Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

9 
 November 
 
2019


 

60-minütiger Vortrag an der Hochschule vor Studenten zum Kerngedanken von Sartre. Der Existenzialismus Sartres wird lebendig und verständlich anhand vieler Beispiele erklärt. Die bedeutendsten Zitate sind als Texttafeln gut lesbar eingeblendet. Der Dozent ist Autor der gleichnamigen Buchreihe: Große Denker in 60 Minuten, die inzwischen in mehreren Sprachen weltweit erschienen ist.

Kernthesen mit Dank an Dr. Walther Ziegler


    Freiheit und Entscheidung

  • Der Mensch ist nichts anderes als das, wozu er sich macht.
    Das ist das erste Prinzip des Existentialismus.
  • Die Freiheit ist vollkommen und unendlich […]. Die einzigen Grenzen, auf die die Freiheit stößt, sind diejenigen, die sie sich selbst auferlegt.
  • Der Mensch ist nichts anderes als sein Entwurf. Er existiert nur in dem Maße, indem er sich verwirklicht.
  • Wir verwerfen […] die Theorie des folgsamen Töpfertones ebenso wie die des Triebbündels
  • Der Mensch ist dazu verurteilt, frei zu sein. Verurteilt, weil er sich nicht selbst erschaffen hat, und dennoch frei, weil er, einmal in die Welt geworfen, für all das verantwortlich ist, was er tut.
  • Wir können uns als Fliehenden, Ungreifbaren, Zögernden usw. wählen, wir können uns sogar dazu erwählen, uns nicht zu wählen.
  • Der Mensch […] kann nicht umhin zu wählen: entweder bleibt er keusch, oder er heiratet, ohne Kinder zu bekommen, oder er heiratet und hat Kinder; was er auch tut, es ist ihm in jedem Fall unmöglich, nicht die totale Verantwortung angesichts dieses Problemes zu nehmen.
  • Ich allein kann jeden Augenblick über die Tragweite der Vergangenheit entscheiden […], indem ich mich auf meine Ziele hin entwerfe (jeder ist ein Projekt), nehme ich die Vergangenheit mit mir und entscheide über mein Handeln über ihre Bedeutung. Die Vergangenheit lässt sich nicht ändern, die Bedeutung schon.
    Wir können frei entscheiden, wie wir mit unserer Entscheidung umgehen. Die vergangenen Ereignisse sind wie Perlen einer Perlenkette, die wir aufreißen können und die Perlen neu anordnen können. Die Vergangenheit wird ständig neu umgewertet (“Reframing”, siehe “Alexander der Große”).
  • Der Sinn der Vergangenheit kommt aus der Zukunft zu, denn die Kraft der Vergangenheit kommt allein durch die Kraft der Zukunft.
  • Man darf daher Trauma in der Kindheit nicht verantwortlich machen.
  • Wenn nichts mich zwingt, mein Leben zu bewahren, hindert mich nichts, mich in den Abgrund zu stürzen.
  • In der Stimmung der Angst, können wir das Nichts spüren.
  • Die Angst ist der Schwindel der (inneren) Freiheit.
  • Die Furcht hat immer einen konkreten Gegenstand (z.B. bissiger Hunde), die Angst nicht. Die Angst unterscheidet sich von der Furcht dadurch, dass die Furcht Furcht vor den Lebewesen in der Welt ist und die Angst Angst vor sich selbst.
  • In der Angst, ängstigt sich die Freiheit vor sich selbst, insofern sie […] von nichts beunruhigt oder behindert wird.
  • Die Freiheit ist eben das Nichts, das […] die menschliche Realität zwingt, sich zu machen, anstatt zu sein.
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    Von der Scham

  • Nehmen wir an ich sei aus Eifersucht aus Neugier oder lasterhafter Weise soweit gekommen, mein Ohr an die Tür zu legen oder durch ein Schlüsselloch zu spähen […]. Jetzt habe ich Schritte im Vorsaal gehört: man sieht mich. Was soll das heißen? Das soll heißen, dass ich in meinem Sein plötzlich von etwas betroffen werde und das in meinen Strukturen wesentliche Veränderungen auftreten […].
  • Die reine Scham ist nicht das Gefühl, dieses oder jenes tadelnswerte Objekt zu sein, sondern überhaupt ein Objekt zu sein, das heißt mich in jenem degradieren, abhängigen und starr gewordenen Objekt, dass ich für andere geworden bin, “wiederzuerkennen “.
  • Als Bewusstsein ist der andere für mich der, der mir mein Sein gestohlen hat, und zugleich der, der es bewirkt, dass es ein Sein “gibt” Ende, welches mein Sein ist.
  • So konstituiert mich das Gesehenwerden als ein wehrloses Wesen für eine Freiheit, die nicht meine Freiheit ist Action […]. Ich bin in Gefahr […]. Und diese Gefahr ist kein unangenehmer Zufall, sondern die dauernde Struktur meines Für-Andere-Seins.
  • Wir haben ja betont, dass die Freiheit Anderer die Grundlage meines Seins ist. Aber gerade weil ich durch diese Freiheit Anderer existiere, […] bin ich in dieser fremden Freiheit in Gefahr; sie formt mein Sein [… ], sie verleiht und raubt mir Werte. Mein Vorhaben, mein Sein wiederzuerlangen, kann nur verwirklicht werden, wenn ich mich dieser Freiheit bemächtige und wenn ich sie darauf reduziere, eine meiner Freiheit unterworfene Freiheit zu sein, dass sie uns letztlich positiv antizipiert.
  • Der Seins-Zuspruch eines Diktators beruht auf Terror und Furcht.
  • Der wahre Seins-Zuspruch findet sich in der Liebe. In der Liebe gibt es einen gegenseitigen Seins-Zuspruch.
  • Die Verführung zielt darauf ab, beim anderen das Bewusstsein seiner Nichtigkeit angesichts des bezaubernden Objektes wachzurufen.
  • Jemand, der geliebt werden möchte, muss versuchen, sich zum bezaubernden Objekt in der Welt des Gegenübers zu machen.
  • Also wünscht der Liebende nicht, den Geliebten zu besitzen, wie man eine Sache besitzt; er sucht nach einem besonderen Typus der Aneignung. er will seine Freiheit als Freiheit besitzen.
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    Das 3-fache Scheitern der Liebe

  • Wir könnten den Zustand des absolut bezauberndsten Wesens nur auf einer Insel aufrecht erhalten, ohne Konkurrenz.
  • Es gelingt uns auch nicht, die Liebe des Anderen auf Dauer zu sichern. Jede zwanghafte, dauerhafte Anbindung eines anderen an sich selbst ist – wie beim Diktator – die “Hörigkeit”. Sie speist sich nicht aus der Freiheit des anderen heraus, sondern aus dem Zwang.
  • Da in der wahren Liebe der Andere nicht abhängig gemacht wird, bleibt er frei und wir können daher nie ganz sicher sein.
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    Schulsswort

  • Der Mensch ist nicht anderes als das, was er aus sich macht.
    Er ist unabhängig von Herkunft, von finanziellen Möglichkeiten, Erziehung, Lebenserfahrungen, … kurzum: von äußere und inneren Grenzen, als nur die, die er sich selbst in seinen Entscheidungen setzt.
 
 
13 
 November 
 
2016

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Die Stoa | Philosophie
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Lebenskunst der Stoa


 

  • Der Schlüssel des Glücks liegt nicht unter der Laterne, wo wir bevorzugt suchen, sondern eher dort, wo es uns schon meist zu dunkel ist. Vielleicht liegt aber gerade an dieser Stelle der Schlüssel, den wir schon so lange vermissen. [1]Der verlorene Schlüssel oder „mehr desselben“
    Ein Betrunkener sucht unter einer Straßenlaterne seinen Schlüssel. Ein Polizist hilft ihm bei der Suche. Als der Polizist nach langem Suchen wissen will, ob der Mann sicher sei, den Schlüssel hier verloren zu haben, antwortet jener: „Nein, nicht hier, sondern dort hinten – aber dort ist es viel zu finster. Aus: “Anleitung zum Unglücklichsein (Paul Watzalwick)
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  • Die antike Philosophie verstand sich weit mehr als die heutige als Ratgeberin in praktischer Lebenskunst. Die Erkenntnis der Welt war nicht Selbstzweck, sondern sollte das Leben der Menschen verbessern. Für die Stoiker bildete daher die Ethik das Zentrum ihres Denkens.
    Sie befassten sich zwar auch mit anderen philosophischen Gebieten, vor allem mit der Logik und der Naturphilosophie, aber diese Untersuchungen standen letztlich alle im Dienste einer guten Lebensführung.
    Die Logik sollte etwa falsches Denken verhindern und die Naturphilosophie falsche Annahmen über die Natur und die Welt. Dadurch sollte vermieden werden, dass die Menschen sich aufgrund von Irrtümern Schaden zufügen, also falsch denken und auch falsch handeln und entsprechend schlechter leben.
    Logik und Naturphilosophie sollten also ein Fundament an Wissen bereit stellen für das richtige Handeln, nämlich das, was zum Glück führt.
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  • Das Ziel der stoischen Glücksphilosophie war anspruchsvoll.
    Die Stoiker wollten zeigen wie der Mensch nicht nur ab und zu, sondern dauerhaft und zuverlässig glücklich werden kann. Das Glück sollte nicht etwas sein, das einem Menschen einmal zufällig zu teil wird und dann auch wieder nicht, ohne dass er selber viel dazu tun kann, sondern jeder sollte tatsächlich – wie es unser Sprichwort sagt – seines Glückes Schmied sein.
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  • Die Stoa wollte Wege finden, wie der Mensch sein Glück selbst erwerben und auf Dauer bewahren kann. Nicht kurze Momente des Glücks waren das Ziel, sondern ein konstant glückliches Leben.
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  • Glück besteht im Erreichen aller Ziele, die man sich gesetzt hat.
    Wir sind glücklich, wenn wir all das erlangen, was wir möchten und all das vermeiden können, was wir nicht mögen.
    Unglücklich sind wir, wenn Lücken auftreten zwischen unseren Wünschen und deren Erfüllung.
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  • Wer also sicher und dauerhaft glücklich werden will, muss dafür sorgen, dass er alle seine Zwecke erreicht und alle Wünsche sich erfüllt. Wir wissen, dass dies im normalen Leben nicht der Fall ist. Der Mensch muss also etwas ändern.
    Da die natürlichen Umstände unseres Lebens sich nicht beliebig umgestalten lassen, kann dies nur die eigenen Wünsche betreffen und damit unsere Einstellung zu uns selbst und der Welt.
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  • Um alles zu können, was wir wollen, dürfen wir nur noch das wollen, was wir können.
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  • Wir dürfen unser Glück nur in Dingen suchen, die in unserer Macht stehen und immer für uns verfügbar sind. Nur auf diesem Weg ist es möglich, Enttäuschungen über nicht erfüllte Wünsche zu vermeiden und dauerhaft und sicher glücklich zu sein.
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  • Wir sollen nur das für wichtig halten, was wir aus eigener Kraft geschaffen haben oder verhindern können, ist die entscheidende Weichenstellung der stoischen Ethik mit weitreichenden Konsequenzen: Es gibt nämlich nur sehr wenige Dinge, die in unserer Macht stehen.
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  • Das Einzige also, das voll und ganz in unserer Macht steht ist unser Innenleben, unsere Seele. Und dies meint für die Stoa vor allem die Vernunft. Darüber gebieten wir. Darüber gebieten wir. Alles andere unterliegt unserem Einfluss nur begrenzt oder garnicht, angefangen von unserem Körper, über unseren Besitz bis zu allen anderen Dingen außerhalb von uns und auch dem Verhalten anderer Menschen.
    Man kann also nicht davon ausgehen, dass es immer so verfügbar ist oder sich so verhält wie wir es gerne hätten. Dann aber kann oder darf all dies nicht Gegenstand unseres Begehrens oder unserer Befürchtungen sein, denn sonst drohen Frustration und Unglücklichsein.
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  • Für unser Glück darf daher nur unser eigenes Innenleben wichtig sein: unsere Seele und unsere Vernunft, alles andere nicht.
    Damit scheiden, so befremdlich dies zumindest klingt so gut wie alle gängigen Glücksfaktoren aus.
    Wer dauerhaft und sicher glücklich sein will, muss all das, was normalerweise das Leben und Streben der Menschen prägt, als unwichtig ansehen: Reichtum, Macht, Ansehen, Gesundheit und sogar ein gesundes Familienleben.
    Für das persönliche Glück darf nichts davon ins Gewicht fallen, weil all dies nicht unserer Verfügungsgewalt unterliegt, zumindest nicht voll und ganz.
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  • So wie wir die guten äußerlichen Dinge nicht begehren sollen, so dürfen wir auch die äußerlichen Übel nicht fürchten. Wir müssen uns auch von ihnen innerlich frei machen.
    Das uns solche Übel treffen, können wir nicht verhindern, wohl aber, dass sie uns nicht innerlich berühren und unglücklich machen.
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  • Wer dies nicht erkennt und beherzigt, ist für Epiktet ein Träumer:
    “Wenn du willst, dass deine Kinder, deine Frau und deine Freunde ewig leben, bist du ein Narr.
    Denn du willst, dass du über das, worüber du nicht gebietest, DOCH gebietest.
    Und dass das, was dir nicht gehört, DOCH dir gehöre.
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  • Es gilt also zu erkennen, was nicht in unserer Macht steht und dies auch zu akzeptieren, das heißt auf solche Dinge keinen Anspruch zu erheben.
    Dann kann man nicht enttäuscht oder geschädigt werden.
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  • Entscheidend für unsere Befindlichkeit sind nicht Tatsachen, sondern unsere Meinungen darüber.
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  • Alles im Leben hängt von der Einbildung ab: Ehrgeiz, Verschwendung und Habsucht leben von ihr. Der Schmerz nicht minder. Jeder ist so unglücklich wie er zu sein glaubt. [2]Seneca
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  • Nicht die Dinge selbst beunruhigen die Menschen, sondern ihre Meinungen und Urteile über die Dinge. [3]Epiktet
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  • Wir freuen uns über Dinge, die wir als erfreulich halten.
    Traurig sind wir nur über das, was wir als betrüblich ansehen.
    Und einen Schaden erleiden wir nur, wenn wir, was geschieht, als Schaden für uns betrachten, sonst nicht.
    Dies ist kein Ausblenden der Realität, sondern deren subjektive Komponente [4]Subjektivität bezieht sich sowohl auf das Einzelwesen als auch auf die Gesellschaft als Summe von Einzelwesen.
    Die Wirklichkeit, soweit sie uns betrifft, ist immer auch unsere Wirklichkeit.
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  • Meinung und Urteile lassen sich korrigieren, also auch unsere Ansichten über das, was begehrenswert und auch das, was zu fürchten ist.
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  • Denke aber vor allem daran den Vorgängen das Aufregende zu nehmen und zu sehen, was es mit den Schach selbst für eine Bewandtnis hat. Du wirst erkennen, dass es an ihnen nichts Schreckliches gibt, außer der Furcht selbst. [5]Seneca
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  • Die Dinge sind nicht schlecht, schlecht ist nur die innere Einstellung dazu, nämlich sie für wichtig zu halten.
    Die Dinge selbst, also etwa Reichtum, Ansehen, Gesundheit und auch der Tod sind NICHT schlecht, auch nicht gut, sondern gleichgültig. Sie gehen uns nichts an, zumindest soweit es unser persönliches Glück betrifft.
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  • Die Leidenschaften und Triebe wie Hunger, Durst, sexuelle Lust, Liebe und Hass bilden die größte Gefahr für die richtige innere Einstellung, weil sie uns immer wieder in Versuchung führen, das, worauf sie sich richten, als wichtig anzusehen.
    Dennoch sind sie an sich nicht schlecht, sondern zu unserer Selbsterhaltung notwendig.
    Wir müssen sie allerdings unter Kontrolle halten, durch unsere Vernunft. [6]Affektkontrolle
    Dann bleiben wir Herr unserer selbst.
    Nicht die Affekte beherrschen uns, sondern wir sie.
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  • Ein Mensch mit stoische Haltung lebt auch im Einklang mit der Natur, weil er sich den natürlichen Gegebenheiten widerstandslos beugt, nicht aus Feigheit oder Schwäche, sondern aus Einsicht.
    Das freiwillige Akzeptieren des ohnehin Unvermeidlichen macht das Leben leichter und schöner.
    Epiktet: “Verlange nicht, dass das, was geschieht, so geschieht, wie du es wünschst, sondern wünsche, dass es so geschieht wie es geschieht und dein Leber wird heiter dahin strömen.”
    Seneca: “Glücklich ist, wer mit den Umständen, wie immer diese sind, zufrieden ist und sich mit seinen Verhältnissen angefreundet hat.
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  • Seneca: “Den Willigen führt das Schicksal, den Unwilligen zehrt es mit sich.”
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  • Das Glück, das man durch eine stoische Lebenseinstellung gewinnen ist nicht das überschäumende Glücksgefühl, das wir uns meistens unter Glück vorstellen. Dies ist nach Auffassung der Stoa aber auch garnicht erstrebenswert: Denn auf jedes Himmelhoch-Jauchzend folgt ein Zu-Tode-Betrübt [7]Sinus-Kurve des Lebens.
    Das Glück soll ein stilles und konstantes Glück sein, eine Windstille der Seele, die uns souverän macht und in heiterer Gelassenheit auf die Stürme des Lebens blicken lässt. Es ist ein Freisein von jeglicher Erregung und ein Zustand des vollkommenen inneren Friedens. Darin besteht für die Stoiker das höchste Glück des Menschen.
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  • Epiktet: “Bedenke, du musst dich im Leben wie bei einem Gastmahl benehmen. Es wird etwas herumgereicht und du kommst an die Reihe. Strecke deine Hand aus und nimm bescheiden deine Portion! Es wird weitergereicht. Halte es nicht zurück! Es ist noch nicht bei dir angelangt. Richte nicht schon von Weitem dein Verlangen darauf, sondern gedulde dich, bis die Reihe an dir ist.
    So halte es auch mit dem Verlangen nach Kindern, nach einer Frau, nach Ämtern, nach Reichtum und du wirst einst ein würdiger Tischgenosse der Götter sein.”
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  • Sag’ nie von einer Sache: “Ich habe sie verloren!”,
    sondern: “Ich habe sie zurückgegeben!
    “Dein Kind ist gestorben – es wurde zurück gegeben!
    “Deine Frau ist gestorben – sie wurde zurück gegeben!
    “Man hat mir mein Grundstück gestohlen! Nun, auch das wurde zurück gegeben!” – “Aber es ist doch ein Schuft, der es mir gestohlen hat!” – “Was schert es dich, durch wen es der Geber von dir zurück forderte? Solange er es dir zur Verfügung stellt, behandle es als fremdes Eigentum wie die Reisenden ihre Herberge!”
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  • Wir sind nur Gäste auf der Erde und sollen uns auch entsprechend verhalten und zwar durchaus im eigenen Interesse, denn dies ist der Weg zu einem dauerhaftem Glück!
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  • Praktische Übungen für den Stoiker wären: die Achtsamkeit, das Erinnern und die Sorge.
    Die Achtsamkeit ist Aufmerksamkeit auf sich selbst. Wir sollen uns ständig selbst beobachten und prüfen, ob wir die richtige Einstellung haben und uns auch entsprechend verhalten.
    Das bewusste Erinnern der Grundregeln soll man sich immer wieder aufsagen: “Für mich zählt nur mein Inneres, meine Seele und das, was mir meine Vernunft sagt. Alles andere, was außerhalb von mir geschieht, ist gleichgültig. Es geht mich nichts an, sofern es nicht in meinem Machtbereich mit meinen mir zur Verfügung stehenden Mitteln liegt, es zu beeinflussen.
    Die Sorge sorgt für die Anwendung der Grundregel auf die Ereignisse des jeweiligen Tages. Am Morgen soll man sich die voraussichtlichen Geschehnisse des Tages vergegenwärtigen und sich vornehmen und ausmalen, wie man ihnen am besten begegnet. Und am Abend soll man überprüfen, ob man sich richtig verhalten hat oder nicht.
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  • Die Stoiker versuchen, aus einer Haltung der inneren Distanz und Souveränität heraus, die eigenen Wünsche den Verhältnissen anzupassen.
  •  

Fußnoten[+]

 
 
12 
 November 
 
2016

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Aurel, Mark | Die Stoa | Philosophie
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Aus den “Selbstbetrachtungen
des Römischen Kaisers
Mark Aurel

  • Tue nicht, als wenn du tausende von Jahren zu leben hättest, der Tod schwebt über deinem Haupte!
    Solange du noch lebst, solange du noch kannst, sei ein rechtschaffender Mensch!
  • Die Menschen sind füreinander da. Also belehre oder dulde sie!
  • Lebe weit entfernt vom gewöhnlichen Luxus der Großen!
  • Alle Körper nehmen durch das Weltall wie auf einem Strom ihren Lauf und sind wie die Glieder unseres Leibes untereinander so mit jenem Ganzen verbunden und zusammenwirkend.
  • Viele große Denker hat schon der Zeitenlauf verschlungen.
    Dieser Gedanke sei dir beim Anblick jedes Menschen und jedes Gegenstandes gegenwärtig.
    Welch kleines Teilchen der unendlichen und unermesslichen Zeit ist jedem zugemessen und wie plötzlich wird es wieder von der Ewigkeit verschlungen?
    Was für ein winziges Teilchen ist der Mensch im Verhältnis zum Weltganzen?
    Welch kleines Teilchen von der ganzen Weltseele?
    Wie klein ist endlich das Erdenklümpchen, auf dem du umherkriechst?
    Dies alles bedenke und halte dann nichts für groß als das: Zu tun, was deine Natur dich leitet und zu leiden wie die Allnatur es mit sich bringt!
  • Die Urkraft des Weltganzen ist wie ein gewaltiger Strom, der alles mit sich fortreißt.
    Wie unbedeutend sind selbst diejenigen Staatsmänner, die die Geschäfte nach den Regeln der Weltweisheit zu lenken wähnen.
  • Oh, Eitelkeit, was willst du?
    Tue doch, was gerade jetzt die Natur von dir fordert!
    Wirke, solange du kannst und blicke dich nicht um, ob’s auch einer erfahren wird.
  • Die Philosophie lehrt mich Einfachheit und Bescheidenheit.
    Fort mit vornehm tuender Aufgeblasenheit!
  • Sei zufrieden, wenn es auch nur ein klein wenig vorwärts geht und halte auch einen solchen kleinen Fortschritt nicht für unbedeutend!
  • Die Allnatur bildet aus der körperlichen Gesamtmasse wie der Künstler aus Wachs ein Pferd, bald schmilzt sie es wieder ein und verwendet den selben Stoff mit zur Hervorbringung eines Baumes, dann eines Kindes und wieder eines anderen Wesens.
    Jedes der selben hat jedoch nur auf kurze Zeit Bestand.
  • Die Natur steht niemals gegen die Kunst zurück. Vielmehr sind die Künste Nachahmerinnen der Natur und wenn dies so ist, dürfte die vollkommenste und alles andere umfassende Natur der künstlerischen Geschicklichkeit nicht nachstehen.
    Alle Künste aber verfertigen das Unvollkommene und des Vollkommenen willen. So verfährt auch die Allnatur.
  • Alles ist verwandt und miteinander verbunden.
    Alles Dinge, die irgend etwas Gemeinschaftliches haben, streben zur Vereinigung hin:
    Was von der Erde ist, neigt sich zur Erde.
    Das Feuchte und gleichermaßen alles Luftige fließt zusammen, sodass es der Gewalt bedarf, um solche Stoffe auseinander zu halten.
    Das Feuer zwar hat seinen Zug nach oben, doch ist es zugleich geneigt, mit jedem hier befindlichem Feuer sich zu entzünden, sodass alle Stoffe, die nur einigermaßen trocken sind, leicht in Brand geraten.