6 Januar 2012 | |
DICHTUNG | Walther von der Vogelweide | |
ÜBERSETZUNG | WikiPedia | |
BEREITSTELLUNG | Ginnungsgap |
Under der linden | – | Unter den Linden |
mittelhochdeutsch | – | heutiges Deutsch |
Under der linden an der heide, dâ unser zweier bette was, dâ muget ir vinden schône beide gebrochen bluomen unde gras. Vor dem walde in einem tal, tandaradei, schône sanc diu nahtegal. | Unter der Linde an der Heide, wo unser gemeinsames Bett war, dort könnt ihr finden gepflückte sorgsam Blumen und Gras. Vor dem Walde in einem Tal, tandaradei, sang die Nachtigall lieblich. | |
Ich kam gegangen zuo der ouwe, dô was mîn friedel komen ê. Dâ wart ich enpfangen, hêre frouwe, daz ich bin sælic iemer mê. Kuster mich? Wol tûsentstunt: tandaradei, seht, wie rôt mir ist der munt. | Ich kam zu der Au, da war mein Liebster schon da. Dort wurde ich empfangen, als edle Frau! (so) dass ich für immer glücklich bin. | |
Dô het er gemachet alsô rîche von bluomen eine bettestat. Des wirt noch gelachet inneclîche, kumt iemen an daz selbe pfat. Bî den rôsen er wol mac, tandaradei, merken, wâ mirz houbet lac. | Da hatte er prächtig gemacht aus Blumen ein Bett. Darüber wird jetzt noch herzlich gelacht, wenn jemand denselben Weg entlang kommt. An den Rosen kann er wohl, tandaradei, erkennen, wo mein Haupt lag. | |
Daz er bî mir læge, wessez iemen (nû enwelle got!), sô schamt ich mich. Wes er mit mir pflæge, niemer niemen bevinde daz, wan er und ich, und ein kleinez vogellîn – tandaradei, daz mac wol getriuwe sîn. | Dass er bei mir lag, wüsste das jemand (das wolle Gott nicht!), dann würde ich mich schämen. Was er mit mir tat, das soll nie jemand erfahren, außer er und ich und ein kleines Vöglein, tandaradei, das kann wohl verschwiegen sein. |
31 Juli 2011 | |
Schwester von dem ersten Licht,
Bild der Zärtlichkeit in Trauer!
Nebel schwimmt mit Silberschauer
Um Dein reizendes Gesicht;
Deines leisen Fußes Lauf
Weckt aus tagverschlossnen Höhlen
Traurig abgeschiedne Seelen,
Mich und nächt’ge Vögel auf.
Forschend übersieht Dein Blick
Eine großgemessne Weite.
Hebe mich an Deine Seite!
Gib der Schwärmerei dies Glück!
Und in wolllustvoller Ruh’
Säh’ der weitverschlagne Ritter
Durch das gläserne Gegitter
Seines Mädchens Nächten zu.
Dämmrung, wo die Wollust thront,
Schwimmt um ihre runden Glieder.
Trunken sinkt mein Blick hernieder.
Was verhüllt man wohl dem Mond?
Doch was das für Wünsche sind!
Voll Begierde zu genießen,
So da droben hängen müssen;
Ei, da schieltest du dich blind.
1 Juli 2011 | |
Der du von dem Himmel bist,
Alle Freud und Schmerzen stillest,
Den, der doppelt elend ist,
Doppelt mit Erquickung füllest,
Ach, ich bin des Treibens müde!
Was soll all die Qual und Lust?
Süßer Friede,
Komm, ach komm in meine Brust!
Über allen Gipfeln
Ist Ruh,
In allen Wipfeln
Spürest du
Kaum einen Hauch;
Die Vögelein schweigen im Walde.
Warte nur, balde
Ruhest du auch.