6 Mai 2017 |
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Zweisame und einsame Momente, freudvolle und leidvolle, Gleitflug und Sturzflug…
So würde ich mein bisheriges viertes Lebensjahrzehnt beschreiben.Es wurden im Strudel (vielleicht auch entwicklungsbedingter) Turbulenzen, der Traditionsverhaftung und eigener Machtlosigkeit von mir viele Verletzungen ausgesprochen / Handlungen vollzogen, welche ich nicht mehr zurücknehmen kann und mir auch leid tun.
Es waren aber auch Jahre, die mir schöne Momente bescherten, Dimensionen menschlichen Fühlens, die ich bisher nicht kannte.
So wie mein drittes Lebensjahrzehnt meiner beruflichen Ausbildung galt, gilt es nun, bisherige Erfahrungen des jetzigen Jahrzehnts, die süßen und bitteren, zu einem bunten Strauß zu binden und in der Poesie Blumengefäß (siehe: Anthologie) am Duft jeder Erinnerungsblüte teilhaft zu werden.
DICHTUNG | Erich Fried | |
LESUNG | Katharina Thalbach | |
VIDEO | Northern Lights | |
BEREITSTELLUNG | LYRIK & MUSIK |
Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe
Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe
Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe.
7 Oktober 2012 |
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DICHTUNG | Erich Fried | |
LESUNG | Erich Fried | |
BEREITSTELLUNG | LYRIK & MUSIK |
Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe
Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe
Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe.
17 Mai 2008 |
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Irgendwie scheint ein Kleinkind beim allabendlichen Vorlesen eines Märchens doch sehr wohl zu registrieren, dass die Handlung der Erzählung fiktiv ist und fern der wahren Wirklichkeit.
Erzählen Eltern daher ihren Kindern Lügengeschichten?
NEIN, es geht ja im Märchen auch nicht um Wahrheitsanspruch, es geht primär um Vermittlung von (Kultur-)Werten.
Irgendwie scheinen Atheisten beim Lesen der Bibel noch nicht verstanden zu haben, dass vieles an Niedergeschriebenem nicht eine 1:1-Wirklichkeitsabbildung darstellt, sondern in der literarischen Textgattung dem “Gleichnis” zuzuordnen ist.
Es geht nicht um historische Wahrheiten, sondern um die Vermittlung von (Kultur-)Werten.
Daher sind auch evtl. alttestamentliche Schandtaten (z.B. Völkermord, dargebrachte Tieropfer, Frauendiskriminierung etc.) nicht dem Alten Testamentes zuzuschreiben, sondern der jeweiligen Kultur, die diese „Perversitäten“ hervorgebracht hat.
Biblische Aufzeichnungen fungieren lediglich wie in eine Art „Reportage“, allerdings mit ihren literarischen Mitteln.
Und gerade wegen des hohen Analphabetismus (mit mündlicher Überlieferungstradition) in der damaligen Bevölkerung mussten zur besseren Einprägsamkeit die Geschichten (Volksweisheiten) spannend erzählt werden, was zur nachhaltigen Gedächtnisspeicherung wesentlich beigetragen hat.
Ein Hang zur Dramatisierung ist daher durchaus sinnvoll.
Wer also an Mythologien (christlich, römisch, griechisch, …) zweifelt, hat sich keinerlei Gedanken über die literarische Textgattung gemacht.
Wer den Wahrheitsgehalt beim ultimativen Bauprojekt der Arche Noah (zur Rettung aller Arten!) in den Meterangaben jenes “Schwimmkolosses” sucht, wer die Glaubwürdigkeit der 12 Taten des Herakles anzweifelt, schnorchelt an der Oberfläche und hat den eigentlichen Sinngehalt verfehlt.
Mythologische Texte sind daher im Wesenskern nicht grundlegend falsch, sondern die Rezeption (Lesart) derer ist eine falsche, inadäquate.
Siehe auch: Historisch-kritisches Methode.