Lyrik ~ Klinge
    Versuch einer Dichtung            

12 
 August 
 
2016


 

DICHTUNG Rainer Maria Rilke
LESUNG Bettina Radener
BEREITSTELLUNG LYRIK & MUSIK



Es gibt so wunderweiße Nächte,
Drin alle Dinge Silber sind.
Da schimmert mancher Stern so lind,
Als ob er fromme Hirten brächte
Zu einem neuen Jesuskind.

Weit wie mit dichtem Diamantenstaube
Bestreut, erscheinen Flur und Flut,
Und in die Herzen, traumgemut,
Steigt ein kapellenloser Glaube,
Der leise seine Wunder tut.

 
 
7 
 August 
 
2016

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Weinheber, Josef
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DICHTUNG Josef Weinheber
LESUNG Oskar Werner


 

Wir Künstler zeigen euch das Sein
als Wort und Farbe, Ton und Stein
Wir einsam, übersehn, verkannt
baun uns aus Traum ein Heimatland
und teilen jedem, der da will
von gottnahähnlichem Gefühl.

Der Weg ist Leid, der Ruhm ist Trug
im Werkrausch bleibt uns Lohn genug
nach dieser überbittern Zeit
die Hoffnung auf Unsterblichkeit.

Uns ist der Mond, die Stille lieb
wir hassen Taglärm und Betrieb.
In unsrer reichen Armut sind
wir Kind und Kind und wieder Kind.

Wir sehnen uns von früh bis spät
nach jenem Herzen, das versteht
und ist es da und sagt es ja,
bringt uns dies Glück dem Tode nah.
Im Anfang war die Leidenschaft,
Gott segne uns die Schöpferkraft.

 
 
6 
 August 
 
2016


 

O welt! ich muß dich lassen,
Ich fahr’ dahin mein’ straßen
In’s ew’ge vaterland;
Mein’n geist will ich aufgeben,
Dazu mein leib und leben
Setzen in Gottes gnäd’ge hand.

Mein’ zeit ist nun vollendet,
Der tod das leben endet,
Sterben ist mein gewinn;
Kein bleiben ist auf erden,
Das ew’ge muß mir werden:
Mit fried und freud’ ich fahr’ dahin.

Ob mich gleich hat betrogen
Die welt, von Gott gezogen
Durch schand’ und büberei,
Will ich doch nicht verzagen,
Sondern mit glauben sagen,
Daß mir mein’ sünd’ vergeben sei.

Auf Gott steht men vertrauen,
Sein antlitz will ich schauen,
Wahrlich, durch Jesum Christ,
Der für mich ist gestorben,
Des Vaters huld erworben,
Mein mittler er auch worden ist.

Die sünd’ mag mir nicht schaden,
Erlös’t bin ich aus gnaden,
Umsonst durch Christi blut.
Kein werk kommt mir zu frommen,
So will ich zu ihm kommen
Allein durch wahren glauben gut.

Ich bin ein unnütz knechte,
Mein thun ist viel zu schlechte,
Denn daß ich ihm bezahl’
Damit das ew’ge leben,
Umsonst will er mir’s geben,
Und nicht nach mein’m verdienst und wahl.

Drauf will ich fröhlich sterben,
Das himmelreich ererben,
Wie er’s mir hat bereit’t.
Hier mag ich nicht mehr bleiben,
Der tod thut mich vertreiben,
Mein’ seele sich vom leibe scheid’t.

Damit fahr’ ich von hinnen,
O welt! thu’ dich besinnen,
Denn du mußt auch hernach;
Thu’ dich zu Gott bekehren,
Und von ihm gnad’ begehren,
Im glauben sei du auch nicht schwach.

Die zeit ist schon vorhanden,
Hör’ auf von sünd’ und schanden,
Und richt’ dich auf die bahn
Mit beten und mit wachen,
Sonst all’ irdische sachen
Sollt du gutwillig fahren lan.

Das schenk’ ich dir am ende:
Ade! zu Gott dich wende,
Zu ihm steht mein’ begier.
Hüt’ dich für pein und schmerzen,
Nimm mein’n abschied zu herzen,
Mein’s bleibens ist jetzt nicht mehr hier.

 

Dichter  Johann Hesse   |   Sprecher  Jürgen Fritsche