3 Juni 2016 |
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Im Anfang war das Wort.
Und das Wort war bei Gott. Und Gott war das Wort. Und das Wort ward
Fleisch, wohnte unter den Menschen, göttlich’ Geheimnis nicht schauend.
Denn es ist vieles verborgen dem kindlich bewahretem Herzen,
blind auch der Weisen Verstand, der mit eher’n Gesetzen durchmisst das
Weltengebäu, mit Ahndung erlauscht der Natur harmonischen Klang und
doch mit gar dumpfem Leiergesang besinget die Schöpfung.
Lehre drum, Himmelsmacht, uns das Lied deiner heil’gen Akkorde!
6 September 2012 |
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Du bist schon fern vom Anfang
der Dinge, die noch nicht bestehn;
als alle Welt dir absprang
nach deinem leeren Flehn,
warst nicht mehr länger bleibend,
die Welt war dir Bezug -,
hast dich, im Weltall wiegend,
entfernt vom Sinnbetrug.
Und aus der Zeit heraus gedehnt,
ist dir im Geist entsprungen,
dass allem Denken, das sich wähnt,
wird Täuschung abgezwungen.
Textdichter | Holger Jürges | |
Lesung | Holger Jürges | |
Bereitstellung | wortlover |
17 Juli 2012 |
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DICHTUNG | Ingeborg Bachmann | |
LESUNG | Fritz Stavenhagen | |
BEREITSTELLUNG | wortlover |
Großer Bär, komm herab zottige Nacht,
Wolkenpelztier mit den alten Augen,
Sternenaugen,
durch das Dickicht brechen schimmernd
deine Pfoten mit den Krallen,
Sternenkrallen,
wachsam halten wir die Herden,
doch gebannt von dir, und mißtrauen
deinen müden Flanken und den scharfen
halbentblößten Zähnen,
alter Bär.
Ein Zapfen: eure Welt.
Ihr: die Schuppen dran.
Ich treib sie roll sie
von den Tannen im Anfang
zu den Tannen am Ende,
schnaub sie an, prüf sie im Maul
und pack zu mit den Tatzen.
Fürchtet euch oder fürchtet euch nicht!
Zahlt in den Klingelbeutel und gebt
dem blinden Mann ein gutes Wort,
daß er den Bären an der Leine hält.
Und würzt die Lämmer gut.
s’ könnt sein, daß dieser Bär
sich losreißt nicht mehr droht
und alle Zapfen jagt, die von den Tannen
gefallen sind, den großen, geflügelten,
die aus dem Paradiese stürzten.