Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

1 
 Mai 
 
2018


 

Die Friedensgöttin Eirene
 
Musik
Frédéric Chopin [1]Prélude in E Minor Op. 28 No. 4

 
10. Juni 2017
 

Der Waffen gestreckt

Tochter der Freude,
neige hernieder dein Friedenshaupt,
wolkenzerteilend,
sende herab mir dein Himmelslicht! [2]Tochter der Himmel, oh walle herab mir dein Engelshaar! Sende herab mir dein Segens-/Himmelslicht!
Strahlenbekränzte, so neige hernieder das Friedenshaupt!


Schmückt auch Ares das Haupt seiner Helden efeuumwunden,
lieblich bekränzenden Ölzweigs krönst Eirene du mich!

Friede waltend, deiner Gnaden zuteil,
schweiget in mir der eherne Kriegsklang wilder Kohorten,
duldet nicht länger dumpfen Gewaltmarschs lärmender Rüstung!

Aus deiner Augen Füllhorn
ströme den wunden Malen
stilleren Trost.

Mit deiner Hände Zartschmelz
nehme entwaffnend geschmiedeten
Sinn nun dahin…


Aus den Selbstbetrachtungen
des Stoikers Marc Aurel

I. Buch

II. Buch

III. Buch

IV. Buch

V. Buch

VI. Buch

VII. Buch

VIII. Buch

IX. Buch

X. Buch

XI. Buch

XII. Buch

 
 

→ zu Mnemosynes Geleit
Marc Aurels Selbstbetrachtungen

Fußnoten[+]

 
 
10 
 November 
 
2012

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An einem Wintermorgen vor Sonnenaufgang (0:52)
Eduard Mörike (1804 – 1875)

O flaumenleichte Zeit der dunkeln Frühe!
Welch neue Welt bewegest du in mir.
Was ists, da ich auf einmal nun in dir
Von sanfter Wollust meines Daseins glühe?

Einem Kristall gleicht meine Seele nun,
Den noch kein falscher Strahl des Lichts getroffen.
Zu fluten scheint mein Geist, er scheint zu ruhn,
Dem Eindruck naher Wunderkräfte offen,
Die aus dem klaren Gürtel klarer Luft
Zuletzt ein Zauberwort vor meine Sinne ruft.

Und welch Gefühl entzückter Stärke,
Indem mein Sinn sich frisch zur Ferne lenkt!
Vom ersten Mark des heutgen Tags getränkt,
Fühl ich mir Mut zu jedem frommen Werke.
Die Seele fliegt, so weit der Himmel reicht.
Der Genius jauchzt in mir! Doch sage,
Warum wird jetzt der Blick von Wehmut feucht?

Ists ein verloren Glück, was mich erweicht?
Ist es ein Werdendes, was ich im Herzen trage?
Hinweg, mein Geist! Hier gilt kein Stillestehen:
Es ist ein Augenblick, und alles wird verwehn!

 

 
Erinnerung an Klärchen Neuffer (4:12)
Eduard Mörike (1804 – 1875)

Jenes war zum letzten Male,
Dass ich mit dir ging, o Klärchen!
Ja, das war das letzte Mal,
Dass wir uns wie Kinder freuten.
Als wir eines Tages eilig
Durch die breiten, sonnenhellen,
Regnerischen Straßen, unter
Einem Schirm geborgen, liefen.
Beide heimlich eingeschlossen
Wie in einem Feenstübchen.
Endlich einmal Arm in Arme!

Wenig wagten wir zu reden,
Denn das Herz schlug zu gewaltig.
Beide merkten wir es schweigend.
Und ein jedes schob im stillen
Des Gesichtes glühnde Röte
Auf den Widerschein des Schirmes.
Ach, ein Engel warst du da!
Wie du auf den Boden immer
Blicktest, und die blonden Locken
Um den hellen Nacken fielen.
»Jetzt ist wohl ein Regenbogen
Hinter uns am Himmel« sagt ich,
»Und die Wachtel dort am Fenster,
Deucht mir, schlägt noch eins so froh!«
Und im Weitergehen dacht ich
Unserer ersten Jugendspiele.

Dachte an dein heimatliches
Dorf und seine tausend Freuden.
»Weißt du auch noch« frug ich dich,
»Nachbar Büttnermeisters Höfchen,
Wo die großen Kufen lagen,
Drin wir sonntags Nachmittag uns
Immer häuslich niederließen,
Plauderten, Geschichten lasen,
Während drüben in der Kirche
Kinderlehre war – (ich höre
Heute noch den Ton der Orgel
Durch die Stille rings umher) –
Sage, lesen wir nicht einmal
Wieder wie zu jenen Zeiten
– Just nicht in der Kufe, mein ich –
Den beliebten Robinson?«

Und du lächeltest und bogest
Mit mir um die letzte Ecke.
Und ich bat dich um ein Röschen,
Das du an der Brust getragen.
Und mit scheuen Augen schnelle
Reichtest du mirs hin im Gehen.
Zitternd hob ichs an die Lippen.
Küsst es brünstig zwei und dreimal.
Niemand konnte dessen spotten.
Keine Seele hats gesehn.
Und du selber sahst es nicht.

An dem fremden Haus, wohin
Ich dich zu begleiten hatte,
Standen wir nun, weißt, ich drückt
Dir die Hand und –
Dieses war zum letzten Male,
Dass ich mit dir ging, o Klärchen!
Ja, das war das letztemal,
Dass wir uns wie Kinder freuten.

 

 
Septembermorgen (9:00)
Eduard Mörike (1804 – 1875)

Im Nebel ruhet noch die Welt.
Noch träumen Wald und Wiesen.
Bald siehst du, wenn der Schleier fällt,
Den blauen Himmel unverstellt.
Herbstkräftig die gedämpfte Welt
In warmem Golde fließen.

 
 
29 
 September 
 
2012

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Das Grab im Busento (0:46)
August Graf von Platen (1796 – 1835)

Nächtlich am Busento lispeln,
Bei Cosenza, dumpfe Lieder.
Aus den Wassern schallt es Antwort,
Und in Wirbeln klingt es wider!

Und den Fluss hinauf, hinunter
Ziehn die Schatten tapfrer Goten,
Die den Alarich beweinen,
Ihres Volkes besten Toten.

Allzufrüh und fern der Heimat
Mussten hier sie ihn begraben,
Während noch die Jugendlocken
Seine Schultern blond umgaben.

Und am Ufer des Busento
Reihten sie sich um die Wette.
Um die Strömung abzuleiten,
Gruben sie ein frisches Bette.

In der wogenleeren Höhlung
Wühlten sie empor die Erde.
Senkten tief hinein den Leichnam,
Mit der Rüstung, auf dem Pferde.

Deckten dann mit Erde wieder
Ihn und seine stolze Habe,
Dass die hohen Stromgewächse
Wüchsen aus dem Heldengrabe.

Abgelenkt zum zweiten Male,
Ward der Fluss herbeigezogen.
Mächtig in ihr altes Bette
Schäumten die Busentowogen.

Und es sang ein Chor von Männern:
»Schlaf in deinen Heldenehren!
Keines Römers schnöde Habsucht
Soll dir je dein Grab versehren!«

Sangens, und die Lobgesänge
Tönten fort im Gotenheere.
Wälze sie, Busentowelle,
Wälze sie von Meer zu Meere!

 

 
Es sehnt sich ewig dieser Geist ins Weite (3:35)
August Graf von Platen (1796 – 1835)

Es sehnt sich ewig mein Geist ins Weite.
Und so möchte ich weiter und weiter streben.
Nie konnte ich lang nur an Einem kleben,
Und hätt ich ein Eden an meiner Seite.

Mein Geist, bewegt von innerem Streite,
Empfand in diesem so kurzen Leben,
Wie leicht es ist, die Heimat aufzugeben,
Allein wie schwer es ist, zu finden eine Zweite.

Doch wer wie ich aus voller Seele hasst das Schlechte,
Den wird es aus der Heimat bald verjagen,
Weil es verehrt wird dort vom Volk der Knechte.

Weit klüger ists dem Vaterlande zu entsagen,
Als unter einem kindischen Geschlechte
Das Joch des blinden Pöbelhasses tragen.

 

 
Tristan (5:05)
August Graf von Platen (1796 – 1835)

Wer die Schönheit angeschaut mit Augen,
Ist dem Tode schon anheimgegeben.
Wird für keinen Dienst auf Erden taugen,
Und doch wird er vor dem Tode beben,
Wer die Schönheit angeschaut mit Augen!

Ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe,
Denn ein Tor nur kann auf Erden hoffen,
Zu genügen einem solchen Triebe.
Wen der Pfeil des Schönen je getroffen,
Ewig währt für ihn der Schmerz der Liebe!

Ach, er möchte wie ein Quell versiegen,
Jedem Hauch der Luft ein Gift entsaugen
Und den Tod aus jeder Blume riechen.
Wer die Schönheit angeschaut mit Augen,
Ach, er möchte wie ein Quell versiechen!

 

 
Farbenstäubchen auf der Schwinge (6:17)
August Graf von Platen (1796 – 1835)

Farbenstäubchen auf der Schwinge
Sommerlicher Schmetterlinge.

Flüchtig sind sie, sind vergänglich,
Wie die Gaben, die ich bringe,
Wie die Kränze, die ich flechte,
Wie die Lieder, die ich singe.

Schnell vorüber schweben alle,
Ihre Dauer ist geringe,
Wie ein Schaum auf schwanker Welle,
Wie ein Hauch auf blanker Klinge.

Nicht Unsterblichkeit verlang ich,
Sterben ist das Los der Dinge.
Meine Töne sind zerbrechlich
Wie das Glas, an das ich klinge.

 

 
Ich möchte, wenn ich sterbe, wie die lichten (8:33)
August Graf von Platen (1796 – 1835)

Ich möchte, wenn ich sterbe, wie die lichten
Gestirne schnell und unbewusst erbleichen.
Erliegen möcht ich einst des Todes Streichen,
Wie Sagen uns vom Pindaros berichten.

Nein, ich will nicht im Leben oder Dichten
Den großen Unerreichlichen erreichen.
Jedoch möcht ich, oh Freund, im Tod ihm gleichen.
So höre nun die schönste der Geschichten!

Er saß im Schauspiel, vom Gesang beweget,
Und hatte, der ermüdet war, die Wangen
Auf seines Lieblingsknaben schönes Knie geleget.

Als nun der Chöre Melodien verklangen,
Da will wecken ihn, der ihn so sanft geheget,
Doch zu den Göttern war Pindaros heimgegangen.