Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

23 
 Mai 
 
2011

abgelegt in
Hexameter

 

Musenkind, wende den Blick, den enttäuschten, hinweg vom Gebilde
menschlichen Werkes: der heillosen Städte gar scheues Gewimmel,
aller Künste verwirktes Erlösungswerk an dem verirrten
Geiste des Menschen. Noch heute gelüstet es Adam nach Weisheit,
greift mit vermeintlichem Witz nach der göttlichen Allmacht. Nach Frieden
sehnend vermag ihn nichts zu besänftigen, rastlos in seinem Geschicke [1]Getriebe.

Strebe, zerriebene Seele, indes zur Heimstatt beseelter
Wesen, dem Bund lichter Sterne, bestürm’ sie, zur Feier geladen!
Was dir das Erdreich versagt, wird dorten mit Freuden gereicht.

Fußnoten[+]

 
 
23 
 Mai 
 

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Elegien | Epigramme

 

Mahnwort Apollons an den Dichter

Schändlicher, durch die Einstreu vereinzelter Silbe verdarb des
Suppengerichtes Geschmack! Halt’ dich drum stets am Rezept,
soll der Vers dir gelingen, betörend im Ohr hold erklingen!
Wahre Dichtermanier reichet liebschallende Kost.

 
 
23 
 Mai 
 

abgelegt in
Elegien

 

 

Octopus

Ungestüm, auf der unendlichen See alltäglichen Treibens
spürst der Vergänglichkeit Hauch du. Das launische Spiel
peitscht ohne Ablass mit rauem Odem dir ewige Feindschaft
brausend entgegen. Betäubt seel’scher Empfindung, umspült
achtarmig dich des Selbstzweifels Würggriff und reisst unnachgiebig
mit mächt’gem Arm dich auf den Grund tiefster Umnachtung hinab.

Wohl dir, Verlorener, wenn der Rachen dich ausspeit an des
Lebens frohem Strand, nicht gar an Klippen zerberst.