1 Mai 2018 | |
Die Friedensgöttin Eirene
Musik
Frédéric Chopin [1]Prélude in E Minor Op. 28 No. 4
10. Juni 2017
Der Waffen gestreckt
Tochter der Freude,
neige hernieder dein Friedenshaupt,
wolkenzerteilend,
sende herab mir dein Himmelslicht! [2]Tochter der Himmel, oh walle herab mir dein Engelshaar! Sende herab mir dein Segens-/Himmelslicht!
Strahlenbekränzte, so neige hernieder das Friedenshaupt!
Schmückt auch Ares das Haupt seiner Helden efeuumwunden,
lieblich bekränzenden Ölzweigs krönst Eirene du mich!
Friede waltend, deiner Gnaden zuteil,
schweiget in mir der eherne Kriegsklang wilder Kohorten,
duldet nicht länger dumpfen Gewaltmarschs lärmender Rüstung!
Aus deiner Augen Füllhorn
ströme den wunden Malen
stilleren Trost.
Mit deiner Hände Zartschmelz
nehme entwaffnend geschmiedeten
Sinn nun dahin…
Tochter der Freude,
neige hernieder dein Friedenshaupt,
wolkenzerteilend,
sende herab mir dein Himmelslicht! [2]Tochter der Himmel, oh walle herab mir dein Engelshaar! Sende herab mir dein Segens-/Himmelslicht!
Strahlenbekränzte, so neige hernieder das Friedenshaupt!
Schmückt auch Ares das Haupt seiner Helden efeuumwunden,
lieblich bekränzenden Ölzweigs krönst Eirene du mich!
Friede waltend, deiner Gnaden zuteil,
schweiget in mir der eherne Kriegsklang wilder Kohorten,
duldet nicht länger dumpfen Gewaltmarschs lärmender Rüstung!
Aus deiner Augen Füllhorn
ströme den wunden Malen
stilleren Trost.
Mit deiner Hände Zartschmelz
nehme entwaffnend geschmiedeten
Sinn nun dahin…
Aus den Selbstbetrachtungen
des Stoikers Marc Aurel
|
→ zu Mnemosynes Geleit
→ Marc Aurels Selbstbetrachtungen
→ Marc Aurels Selbstbetrachtungen
Fußnoten
7 April 2018 | |
DICHTUNG | Rainer Maria Rilke | |
LESUNG | Florian Friedrich | |
BEREITSTELLUNG | Florian Friedrich |
Keine Vision von fremden Ländern,
kein Gefühl von braunen Frauen, die
tanzen aus den fallenden Gewändern.
Keine wilde fremde Melodie.
Keine Lieder, die vom Blute stammten,
und kein Blut, das aus den Tiefen schrie.
Keine braunen Mädchen, die sich samten
breiteten in Tropenmüdigkeit;
keine Augen, die wie Waffen flammten,
und die Munde zum Gelächter breit.
Und ein wunderliches Sich-verstehn
mit der hellen Menschen Eitelkeit.
Und mir war so bange hinzusehen.
O wie sind die Tiere so viel treuer,
die in Gittern auf und nieder gehn,
ohne Eintracht mit dem Treiben neuer
fremder Dinge, die sie nicht verstehn;
und sie brennen wie ein stilles Feuer
leise aus und sinken in sich ein,
teilnahmslos dem neuen Abenteuer
und mit ihrem großen Blut allein.
9 März 2018 | |
DICHTUNG | Rainer Maria Rilke | |
LESUNG | Will Quadflieg | |
BEREITSTELLUNG | wortlover |
Da rinnt der Schule lange Angst und Zeit
mit Warten hin, mit lauter dumpfen Dingen.
O Einsamkeit, o schweres Zeitverbringen …
Und dann hinaus: die Straßen sprühn und klingen,
und auf den Plätzen die Fontänen springen,
und in den Gärten wird die Welt so weit. –
Und durch das alles gehn im kleinen Kleid,
ganz anders als die andern gehn und gingen–:
O wunderliche Zeit, o Zeitverbringen,
o Einsamkeit.
Und in das alles fern hinauszuschauen:
Männer und Frauen; Männer, Männer, Frauen
und Kinder, welche anders sind und bunt;
und da ein Haus und dann und wann ein Hund
und Schrecken lautlos wechselnd mit Vertrauen –:
O Trauer ohne Sinn, o Traum, o Grauen,
o Tiefe ohne Grund.
Und so zu spielen: Ball und Ring und Reifen
in einem Garten, welcher sanft verblaßt,
und manchmal die Erwachsenen zu streifen
blind und verwildert in des Haschens Hast,
aber am Abend still, mit kleinen steifen
Schritten nach Haus zu gehn, fest angefaßt –:
O immer mehr entweichendes Begreifen,
o Angst, o Last.
Und stundenlang am großen grauen Teiche
mit einem kleinen Segelschiff zu knien;
es zu vergessen, weil noch andre, gleiche
und schönere Segel durch die Ringe ziehn,
und denken müssen an das kleine bleiche
Gesicht, das sinkend aus dem Teiche schien –:
O Kindheit, o entgleitende Vergleiche,
wohin? Wohin?