Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

31 
 Juli 
 
2011


 

DICHTUNG Johann Wolfgang von Goethe
LESUNG Eva Mattes
BEREITSTELLUNG LYRIK & MUSIK


 

Füllest wieder Busch und Tal
Still mit Nebelglanz,
Lösest endlich auch einmal
Meine Seele ganz;

Breitest über mein Gefild
Lindernd deinen Blick,
Wie des Freundes Auge mild
Über mein Geschick.

Jeden Nachklang fühlt mein Herz
Froh- und trüber Zeit,
Wandle zwischen Freud’ und Schmerz
In der Einsamkeit.

Fließe, fließe, lieber Fluß!
Nimmer werd’ ich froh;
So verrauschte Scherz und Kuß
Und die Treue so.

Ich besaß es doch einmal,
was so köstlich ist!
Daß man doch zu seiner Qual
Nimmer es vergißt!

Rausche, Fluß, das Tal entlang,
Ohne Rast und Ruh,
Rausche, flüstre meinem Sang
Melodien zu!

Wenn du in der Winternacht
Wütend überschwillst
Oder um die Frühlingspracht
Junger Knospen quillst.

Selig, wer sich vor der Welt
Ohne Haß verschließt,
Einen Freund am Busen hält
Und mit dem genießt,

Was, von Menschen nicht gewußt
Oder nicht bedacht,
Durch das Labyrinth der Brust
Wandelt in der Nacht.
 
Sprecher    |   Bereitstellung Lyrik & Musik

 
 
29 
 Juli 
 
2011


 

Was schläfst und träumst du, Jüngling, gehüllt in dich
Und säumst am kalten Ufer, Geduldiger,
Und achtest nicht des Ursprungs, du, des
Ozeans Sohn, des Titanenfreundes!

Die Liebesboten, welche der Vater schickt,
Kennst du die lebenatmenden Lüfte nicht?
Und trifft das Wort dich nicht, das hell von
Oben der wachende Gott dir sendet?

Schon tönt, schon tönt es ihm in der Brust, es quillt,
Wie, da er noch im Schoße der Felsen spielt’,
Ihm auf, und nun gedenkt er seiner
Kraft, der Gewaltige, nun, nun eilt er,

Der Zauderer, er spottet der Fesseln nun,
Und nimmt und bricht und wirft die Zerbrochenen
Im Zorne, spielend, da und dort zum
Schallenden Ufer und an der Stimme

Des Göttersohns erwachen die Berge rings,
Es regen sich die Wälder, es hört die Kluft
Den Herold fern und schaudernd regt im
Busen der Erde sich Freude wieder.

Der Frühling kommt; es dämmert das neue Grün;
Er aber wandelt hin zu Unsterblichen;
Denn nirgend darf er bleiben, als wo
Ihn in die Arme der Vater aufnimmt.

 

Sprecher Katharina Thalbach   |   Bereitstellung Wortlover

 
 
20 
 Juni 
 
2011


 


Auszug aus “Cyrano de Bergerac”

Wie voll mein Herz von Zärtlichkeit gewesen,
hast Du’s geahnt ?
Nie mehr, aber auch nie mehr
wird mein trunkener Blick nie mehr
in seliger Lust
die Lüfte küssen, die Du Zauberin
mit lieblichen Gebärden sanft bewegt.

Wie Deine Hand sich an meine Stirne legt,
ich seh’s im Geiste und Grüße send’ ich hin.
Mein ganzes Herz ist auch im Tode dein
und alle Glut, die liebend ich Dir zolle,
flammt noch in meiner Augen letztem Strahl.