Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

1 
 August 
 
2017

abgelegt in
Gedankenschau

 

Quelle: Vnicornis (Copyright)
Aus: “Pakal – Auf den Spuren eines Blutherrschers | Neunter Teil”

Der Künstler Valentino lässt Formen und Farben sprechen, unterlegt diese Komposition darüber hinaus noch ausschmückend mit prosaischer Tiefenwirkung.

Ein Besuch seines Blogs Vnicornis lädt zum Verweilen ein und lässt weitere Kleinode entdecken.

 
 
30 
 Dezember 
 
2016


 

Glück ist eine rationale Angelegenheit.
Liebe indessen nicht.

Glück hat Wegweiser an den kartografisch erfassten Pfaden.
Liebe lässt dich im Dunkelwald spekulativer Ahnungen stehen.

Glück und Liebe sind demnach genauso wenig ein Geschwisterpaar wie einerseits der unerschütterliche Glaube an ein höheres Ordnungsprinzip und andererseits die institutionalisierte Form tradierten Denkens davon, auch “Kirche” genannt.

Dass der Begriff “Glück” primär mit “Liebe” in Verbindung gebracht wird, ist wohl dem weitverbreiteten, hartgesottenen Volksglauben geschuldet.

Nicht aber die Liebe, sondern das Glück ist die oberste Kategorie, ist oberstes Prinzip und die Liebe lediglich eine Unterabteilung davon.

So konfus/diffus und vor allem mystisch umrankt die Liebe oft dargestellt wird, sie kann entgleiten, sie kann – mit Änderung der Bedingungsfelder, mit Verlagerung der Gelingensfaktoren – entschwinden.

Wahres Glück indessen ist konstant, ist handgreiflich/real und bedarf der Nahrung.
Erfolgserlebnisse sind die Nahrung.
Und Erfolg stellt sich dann ein, wenn das äußere Anforderungsniveau der sozialen Umwelt mit dem Leistungsniveau der inneren Welt übereinstimmt (Kohärenz).

Erfolgreiches Handeln hängt daher im hohen Maße von der Selbstwirksamkeit, von der persönlichen Einflussnahme, von den aktiven (Mit-)Gestaltungsmöglichkeiten ab.

Vielleicht ist Glück Liebe zu sich selbst, Liebe zu seiner inneren Natur und Entfaltung derer im Rahmen seiner Möglichkeiten, all seiner Gestaltungsmittel?

 
 
12 
 September 
 
2007


 

 

Über die enge Verwandtschaft zwischen Erzählung und Träumen
Ein Referat im Studienbereich LBK bei Herrn Hubert Habig (September 2007),
inhaltlich und oft auch begrifflich angelehnt an Johannes Merkel


 

Wie ein Geschwisterpaar reichen Erzählung und Traumbild sich treu die
Hände, vereinigen sich wie zwei Flüsse es tun:
Rauschend’ Verlangen mit strömenden Worten hinstrebend und einend
still sich ergeben sodann ins unendliche Meer.

Nichts unterscheidet der Kinder recht schlichten Erzählung von Erwachs’ner
wohlfeiler Rede noch von Goethe’s poet’scher Gewalt.
In der Abwandlung Vielfalt sind’s stets die gleichen Strukturen,
stets ist’s derselbige Quell, dem der Wortfluss entströmt.

Wie die Phantastik Erzählungen nährt, sich erbaut am Fiktiven,
so erscheint alles im Traum wirklich und unecht zugleich.
Vieles entzieht sich der zeitlichen [geordneten] Folge, die Handlung ist allzu
lose und dürftig verknüpft: Wirrspiel, es lastet allzeit.

Stets regiert in der Kinder Erzählung und Traum die Bedrohung,
größer jedoch ist der Wunsch wie man Herr der Gefahr
dennoch wird, wenn Gespenster und Hexen umscharend sich nahen:
Keine rettende Fee wendet das Unheil jäh ab,
nur im Enteilen, im Fluchtergreifen empfängt die geplagte
kindliche Seele ihr Heil, nicht im heroischen Kampf.

Reich sind die kindlichen Formen idyllisch gezeichneter Traumwelt,
allerlei Schreckensgebild’ als auch des Wunschdenkens viel.

Leid erduldet die tragische Heldenfigur oft im Traume:
Immerdar während sind Krieg, Massenvernichtung und Tod,
die den nächtlichen Traum thematisch bestimmen und bis zum
fünften Lebensjahr noch feldregierend bestehn.

Erst im achten Jahre, mit wachsender Reife, erringt er-
starkender Wille den Sieg, bietet die Stirn der Gefahr.

Hier sei auf Grof erläuternd verwiesen, der engen Bezug zum
Austreiben leiblicher Frucht bei der Geburt darin sieht.
Er betont die symbiotische Einheit des Fötus zur Mutter,
die in der Schwangerschaft stets durch den Nabel vereint.
Dann mit der Wehen mechanischer Krämpfe verengt sich der Raum und
jene Verengung beschwört existentielle Gefahr.
Letztlich bewirkt die allmähliche Austreibung oft dann nicht minder
einen Sauerstoffmangel als auch massiv mechanischen Druck.
Dieser durchlebte traumatische Vorgang ist wohl der Grund für
grausamen Kampf, dem der Held in dem Traume sich stellt.

Weshalb erwacht nun das Kind aus verworrenem Traume, der sinnzer-
fetzt keine wahre Konfliktlösung, keinen Abschluss erfuhr?

Sprachlich gefasst müssen Traumbilder werden, denn nur im Gespräch mit
Anderen klärt sich Struktur, füget sich Bild nur an Bild.
Darin erzeigt sich der Sinn des Erzählens, dass des geträumten
Drangsal Ventil dann erfährt, damit Befriedung erlangt,
weil des Alltags Erfahrung im Traum als Bilderpartikel
oft zersplittert sich stellt, aufsteigt aus Tiefen des Seins
und durch ein ordnendes Muster geformt dann hervortritt als Ganzes.

Jenes Muster als treibende Kraft offenbart sich nicht nur
-wie schon erwähnt- in dem Traum. Auch in des kindlichen Spiels
greifbaren Ausdruck wirket es mächtiglich fort, im Erzählen
sucht es im Worte Gestalt, kündigt sich auch in Ideen,
die in des Alltags bescheidenem Werke fromm uns begatten.

So erkannte schon Freud, Vater der Traumdeutung, dass
Träume verschlüsselte Botschaften sind, Hyroglyphen gekleidet
in des Tages Gescheh’n, „Tagesreste” genannt.
Bild und Handlungssequenzen verdichtet zu straffem Gefüge
weisen als Medium fungier’nd auf den seelischen Kern.

Jung, ein Vertreter im gleichen Fache, vermutete, dass der
Menscheitsgeschichte Gesamt in der Seele Bezirk
Niederschlag fand und als “kollektiv Unbewusstes” in Form von
Archetypen (im Griech’schen auch als ‘Urbild’ benannt),
sich der symbolischen Deutung bemächtigt, ein Gegenpol sprachlich
kognitiven Konzepts, der Hypothese des Freud.

Jung zudem sieht im Traum Parallelen zum klassischen Drama,
wenn in der Exposition Themeneröffnung sich bahnt,
so gestaltet das Unbewusste im Träumenden dies und
wird durch Symbol dem Bewusst-Sein verständlich gemacht.

Gleichfalls erfährt im klassischen Drama die Handlung ein Aufschwung,
wie auch im Traum die Tendenz steigender Handlung besteht.