Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

6 
 Mai 
 
2017


 

Zweisame und einsame Momente, freudvolle und leidvolle, Gleitflug und Sturzflug…
So würde ich mein bisheriges viertes Lebensjahrzehnt beschreiben.

Es wurden im Strudel (vielleicht auch entwicklungsbedingter) Turbulenzen, der Traditionsverhaftung und eigener Machtlosigkeit von mir viele Verletzungen ausgesprochen / Handlungen vollzogen, welche ich nicht mehr zurücknehmen kann und mir auch leid tun.

Es waren aber auch Jahre, die mir schöne Momente bescherten, Dimensionen menschlichen Fühlens, die ich bisher nicht kannte.

So wie mein drittes Lebensjahrzehnt meiner beruflichen Ausbildung galt, gilt es nun, bisherige Erfahrungen des jetzigen Jahrzehnts, die süßen und bitteren, zu einem bunten Strauß zu binden und in der Poesie Blumengefäß (siehe: Anthologie) am Duft jeder Erinnerungsblüte teilhaft zu werden.

DICHTUNG Erich Fried
LESUNG Katharina Thalbach
VIDEO Northern Lights
BEREITSTELLUNG LYRIK & MUSIK


 

Es ist Unsinn
sagt die Vernunft
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist Unglück
sagt die Berechnung
Es ist nichts als Schmerz
sagt die Angst
Es ist aussichtslos
sagt die Einsicht
Es ist was es ist
sagt die Liebe

Es ist lächerlich
sagt der Stolz
Es ist leichtsinnig
sagt die Vorsicht
Es ist unmöglich
sagt die Erfahrung
Es ist was es ist
sagt die Liebe.

 
 
30 
 Oktober 
 
2016


 


Sancta Esenculo! [1]Heilig Wesen!

Me esas trublinta [2]Gestört hab’ ich
la orea deo-repozo [3]die goldene Götterruhe
a tu sovente. [4]dir oft.

E la plu misteria, plu profunda [5]Und der geheimeren, tiefern
dolori de la vivo [6]Schmerzen des Lebens
tu esas aprentinta multi al me. [7]Hast du manche gelernt von mir.

Ho oblivez ol, pardonez! [8]O vergiß es, vergib!

Simile a la nubo ibe [9]Gleich dem Gewölke dort
ante la luno tranquila, [10]vor dem friedlichen Mond
me foriras, [11]geh ich dahin,
e tu [12]und du
kalmas e lumas [13]ruhst und glänzest
en tua belaco itere, [14]in deiner Schönheit wieder,
tu dolca lumo! [15]du süßes Licht!

 

Textdichter Friedrich Hölderlin
Lesung Christian Brückner

Fußnoten[+]

 
 
2 
 September 
 
2016


 

Heilig Wesen! gestört hab ich die goldene
Götterruhe dir oft, und der geheimeren,
Tiefern Schmerzen des Lebens
Hast du manche gelernt von mir.

O vergiß es, vergib! gleich dem Gewölke dort
Vor dem friedlichen Mond, geh ich dahin, und du
Ruhst und glänzest in deiner
Schöne wieder, du süßes Licht!

 

Textdichter Friedrich Hölderlin
Lesung Christian Brückner