Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

20 
 Oktober 
 
2012

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Lutz Görner lädt uns zu einer literarischen Reise ein

Tausend Dank an Lutz Görner für die Einstellung auf YouTube!
Eventuelle Kommentare zum Video-Clip bitte direkt auf YouTube!

 

 
Deutschland- und Vaterlandslieder (0:36)
Ernst Moritz Arndt (1769 – 1860)

1. Strophe
Der Gott, der Eisen wachsen ließ
der wollte keine Knechte,
drum gab er Säbel, Schwert und Spieß
dem Mann in seine Rechte;
drum gab er ihm den kühnen Mut
den Zorn der freien Rede,
daß er bestände bis aufs Blut
bis in den Tod die Fehde.

 

 
Des Deutschen Vaterland (1:52)
Ernst Moritz Arndt (1769 – 1860)

Was ist des Deutschen Vaterland?
Ists Preußenland, ists Schwabenland?
Ists, wo am Rhein die Rebe blüht?
Ists, wo am Belt die Möwe zieht?
O nein! nein! nein!
Sein Vaterland muss größer sein.

 

 
Des Deutschen Vaterland (3:05)
Ernst Moritz Arndt (1769 – 1860)

Das ganze Deutschland soll es sein!
O Gott vom Himmel sieh darein
Und gib uns rechten deutschen Mut,
Dass wir es lieben treu und gut.
Das soll es sein!
Das ganze Deutschland soll es sein.

 

 
Reiterlied (4:40)
Georg Herwegh (1817 – 1875)

Die bange Nacht ist nun herum.
Wir reiten still, wir reiten stumm
Und reiten ins Verderben.
Wie weht so scharf der Morgenwind!
Frau Wirtin, noch ein Glas geschwind!
Vorm Sterben, vorm Sterben.

Du junges Gras, was stehst so grün?
Musst bald wie lauter Röslein blühn.
Mein Blut wird rot dich färben.
Den ersten Schluck, ans Schwert die Hand,
Den trink ich für das Vaterland
Zu sterben, zu sterben.

Und schnell den zweiten hinterdrein.
Der soll nur für die Freiheit sein.
Den dritten, ja, den trink ich gleich,
Den trink ich für das Römisch Reich
Zum Sterben, zum Sterben!

Dem Liebchen – doch das Glas ist leer.
Die Kugel saust, es blitzt der Speer.
Bringt meinem Kind die Scherben!
Auf! in den Feind wie Wetterschlag!
O Reiterlust, am frühen Tag
Zu sterben, zu sterben!

 

 
Aufruf (6:24)
Theodor Körner (1791 – 1813)

Frischauf, mein Volk! Die Flammenzeichen rauchen.
Heil aus dem Norden bricht der Freiheit Licht.
Du sollst den Stahl in Feindes Herzen tauchen.
Frischauf, mein Volk! Die Flammenzeichen rauchen.
Die Saat ist reif. Ihr Schnitter, zaudert nicht!

Der Himmel hilft, die Hölle muss uns weichen!
Drauf, wackres Volk! Drauf! ruft die Freiheit, drauf!
Hoch schlägt dein Herz, hoch wachsen deine Eichen.
Was kümmern dich die Hügel deiner Leichen?
Hoch pflanze da die Freiheitsfahne auf!

Doch stehst du dann, mein Volk, bekränzt vom Glücke
In deiner Vorzeit heilgem Siegerglanz,
Vergiss die treuen Toten nicht und schmücke
Auch unsre Urne mit dem Eichenkranz.

 

 
Aufruf (6:24)
Ludwig Uhland (1787 – 1862)

Ich hatt einen Kameraden.
Einen besseren findst du nit.
Die Trommel schlug zum Streite.
Er ging an meiner Seite
Im gleichen Schritt und Tritt.

Eine Kugel kam geflogen.
Gilt sie mir oder gilts dir?
Ihn hat es weggerissen!
Er liegt mir vor den Füßen,
Als wärs ein Stück von mir.

Will mir die Hand noch reichen,
Derweil ich eben lad:
»Kann dir die Hand nicht geben,
Bleib du im ewgen Leben
Mein guter Kamerad!«

 
 
22 
 September 
 
2012


 

DICHTUNG Theodor Fontane
LESUNG Otto Sander
BEREITSTELLUNG wortlover



“Wann treffen wir drei wieder zusamm’?”
“Um die siebente Stund’, am Brückendamm.”
“Am Mittelpfeiler.”
“Ich lösch die Flamm’.”
“Ich mit.”
“Ich komme vom Norden her.”
“Und ich vom Süden.”
“Und ich vom Meer.”

“Hei, das gibt ein Ringelreihn,
und die Brücke muß in den Grund hinein.”
“Und der Zug, der in die Brücke tritt
um die siebente Stund’?”
“Ei, der muß mit.”
“Muß mit.”
“Tand, Tand
ist das Gebilde von Menschenhand.”

Auf der Norderseite, das Brückenhaus –
alle Fenster sehen nach Süden aus,
und die Brücknersleut’, ohne Rast und Ruh
und in Bangen sehen nach Süden zu,
sehen und warten, ob nicht ein Licht
übers Wasser hin “ich komme” spricht,
“ich komme, trotz Nacht und Sturmesflug,
ich, der Edinburger Zug.”

Und der Brückner jetzt: “Ich seh einen Schein
am andern Ufer. Das muß er sein.
Nun, Mutter, weg mit dem bangen Traum,
unser Johnie kommt und will seinen Baum,
und was noch am Baume von Lichtern ist,
zünd alles an wie zum heiligen Christ,
der will heuer zweimal mit uns sein, –
und in elf Minuten ist er herein.”

Und es war der Zug. Am Süderturm
keucht er vorbei jetzt gegen den Sturm,
und Johnie spricht: “Die Brücke noch!
Aber was tut es, wir zwingen es doch.
Ein fester Kessel, ein doppelter Dampf,
die bleiben Sieger in solchem Kampf,
und wie’s auch rast und ringt und rennt,
wir kriegen es unter: das Element.

Und unser Stolz ist unsre Brück’;
ich lache, denk ich an früher zurück,
an all den Jammer und all die Not
mit dem elend alten Schifferboot;
wie manche liebe Christfestnacht
hab ich im Fährhaus zugebracht
und sah unsrer Fenster lichten Schein
und zählte und konnte nicht drüben sein.”

Auf der Norderseite, das Brückenhaus –
alle Fenster sehen nach Süden aus,
und die Brücknersleut’ ohne Rast und Ruh
und in Bangen sehen nach Süden zu;
denn wütender wurde der Winde Spiel,
und jetzt, als ob Feuer vom Himmel fiel,
erglüht es in niederschießender Pracht
überm Wasser unten… Und wieder ist Nacht.

“Wann treffen wir drei wieder zusamm’?”
“Um Mitternacht, am Bergeskamm.”
“Auf dem hohen Moor, am Erlenstamm.”
“Ich komme.”
“Ich mit.”
“Ich nenn euch die Zahl.”
“Und ich die Namen.”
“Und ich die Qual.”
“Hei!
Wie Splitter brach das Gebälk entzwei.”
“Tand, Tand
ist das Gebilde von Menschenhand”.

 
 
8 
 Juli 
 
2012

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Alle Landschaften haben
Sich mit Blau gefüllt.
Alle Büsche und Bäume des Stromes,
Der weit in den Norden schwillt.

Blaue Länder der Wolken,
Weiße Segel dicht,
Die Gestade des Himmels in Fernen
Zergehen in Wind und Licht.

Wenn die Abende sinken
Und wir schlafen ein,
Gehen die Träume, die schönen,
Mit leichten Füßen herein.

Zymbeln lassen sie klingen
In den Händen licht.
Manche flüstern, und halten
Kerzen vor ihr Gesicht.

 

Textdichter Georg Heym
Lesung Corinna Kirchhoff
Bereitstellung wortlover