Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

15 
 Februar 
 
2008


 





 
Wieso ich für meinen Blog das Theme “Painted Desert” gewählt habe?

Lawrence von Arabien, ein Brite und glühender Freund der Araber, wurde einmal die Frage gestellt, was er an der Wüste so interessant fände.
Seine Antwort war simple: »Weil sie sauber ist!«

Und gerade darin sehe ich auch das Besondere an diesem doch so reizarmen und kargen Landstrich, weil er »sauber« ist, weil er »rein« ist von all dem oft wirren Alltagslärme, vom geschäftigen Getriebe der Welt.

Weil es in dieser Stille gestattet ist, in Besinnung zu sich selbst zu kommen und jeglicher kultureller Errungenschaft, jedem Aufgebot an Menschengetümmel entschlagen ist.

Der Wüste wohnt meditativer Charakter inne, ein Ort der Transzendenz, der inneren Einkehr.

Nicht umsonst zog es die Propheten des Alten Testamentes in diese Einöde, um sich für den an sie ergangenen Sendungsauftrag vorzubereiten.
Selbst Jesus durchschritt vor seinem öffentlichen Wirken die Wüste und rüstete sich geistig.

Die Wüste als Schmelztigel besitzt Läuterungscharakter, entschlackt von Alltagsrückstanden, lässt Kräfte sammeln, sich neu ausrichten.

 




 
Wie das Volk Israel, das durch Selbstanmaßung Gott lästerte, 40 Jahre durch die Wüste ziehen musste, um einen Prozess der Reinigung zu erfahren, so finde auch ich mich auf meinem “Wüsten-Blog” dem Prozess ständiger Reinigung unterworfen.

Täglich neu will ich ihn entschlacken, meinen Schreibstil von allem Derben, von allem Nichtigen und sinnlos dahin schwafelndem Redeschwall.
Möchte mich sammeln, besinnen, neu ausrichten.

 
 
2 
 Februar 
 
2008

abgelegt in
Gedankenschau

 

Dieses vermaledeite und in aller Munde bedeutungsverfremdete Wort „Lernen“ quillt mir mittlerweile aus den Ohren!
Gerade jetzt in der Hochphase der allzeit verhassten Klausuren.

… und wie im Meere Well’ auf Well’ so geht’s von Mund zu Munde schnell.

Friedrich Schiller

Aber mit Lernen hat diese Form vermeintlich fachlicher Horizonterweiterung wenig zu tun.
Lernen – im eigentlichem Sinne – ist der Aufbau relativ stabiler Verhaltensweisen, die langfristig die Kompetenz steigern.

“Schwimmen” kann man zum Beispiel lernen.
Ich war schon ewig nicht mehr im Schwimmbad, bin mir aber recht sicher, dass ich -auch nach längerem “Landaufenthalt”- noch locker eine 50m-Bahn abkraulen könnte. Ok, vielleicht nicht kraulen, aber zumindest im Brust-Schwimmstil.
Das Gleiche gilt übrigens auch für das Fahrrad fahren, für das Auto fahren (als Student kann ich mir kein Auto leisten), fürs Lesen, Schreiben, Rechnen (die Kulturtechniken also allgemein), für die Muttersprache und eben typische Verhaltensweisen, die meine Eigenart lebenslänglich auszeichnen.

Aber auf eine Klausur lernen? Geht das?
Vorgestern hörte ich im Hörsaal jemanden prahlen, dass er bei minimalem Arbeitsaufwand (ca. 3 Stunden) eine sehr gute Note eingeheimst hätte. Er war wohl ein Turbo-Lader.
Auch die befleißten Karteikasten-Fetischisten treten ihren Siegeszug an, die Omnipotenten.

Sollen sie sich doch alle Wissen anhäufen, sich die Materie einverleiben in geistigen Schlemmer(lern-)sitzungen ähnlich einer Fressorgie im alten Rom, um in der Klausur dann in Nachahmung jener Weltherrscher mit einer (Schreib-)Feder sich den Gaumen kitzeln und sich mental erbrechen, für die Klausur, für die Momentaufnahme studentischer Wissensbestände.

Doch Wissen ist nicht unbedingt BeWUSSTsein, mental kopiert nicht unbedingt kapiert.

Sollen sie sich damit rühmen, sich erhabener, besser fühlen als andere, die des Auswendiglernens nicht (mehr) mächtig sind.
Ihr Wissen ist enzyklopädiertes Seifenblasenwissen, zeitlich terminiert, dem Raffzahn kommender Wochen preisgegeben.

Mich verlangt es hingegen nach einer natürlichen Lernform, die alle Sinne mit einschließt.
Eine Lernform, die in manchen meiner Seminare favorisiert wird, allerdings für ein Klientel von Schülern mit einer geistigen Behinderung. Vielleicht liegt aber gerade darin der Schlüssel?
Hat nicht der große Lehrmeister Jesus schon gesagt: „ Wenn ihr nicht so werdet wie die Kinder … “

 
 
11 
 Februar 
 
1995

abgelegt in
Reimgedichte

 

Sollt’ ich den säumen den nächtlichen Schlummer?
welcher verstößet er lässet vergessen welken des Tages Kummer!
Bescheret meiner Seele Fried!
Ich liebe des Nachtes süße Stille,
sie ist so linde, spendet Trost die Fülle,
so drum schließe ich meines des Äugleins Lid.

Und wieget mich manch’ süßer Traum
ins Land der “ewigen” Wonne
so schafft im Herzen sich dann Raum
die güldne Freudensonne.

Doch wenn der Morgen mir bricht an
es helle sonnt strahlt durchs Zimmerfenster
so wecken mich die Sorgengespenster
so ziehen mich in ihren Bann,
die totgeglaubten Sorgengeister und -gespenster.

Ob ich auf Erden je Ruhe fände,
ich leg’s, Herr Jesu, in Deine Hände.
Du vernimmst es, vernehmest auch quälende
Auch sind nicht verborgen, Dir meine Glaubensfragen,
die mich verzagen, die an mir nagen.
Erbarme Dich doch meiner Not,
so greif’ doch ein,
soll triumphieren denn der Tod?
Tilg’ mir die Pein!
Dann möcht’ ich weilen, und das fürwahr,
in Deinem Hause immerdar.