29 Mai 2010 |
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und Didymos Judas Thomas schrieb sie auf.
Und er sprach:
“Wer die Deutung dieser Worte findet, wird den Tod nicht schmecken.”
niederzuschreiben hochheilige Worte des Himmelsgesandten.
Was als Torheit von Heiden erachtet, sei tröstend’ Geleit dem
Irrenden, Quell dem Ermattenden, neue Stärkung empfangend.
Wer aus dem reinen Kelch seiner Worte trinket, die Wahrheit
schmeckt und die Wandlung vollzieht, wird der Eitelkeit darge-
reichtes Gebräu, dem Wollust nur schäumet, künftig entsagen.
→ Evangelium nach Thomas
27 April 2008 |
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An Diotima
Götter wandelten einst bei Menschen, die herrlichen Musen
und der Jüngling, Apoll, heilend, begeisternd wie du.
Und du bist mir, wie sie, als hätte der Seligen Einer
mich ins Leben gesandt, geh ich, es wandelt das Bild
meiner Heldin mit mir, wo ich duld und bilde, mit Liebe
bis in den Tod, denn dies lernt ich und hab ich von ihr.
Laß uns leben, o du, mit der ich leide, mit der ich
innig und gläubig und treu ringe nach schönerer Zeit.
Sind doch wirs! Und wüßten sie noch in kommenden Jahren
von uns beiden, wenn einst wieder der Genius gilt,
sprächen sie: es schufen sich einst die Einsamen liebend
nur von Göttern gekannt ihre geheimere Welt.
Denn die Sterbliches nur besorgt, es empfangt sie die Erde,
aber näher zum Licht wandern, zum Aether hinauf
sie, die inniger Liebe treu, und göttlichem Geiste
hoffend und duldend und still über das Schicksal gesiegt.
Persönlicher Nachtrag Moralische Konflikte stellen sich bei mir in diesem Gedicht trotzdem ein, zumal Hölderlin dieses Gedicht Susette Gontard, einer verheiratete Frau und seiner Geliebte zugleich, widmete. |
30 Juni 1995 |
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Täubchen, enthebe Dich vom heimschen Ort,
leihe Dir des Windes Flügel,
straffen Gefieders eil’ mit Kurs nach Nord
gleitend über Berg und Hügel.
Flieg’ mit den Schwalben kühn um die Wette,
schwinge Dich zügig traulich zur Stätte
des hoffenden Busens flammendes Sehnen,
der tiefblauen Augen Berges-See, jenen
stillen Liebreiz, auf dessen silbern wogender Glut
matter Seele Flügelschlag fröhlicher Mut dir geruht.
Und das kalte Wachsessiegel,
gleichsam einem eisern Riegel,
gebrochen durch der Mädchenhand,
möge Einsicht dem gewähren,
fremde Blicke aber wehren,
dem dies Kleinod zugesandt.