoßen.
Jedes Sterben war ein Atemzug, von Gott eingesogen.”
Ende von “Klein und Wagner”
[…]
Draußen, weit im See, zog er die Ruder ein. Es war nun soweit, und er war zufrieden. Früher hatte er, in den Augenblicken, wo Sterben ihm unvermeidlich schien, doch immer gern noch ein wenig gezögert, die Sache auf morgen verschoben, es erst noch einmal mit dem Weiterleben probiert. Davon war nichts mehr da. Sein kleines Boot, das war er, das war sein kleines, umgrenztes, künstlich versichertes Leben – rundum aber das weite Grau, das war die Welt, das war All und Gott, dahinein sich fallen zu lassen war nicht schwer, das war leicht, das war froh.
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