Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

9 
 Juli 
 
2016

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Weltliteratur
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Willst du dein Herz mir schenken,
So fang es heimlich an,
Daß unser beider Denken
Niemand erraten kann.
Die Liebe muß bei beiden
Allzeit verschwiegen sein,
Drum schließ die größten Freuden
In deinem Herzen ein!

Behutsam sei und schweige
Und traue keiner Wand,
Lieb innerlich und zeige
Dich außen unbekannt:
Kein Argwohn mußt du geben,
Verstellung nötig ist,
Genug, daß du, mein Leben,
Der Treu versichert bist.

Begehre keine Blicke
Von meiner Liebe nicht.
Der Neid hat viele Tücke
Auf unsern Bund gericht’.
Du mußt die Brust verschließen,
Halt deine Neigung ein,
Die Lust, die wir genießen,
Muß ein Geheimnis sein.

Zu frei sein, sich ergehen,
Hat oft Gefahr gebracht.
Man muß sich wohl verstehen,
Weil ein falsch Auge wacht.
Du mußt den Spruch bedenken,
Den ich vorher getan:
Willst du dein Herz mir schenken,
So fang es heimlich an.

Verfasser unbekannt
Lesung Imogen Kogge
Bereitstellung wortlover

 
 
5 
 September 
 
2015


 

 

Sängerin    Nancy Sinatra
Musikrichtung    Rock, Pop, Psychodelik, Orchester
Songschreiber    Leslie Bricusse und John Barry

 

You Only Live Twice or so it seems,
Du lebst nur zweimal, so scheint es:

 

One life for yourself and one for your dreams.
Ein Leben für Dich und eins für Deine Träume.

 

You drift through the years and life seems tame,
Du treibst durch die Jahre und das Leben scheint zahm,

 

Till one dream appears and love is its name.
bis ein Traum erscheint und sein Name ist Liebe.

 

And love is a stranger who’ll beckon you on,
Und die Liebe ist ein Fremder, der Dir zuzwinkern wird.

 

Don’t think of the danger or the stranger is gone.
Denk nicht an die Gefahr oder der Fremde verschwindet.

 

This dream is for you, so pay the price.
Dieser Traum ist für Dich, also zahle den Preis!

 

Make one dream come true, you only live twice.
Lass einen Traum wahrwerden, Du lebst nur zweimal.

 

And love is a stranger who’ll beckon you on,
Und die Liebe ist ein Fremder, der Dir zuzwinkern wird.

 

Don’t think of the danger or the stranger is gone.
Denk nicht an die Gefahr oder der Fremde verschwindet.

 

This dream is for you, so pay the price.
Dieser Traum ist für Dich, also zahle den Preis!

 

Make one dream come true, you only live twice.
Lass einen Traum wahrwerden, Du lebst nur zweimal.



 
Die Frage ist nur: Wer oder was ist dieser Fremde?

Eine Person, die Kunst allgemein oder auch ein bisher brachgelegenes Talent, das nach Entfaltung strebt, eh es sich verflüchtigt?

Wichtiges Erkennungsmerkmal ist – so denke ich -, dass der Fremde zugänglich ist, dass er sich gut anfühlt, dass Passungsschwierigkeiten zwar auftreten [können] (“the danger”), aber (An-)Passungsschwierigkeiten im Rahmen der eigenen Möglichkeiten realisierbar sind. Wahre Liebe überfordert nicht!
Der Fremde gewährt zudem auch in der Opernvorstellung “Liebe” einen gesicherten Sitzplatz. Damit ist nicht nur eine bloße Eintrittskarte mit Stehplatz an einer Ecke gemeint oder ein freier Platz aufgrund mangelnder Besucher, sondern ein zugesicherter Sitzplatz während der gesamten Aufführung. Dieser Sitzplatz spendet das Gefühl, (in diesen Sitz) sich fallen lassen zu können, baut Ängste ab, nicht doch einem kommenden (verspäteten) Besucher den Platz räumen zu müssen. Mehr noch: Eine Sitzkarte baut (Ur-)Ängste ab, des Platzes verwiesen zu werden.
Eine Sitzkarte ist Garant für die ununterbrochene Teilnahme an eben dieser Aufführung. Eine Sitzkarte stiftet Geborgenheit und ist unabdingbare Voraussetzung, überhaupt anhaltend konzentriert sich auf die Aufführung einzulassen.
Ohne einer Sitzkarte findet selbst ein begeisterter Opernfreund keinen wirklichen Genuss an der Aufführung, steht er doch unter ständiger (An-)Spannung sogar den Opernsaal verlassen zu müssen.

Dann sind etwaige Entbehrungen (“paying the price”) nicht wirkliche Entbehrungen, sondern Herausforderungen, die in Anbetracht lösbarer Probleme sogar beflügeln und die Liebesbande enger knüpfen lässt.

 
 
28 
 Juni 
 
2012

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DICHTUNG Gottfried Benn
LESUNG Fritz Stavenhagen



I
Ich trete in die dunkelblaue Stunde –
da ist der Flur, die Kette schließt sich zu
und nun im Raum ein Rot auf einem Munde
und eine Schale später Rosen — Du!

Wir wissen beide, jene Worte,
die jeder oft zu anderen sprach und trug,
sind zwischen uns wie nichts und fehl am Orte:
dies ist das Ganze und der letzte Zug.

Das Schweigende ist so weit fortgeschritten
und füllt den Raum und denkt sich selber zu
die Stunde — nichts gehofft und nichts gelitten —
mit ihrer Schale später Rosen — Du.

II
Dein Haupt verfließt, ist weiß und will sich hüten,
indessen sammelt sich auf deinem Mund
die ganze Lust, der Purpur und die Blüten
aus deinem angestammten Ahnengrund.

Du bist so weiß, man denkt, du wirst zerfallen
vor lauter Schnee, vor lauter Blütenlos,
totweiße Rosen, Glied für Glied — Korallen
nur auf den Lippen, schwer und wundengroß.

Du bist so weich, du gibst von etwas Kunde,
von einem Glück aus Sinken und Gefahr
in einer blauen, dunkelblauen Stunde
und wenn sie ging, weiß keiner, ob sie war.

III
Ich frage dich, du bist doch eines andern,
was trägst du mir die späten Rosen zu?
Du sagst, die Träume gehn, die Stunden wandern,
was ist das alles: er und ich und du?

«Was sich erhebt, das will auch wieder enden,
was sich erlebt — wer weiß denn das genau,
die Kette schließt, man schweigt in diesen Wänden
und dort die Weite, hoch und dunkelblau.»