Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

16 
 Januar 
 
2016

abgelegt in
09 → Romantik | Novalis

 

DICHTUNG Novalis
LESUNG Will Quadflieg
BEREITSTELLUNG LYRIK & MUSIK


 

Bergmannslied

Der ist der Herr der Erde,
wer ihre Tiefe mißt
und jeglicher Beschwerde
in ihrem Schoß vergißt.

Wer ihrer Felsenglieder
geheimen Bau versteht
und unverdrossen nieder
zu ihrer Werkstatt geht.

Er ist mit ihr verbündet
und inniglich vertraut
und wird von ihr entzündet,
als wär’ sie seine Braut.

Er sieht ihr alle Tage
mit neuer Liebe zu
und scheut nicht Fleiß noch Plage;
sie läßt ihm keine Ruh’.

Die mächtigen Geschichten
der längstverfloss’nen Zeit
ist sie ihm zu berichten
mit Freundlichkeit bereit.

Der Vorwelt heil’ge Lüfte
umwehn sein Angesicht,
und in die Nacht der Klüfte
strahlt ihm ein ew’ges Licht.

Er trifft auf allen Wegen
ein wohlbekanntes Land,
und gern kommt sie entgegen
den Werken seiner Hand.

Ihm folgen die Gewässer
hilfreich den Berg hinauf,
und alle Felsenschlösser
tun ihre Schätze’ ihm auf.

Er führt des Goldes Ströme
in seines Königs Haus
und schmückt die Diademe
mit edlen Steinen aus.

Zwar reicht er treu dem König
den glückbegabten Arm,
doch frägt er nach ihm wenig
und bleibt mit Freuden arm.

Sie mögen sich erwürgen
am Fluß um Gut und Geld;
er bleibt auf den Gebirgen
der frohe Herr der Welt.

 
 
15 
 September 
 
2015


 

DICHTUNG Johann Wolfgang von Goethe
LESUNG Jürgen Goslar
BEREITSTELLUNG wortlover


 

Füllest wieder Busch und Tal
Still mit Nebelglanz,
Lösest endlich auch einmal
Meine Seele ganz;

Breitest über mein Gefild
Lindernd deinen Blick,
Wie des Freundes Auge mild
Über mein Geschick.

Jeden Nachklang fühlt mein Herz
Froh- und trüber Zeit,
Wandle zwischen Freud’ und Schmerz
In der Einsamkeit.

Fließe, fließe, lieber Fluß!
Nimmer werd’ ich froh;
So verrauschte Scherz und Kuß
Und die Treue so.

Ich besaß es doch einmal,
was so köstlich ist!
Daß man doch zu seiner Qual
Nimmer es vergißt!

Rausche, Fluß, das Tal entlang,
Ohne Rast und Ruh,
Rausche, flüstre meinem Sang
Melodien zu!

Wenn du in der Winternacht
Wütend überschwillst
Oder um die Frühlingspracht
Junger Knospen quillst.

Selig, wer sich vor der Welt
Ohne Haß verschließt,
Einen Freund am Busen hält
Und mit dem genießt,

Was, von Menschen nicht gewußt
Oder nicht bedacht,
Durch das Labyrinth der Brust
Wandelt in der Nacht.

 
 
8 
 September 
 
2012


 

DICHTUNG Theodor Storm
LESUNG Florian Friedrich



Schließe mir die Augen beide
mit den lieben Händen zu!
Geht doch alles, was ich leide,
unter deiner Hand zur Ruh.

Und wie leise sich der Schmerz
Well’ um Welle schlafen leget,
wie der letzte Schlag sich reget,
füllest du mein ganzes Herz.