Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

8 
 Oktober 
 
2009

abgelegt in
Arbeit am Blog

 

Streifzüge lichter Dichtermomente

Der Blog skizziert meine dürftige Gedankenschau im Alltagsleben, leidige Experimental-Lyrik, knittelversbehaftete Reimgedichte, ungeübte Schritte im freien Versmaß, bemühte Hexameterdichtung, meist bildüberladene Elegiendichtung, gewagte Versuche im Prosa-Stil, mühsiges Schreiben von Theaterstücken, Schachpartie-Vertonungen usw.
Ich betrachte den Blog nicht als vorzeigbares, rein produktorientiertes Ergebnis, sondern als dokumentierter (Entwicklungs-)Prozess meiner Schreib(un-)fähigkeiten.

 
 
29 
 August 
 
2009

Schlagwörter

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Neben bisher produzierter leidiger Gebrauchslyrik, “Liebeslyrik” (wie ich diesen inflationären Begriff verabscheue), vereinzelt kleineren Theaterstücken, Schachgedichten usw. möchte ich mich nunmehr einem anderen Genre hinwenden und den Pfad der Fantasy-Literatur beschreiten.
 
Wieso aber gerade das Action-Online-Rollenspiel Diablo 2 als Hintergrund einer Erzählung?
Hierfür sprechen diverse Gründe:
 

1. organisatorischer Aspekt
Unabhängig vom Genre setzt zunächst generell ein Wettbewerb (hier ein Story-Contest) einen fixen Abgabetermin (“Deadline”) und zwingt so zur Selbstdisziplin (Zeitplanung).

 

2. motivationaler Aspekt
Die für ein Rollenspiel typische Community beschert (hoffentlich) eine garantierte Leserschaft.
Somit ist eine Textproduktion kein monologisches Niederschreiben von Gedanken ohne Widerhall, sondern ein lebendiger Dialog im Sinne eines “fiktiven Zuhörers”.

 

3. identifikatorischer Aspekt
Ein Rollenspiel gestattet die Möglichkeit, in die Rolle eines Charakters (Helden) zu schlüpfen.
Dadurch entsteht ein Höchstmaß an Authentizität.
Da ich mich für den Helden Sigon entschieden habe, sind mir durch die vorgegebenen 5 Setgegenstände gewisse Grenzen gesetzt (auch Phantasie braucht Bahnen, in die sie gelenkt werden muss), andererseits ist der Waffen- und Schmuckslot frei, der mir noch gewisse Freiräume lässt.

 

4. sprachästhetischer Aspekt
Neben dem Hack-and-Slay-Prinzip der sehr einfach gehaltenen Spielmechanik (Monster töten und niederfallende Gegenstände einsacken) offenbart sich trotz dieses “Gewaltpotentiales” durchaus eine Tendenz zu Wortkreationen, die sich dem Regelwerk der Poetik bedienen.
Ob es sich um Ortsnamen handelt oder um die Bezeichnung einzigartiger Gegenstände, ja auch sogenannte Runenwörter, oft lehnt man sich an den Daktylus mit der Silbenbetonungsabfolge betont-unbetont-unbetont, wie z.B. Dunkelwald.

Besonders hervorzuheben wäre hier:

Ortsnamen      Lut Gholein, Hallen der Toten, ferne Oase , vergessene Stadt, Kerker des Hasses, Festung des Wahnsinns, Stadt der Verdammten, Arreats Hocheb(e)ne, Hallen der Schmerzen, gefrorene Tundra

 

Gegenstände      Hand des gesegneten Lichts,Arreats Antlitz, Schnitters Tribut, Tyraels Macht

 

Runenwörter      Odem der Sterbenden, Hand der Gerechtigkeit, Heiliger Donner, Ketten der Ehre

 

5. formaler Aspekt
Ebenso besteht das Spiel aus fünft Akten wie eben das griechische Drama auch.
Daher möchte ich gerne das Gerüst des griechischen Drama für meine Erzählstruktur heranziehen und so die Handlung vorantreiben.

Aufbau des griechischen Dramas
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Kompositionsmodell des griechischen Dramas
nach Gustav Freytag

Quelle: www.techsam.de


 

1. Akt (Diablo) – Lager der Jägerinnen

In der Poetik des Aristoteles
Der 1. Akt enthält die Exposition. Der Zuschauer wird in die zeitlichen und örtlichen Verhältnisse eingeführt, er lernt die Vorgeschichte und die für die Handlung wesentlichen Personen kennen. Ebenso wird seine Aufmerksamkeit wird auf den Keim des Konfliktes und der Spannung gelenkt.

 

2. Akt (Diablo) – Die Wüstenstadt Lut Gholein

In der Poetik des Aristoteles
Im 2. Akt erfolgt das erregende Moment, die Schürzung des Knotens. Die Handlungsfäden werden verknüpft und verschlungen: Interessen stoßen aufeinander, Intrigen werden gesponnen, die Entwicklung des Geschehens beschleunigt sich in eine bestimmte Richtung, die Spannung auf den weiteren Verlauf der Handlung und auf das Ende (Finalspannung) steigt.

 

3. Akt (Diablo) – Die Docks von Kurast

In der Poetik des Aristoteles
Im 3. Akt erreicht die Entwicklung des Konfliktes ihren Höhepunkt, der Held steht in der entscheidenden Auseinandersetzung; der Umschlag, die dramatische Wende zu Sieg oder Niederlage, zu Absturz oder Erhöhung, Peripetie genannt, erfolgt.

 

4. Akt (Diablo) – Die Festung des Wahnsinns

In der Poetik des Aristoteles
Im 4. Akt fällt die Handlung auf das Ende zu (fallende Handlung). Dennoch wird die Spannung noch einmal gesteigert, indem die Entwicklung im so genannten retardierenden Moment verzögert wird. Der Held scheint doch noch gerettet zu werden (Tragödie), bzw. sein Sieg wird noch einmal in Frage gestellt (Schauspiel).

 

5. Akt (Diablo) – Die Barbarenfestung Harrogath

In der Poetik des Aristoteles
Der 5. Akt bringt dann die Lösung des Konfliktes, sei es durch die Katastrophe, den Untergang des Helden (Tragödie), sei es durch seinen Sieg und seine Verklärung (Schauspiel).

 

 
 
16 
 Mai 
 
2008

abgelegt in
Kapitel III.

 

 



Prometheus
 

Körper und Geist

Ewig entrauscht schon kristallenem Urquell des göttlichen Willens
wundersam Seele, bestrebt, Heimat im Weltenbezirk,
Wohnung in ird’schem Gefäße zu finden. Denn die Idee des
Wahren, des edleren Sinns göttlich verborgenen Seins
möchte als ew’ge Gestalterin in der Welt der Erscheinung,
in der Materie Reich einzig beheimatet sein.

Möchte gestalten der klumpen Masse sterbliche Hülle,
prägen und kunstvoll grazil Anmut verleih’n. Und die Hand
bildenden Geists formt geduldig nach höherm Prinzip das
Wesen allen Geschöpfs: Pflanze, Getier als auch Mensch.

Denn im Vergänglichen erst reift die Vernunft, sie zähmt ihrer Stoffe
wilder Mechanik und drängt zur Vervollkommung hin.


 


 

Also erhub auch Prometheus, der stolze Titanensohn sich, be-
seelten Tatendrangs voll. Denn der Leib der Erdengeschöpfe
ward noch nicht so beschaffen, dass göttlicher Geist ihn beherrschen,
gänzlich Besitz gar ergreife konnte und befriedet, bezwung’ne
Triebe in heiligem Wandel sich zeigten.

Sei’n es die Pflanzen,
oder die Tiere, die wilden, alles noch folgte dem Laster
planlosem, blindem Gefüge.

Jenes gewahrte Prometheus,
nahm drum vom Ton feuchter Grube und formte geduldig den Klumpen,
dass er fasse geschmeidige Züge von Menschengestalt, als
rühmendes Ebenbild des olympischen Herrschergeschlechtes:
 

Hände liebkosten und Finger polierten mit Gleichmaß des plumpen
Lehmkloßes schroffe Konturen, damit aus der Ungestalt Erden-
scholle mit Feingefühl die nun rundungsvolle durch Venus’
Gnaden schönheiterstehende Statur rankt und dann tonge-
brannt im Farbgewand noch lieblicher prangt schönes Kunstwerk.

 
Was jedoch nutzen dem prunken Gefäß zierlich gewundene Linien?
Was gebieren die rührenden Seufzer bei andächt’ger stiller
Wohlgestalt? Oh, nimmer mit gar weiser Einsicht erspüren
sie den rechten Pfad auf des Lebens Drangsal verschlung’nen
Wegen!

So trat die Göttin der Weisheit, Pallas Athene,
barmend hinzu und blies in das tönern Gefäß nun den Geist, und
göttlicher Funke entfachte in bisher erfahr’ner Umnachtung.

Nebst der Athene Geschenk, der Vernuft, bescherte Hephaistos,
Glieder beseelend, die Erdengebor’nen mit Fingergeschick für
klugen Werkzeuggebrauch: der Kultur empfangene Segnung.

Eins in das and’re ergossen: Der wohlgeziemeten Götter
Tracht in wohlgelungene Fleischespracht. Für das heilig
Amt nun bedacht, entsendet als ird’schen Regenten an götter-
statt, um durch frommer Sitten Bewahrung mit heilsamen Händen
treu zu verwalten das kostbare Erdengut, als Leihpfand der Götter.

 

16ter Mai 1827,  Scardanelli *