Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

15 
 April 
 
2017

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Die Stoa | Epiktet | Philosophie
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Wenn dir jemand erzählt, dass der oder dieser dir Böses nachrede, so verteidige dich nicht gegen das, was man über dich sagte, sondern antworte: »Die andern mir anklebenden Fehler wusste er nicht, sonst hätte er nicht bloß diese angeführt.

Epiktet

 
 
12 
 Oktober 
 
2012


 

DICHTUNG Paul Celan
LESUNG Berthold Damshäuser
BEREITSTELLUNG Anglila


 

Boshaft wie goldene Rede beginnt diese Nacht.
Wir essen die Äpfel der Stummen.
Wir tuen ein Werk, das man gern seinem Stern überläßt;
wir stehen im Herbst unsrer Linden als sinnendes Fahnenrot,

als brennende Gäste vom Süden.
Wir schwören bei Christus dem Neuen, den Staub zu vermählen dem Staube,
die Vögel dem wandernden Schuh,
unser Herz einer Stiege im Wasser.
Wir schwören der Welt die heiligen Schwüre des Sandes,
wir schwören sie gern,
wir schwören sie laut von den Dächern des traumlosen Schlafes
und schwenken das Weißhaar der Zeit…

Sie rufen: Ihr lästert!

Wir wissen es längst.
Wir wissen es längst, doch was tuts?
Ihr mahlt in den Mühlen des Todes das weiße Mehl der Verheißung,
ihr setzet es vor unsern Brüdern und Schwestern –
Wir schwenken das Weißhaar der Zeit.

Ihr mahnt uns: Ihr lästert!
Wir wissen es wohl,
es komme die Schuld über uns.
Es komme die Schuld über unser aller warnenden Zeichen,
es komme das gurgelnde Meer,
der geharnischte Windstoß der Umkehr,
der mitternächtige Tag,
es komme, was niemals noch war!
Es komme ein Mensch aus dem Grabe.

 
 
27 
 Juli 
 
2012


 

Des aufdringlichen Wortes Würgegriff,
der frommen Lippe abzuringen heischt
das Ungemach des üblen Lästertons
in wohlfeil, blankgeschliff’ner Rede,
entwaffne [1]entgegne ich mit stumpfem [2]dumpfem Schweigen.

Fußnoten[+]