1 April 2025 |
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Wie voll mein Herz von Zärtlichkeit gewesen,
hast Du’s geahnt ?
Nie mehr, aber auch nie mehr
wird mein trunkener Blick nie mehr
in seliger Lust
die Lüfte küssen, die Du Zauberin
mit lieblichen Gebärden sanft bewegt.
Wie Deine Hand sich an meine Stirne legt,
ich seh’s im Geiste und Grüße send‘ ich hin.
Mein ganzes Herz ist auch im Tode dein
und alle Glut, die liebend ich Dir zolle,
flammt noch in meiner Augen letztem Strahl.
31 März 2025 |
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Wird man denn durch einen Kuss zum Diebe ?
Er ist ein trauliches Gelübde nur,
ein zart Bekenntnis, ein gehauchter Schwur.
Ein Rosenpünktchen auf dem „i“ der Liebe,
ein Wunsch, dem Mund gebeichtet statt dem Ohr.
Ein liebliches Geräusch wie Bienensummen,
ein Traum der Ewigkeit, ein duftiges Verstummen,
die Seele schwebt zum Lippenrand empor
und gibt sich als ein süßes Naschwerk hin.
30 Dezember 2018 |
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Franz Grillparzer (1791 – 1872)
Gestorben? – Ich weiß noch nicht, wann?
Kommt einst dir das Datum zu Ohren,
So fügs zur Ergänzung hier an.
Und hast du es niedergeschrieben,
So hast du mich ganz, auf ein Haar.
Was etwa noch übrig geblieben,
Wird wohl nach dem Tode erst wahr.
Franz Grillparzer (1791 – 1872)
Und es ist neblicht und kalt.
Gegrüßt seist du Halber dort oben,
Wie du, bin ich einer, der halb.
Halb gut, halb übel geboren,
Und dürftig in beider Gestalt.
Mein Gutes ohne Würde,
Das Böse ohne Gewalt.
[…]
Halb gab ich mich hin den Musen,
Und sie erhörten mich halb.
Hart auf der Hälfte des Lebens
Entflohn sie und ließen mich alt.
[…]
Franz Grillparzer (1791 – 1872)
Vergleich ich den Papageien.
Sie haben drei oder vier Worte,
Die wiederholen sie an jedem Orte.
Romantisch, klassisch und modern:
Scheint schon ein Urteil diesen Herrn.
Und sie übersehen in stolzem Mut
Die wahren Gattungen: schlecht und gut.
Franz Grillparzer (1791 – 1872)
Weiß ihre Brust,
Klein mein Vertrauen,
Doch groß meine Lust.
Schwatzhaft in Blicken,
Schweigend die Zung,
Alt das Missglücken,
Wunsch immer jung.
Arm, was ich brachte,
Reich meine Lieb,
Warm, was ich dachte,
Kalt, was ich schrieb.
Franz Grillparzer (1791 – 1872)
Du dunkle Nacht!
Hier waren Wiesen,
War Farbenpracht.
Hier ist die Stelle,
Hier stand das Haus.
Ich such, ich taste,
Ich finds nicht aus.
Ferdinand Raimund (1790 – 1836)
Oft um den Wert des Glücks.
Der eine heißt den andern dumm.
Am End weiß keiner nix.
Das ist der allerärmste Mann,
Der andre viel zu reich.
Das Schicksal setzt den Hobel an
Und hobelt sie beide gleich.
Die Jugend will halt stets mit G’walt
In allem glücklich sein.
Doch wird man nur ein bisschen alt,
Da find’t man sich schon drein.
Oft zankt mein Weib mit mir, o Graus!
Das bringt mich nicht in Wut,
Da klopf ich meinen Hobel aus
Und denk, du brummst mir gut.
Zeigt sich der Tod einst mit Verlaub
Und zupft mich: Brüderl, kumm,
Da stell ich mich im Anfang taub
Und schau mich gar nicht um.
Doch sagt er: Lieber Valentin,
Mach keine Umständ, geh!
Da leg ich meinen Hobel hin
Und sag der Welt Ade.